Corona-Virus Händler an der Grenze vermissen Franzosen

Kleinblittersdorf · Ausgangssperre in Frankreich zeigt Wirkung. Viele Läden haben weniger Kundschaft. Aber es gibt auch andere Beispiele.

Wo die Autos ansonsten dicht an dicht parken, gibt es vor den Supermärkten an der Oberen Saar zurzeit große Lücken.

Wo die Autos ansonsten dicht an dicht parken, gibt es vor den Supermärkten an der Oberen Saar zurzeit große Lücken.

Foto: Heiko Lehmann

Die Parkplätze sind fast leer vor den grenznahen Supermärkten in Kleinblitterdorf und Rilchingen-Hanweiler. Je nach Tageszeit herrscht dort eine richtige Geisterstimmung.

Eingebrochen sind die Kundenzahlen zunächst am vergangenen Montag, als Deutschland wegen des Coronavirus die Grenze nach Frankreich schloss. Zwar war die Schließung an der Oberen Saar erst einmal lückenhaft, aber die Supermärkte spürten den Rückgang sofort.

„Und als in Frankreich am Dienstag die Ausgangssperre in Kraft trat, waren auf einen Schlag noch weniger Kunden da. Wir haben immer noch geöffnet und verkaufen Lebensmittel, aber es kommen etwa 40 Prozent weniger Kunden“, sagt Edeka-Filialleiter Stefan Lonsdorfer in Rilchingen-Hanweiler.

Nebenan ist ein Drogeriemarkt. Gegen 17 Uhr stehen dort die Kunden normalerweise in langen Schlangen an den Kassen, und der Laden ist proppenvoll. In Frankreich sind Drogerieartikel wesentlich teurer als in Deutschland. Am Donnerstag um 17 Uhr waren zwei Verkäuferinnen und zwei Kunden im Laden.

Rebekka Müller-Winter aus Bliesmengen-Bolchen kaufte am Donnerstag ein. „Ich gehe für unsere Familie ganz normal zweimal pro Woche einkaufen. Ich halte nichts von Hamsterkäufen. Ich bin mir sicher, dass in Deutschland die Grundversorgung immer gegeben sein wird. Es ist auf der einen Seite beängstigend, dass so wenige Leute hier sind, auf der anderen Seite ist es mal ganz entspannend, in Ruhe einzukaufen zu gehen.“

Kleinblittersdorf und Rilchingen-Hanweiler haben in Grenznähe sechs große Lebensmittel-Märkte – drei in jedem Ort.

In Kleinblittersdorf gibt es weitere wichtige Geschäfte wie einen Drogeriemarkt, einen Friseur, ein Blumen- und Modegeschäft sowie zwei Schuh-Anbieter.

 Während fast überall im Grenzraum die Kunden wegbleiben, hat Christoph Vostal im Bliestal-Markt in Bliesransbach mehr zu tun als vor einer Woche.

Während fast überall im Grenzraum die Kunden wegbleiben, hat Christoph Vostal im Bliestal-Markt in Bliesransbach mehr zu tun als vor einer Woche.

Foto: Heiko Lehmann

In Rilchingen-Hanweiler ergänzen ein Drogeriemarkt und ein Kleider-Discounter die Einkaufsmöglichkeiten. Betreiber und Kunden sind sich einig, dass es diese Geschäftsdichte nur wegen der vielen Franzosen gibt, die bis Dienstag täglich nach Deutschland zum Einkaufen strömten. Jetzt bleiben diese Kunden weg. Und die Umsätze brechen ein. Doch das ist nicht überall in der Gemeinde an der Oberen Saar so. Der Bliestal-Markt im Kleinblittersdorfer Ortsteil Bliesransbach ist ein klassischer Dorfladen, und er hat derzeit fast täglich mehr Kunden: „Zu uns kommen Menschen aus dem Ort, die wir schon ewig nicht mehr gesehen haben“, sagt Christoph Vostal, der stellvertretende Leiter der Bliestal-Marktes. Lieferengpässe gebe es nicht mehr, ergänzt Vostal und blickt zurück. „Vor zwei Wochen war es noch schlimm, als die Menschen zu Hamsterkäufen kamen und die Regale leerräumten. Das Kaufverhalten hat sich aber geändert. Es ist wieder Normalität eingekehrt.“

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