Kirmes an der Oberen Saar Bliesransbach im Ausnahmezustand

Bliesransbach · Felix Gusenburger und Thomas König sind der jüngste und der älteste Kirwebub. Sie feiern das höchste Fest des Jahres.

 Felix Gusenburger (links) ist zum ersten Mal Kirwebub in Bliesransbach. Thomas König (rechts) ist hingegen bereits ein Routinier. Er ist in diesem Jahr zum 40. Mal dabei.

Felix Gusenburger (links) ist zum ersten Mal Kirwebub in Bliesransbach. Thomas König (rechts) ist hingegen bereits ein Routinier. Er ist in diesem Jahr zum 40. Mal dabei.

Foto: Heiko Lehmann

So gut wie jeder Ort im Regionalverband Saarbrücken feiert in jedem Jahr Kirmes. Tradition, Fahrgeschäfte auf den Marktplätzen, gut gefüllte Gasthäuser und Unterhaltung für die ganze Familie – die Kirmes wird von Ort zu Ort verschieden, mal kleiner und mal größer, gefeiert. Was in Bliesransbach zurzeit los ist, sprengt wie in vielen Jahren zuvor alle Rahmen. Seit dem gestrigen Sonntag wird dort die „Kirb“ gefeiert. „Ich warte schon seit Jahren auf den Tag, an dem ich das erste Mal Kirwebub sein darf. Jetzt ist es endlich soweit. Das mag für Außenstehende vielleicht komisch klingen, aber bei uns ticken die Uhren da anders“, sagt Felix Gusenburger mit einem Funkeln in den Augen.

Erst mit Vollendung des 18. Lebensjahrs darf man in Bliesransbach Kirwebub werden und somit in eine Jahrhunderte alte Tradition eintauchen. „Geburtstag, Ostern und Weihnachten sind damit nicht zu vergleichen. Die Kirb ist das Höchste, was es gibt“, sagt Felix, der in diesem Jahr 18 Jahre alt wurde und seit Sonntag das erste Mal dabei sein darf – mit 42 weiteren Kirwebuwe wohlgemerkt. Um zwölf Uhr trafen sich die Männer und gingen zuerst zum Friedhof und ehrten die gestorbenen Kirwebuwe. Danach ging es in die Gasthäuser und zum offiziellen Ausgraben der Kirmes auf den Marktplatz. Um 14.30 Uhr wurde vor 200 Menschen bei der Kirmesrede, das Bliesransbacher Dorfleben durch den Kakao gezogen.

„Unsere Kirb fängt eigentlich schon vier Wochen früher an. Dann werden in regelmäßigen Sitzungen die Ämter der Kirwebuwe vergeben und die ganze Kirmes organisiert“, erklärt Thomas König. Der 56-Jährige ist in diesem Jahr zum 40. Mal Kirwebub. „Es geht im Prinzip schon zu Jahresbeginn los, wenn man seinen Urlaub plant. Die Kirmes ist das Höchste in Bliesransbach, da muss man sich einfach frei nehmen“, sagt der Chemielaborant beim Landesamt für Umweltschutz. Thomas ist mit 56 Jahren der älteste Kirwebub, Felix mit 18 Jahren der jüngste. „Das spielt an der Kirb keine Rolle. Wir feiern alle zusammen und lassen die Tradition hochleben. So etwas schweißt den ganzen Ort auch zusammen“, erklärt Thomas.

Um 20 Uhr wurde am Sonntagabend der Kirmesstrauß ausgetanzt. Wer von den Kirwebuwe den Strauß in der Hand hält, wenn der Wecker zum Tanzende klingelt, der muss 50 Liter Bier spendieren. „Für die Kirmes muss man schon ein bisschen Geld sparen. Wer zu spät kommt, Regeln missachtet oder Fehler bei den offiziellen Programmpunkten macht, wird zu Kasse gebeten“, erklärt Felix, der in der Ausbildung zum Schreiner ist. Der heutige Kirwe-Montag ist so etwas wie der höchste Feiertag im Ort. Von zehn Uhr bis weit in die Nacht feiern die Kirwebuwe mit vielen hunderten Menschen im Ort. Am Dienstagmorgen um zehn Uhr geht es weiter. „Da muss man schon ein bisschen auf die Zähne beißen, aber Kirmes ist nur einmal im Jahr“, sagt Thomas König. Am Dienstagabend ziehen die Kirwebuwe noch einmal durch alle Kneipen, danach zum Ortsvorsteher, zum Schnapsbrenner, in die Garage des Kirweleiters und anschließend zur offiziellen Beerdigung der Kirmes auf den Marktplatz.

Dort werden dann der Kirmesbaum und die Hüte der Kirwebuwe auf dem Marktplatz verbrannt und das höchste Fest der Bliesransbacher ist für ein Jahr Geschichte. „An die Beerdigung möchte ich noch gar nicht denken, dann ist ja alles vorbei. Ich freue mich jetzt erst einmal auf die nächsten beiden Tagen und hoffe, dass ich ich mich bei meiner Premiere nicht ganz so schlecht anstelle. Mein Vater und mein Opa waren schon Kirwebuwe. Da steht man natürlich unter Beobachtung“, sagt Felix Gusenburger, während er das bislang größte Fest seines Lebens feiert.

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