Ein besonderes europäisches Jubiläum 25 Jahre gute Freundschaft an der Grenze

Reinheim/Saarpfalz-Kreis · Der Verein „Begegnungen an der Grenze“ wird 25 Jahre alt. Das wird an diesem Mittwoch, 3. November, im Kulturpark in Reinheim feierlich begangen. Und es gibt eine Ausstellung mit Holzschnitzarbeiten eines polnischen Künstlers.

Der Europäische Kulturpark hat nicht nur archäologische Funde sondern eine interessante Grün-Gestaltung zu bieten. Inzwischen ist er gut bekannt. Vor 25 Jahren war das noch nicht so.

Der Europäische Kulturpark hat nicht nur archäologische Funde sondern eine interessante Grün-Gestaltung zu bieten. Inzwischen ist er gut bekannt. Vor 25 Jahren war das noch nicht so.

Foto: Wolfgang Henn

Was aus einer guten Idee werden kann, zeigt das nunmehr 25-jährige Bestehen des Vereins „Begegnungen an der Grenze“. Es sind innerhalb der vergangenen 25 Jahre nicht nur bekannte Künstler und Musiker in die Saarpfalz gekommen, es gab auch zahlreiche Schüleraustausche und Klassenfahrten nach Polen und nach Frankreich – und auch die Keimzelle der Freundschaft zwischen dem Saarpfalz-Kreis und dem polnischen Partnerkreis Przemysl liegt in diesem Verein begründet.

Angefangen habe alles mit der Idee, „dass Archäologie alleine nicht reicht“, erinnert sich Hans Bollinger, der erste Vorsitzende des Vereins. Der damalige Landrat Clemens Lindemann sei gerade dabei gewesen, den Europäischen Kulturpark Bliesbruck-Reinheim international bekannt zu machen, „und er fand, dass man neben den Ausgrabungen auch noch ein weiteres kulturelles Standbein brauche, etwas Modernes, zum Beispiel Musik und Kunst.“

Für Hans Bollinger, der gerade im Bereich Musik bestens vernetzt ist, war das kein Problem, zumal Bollinger auch Mitbegründer und Kopf der Musikgruppe Espe war, die von 1976 bis 1993 nationale und internationale Auftritte hatte und zahlreiche Schallplatten publizierte.

Im Sommer 1996 traf Bollinger auf einer Reise nach Polen die Jazz Band Ball Orchestra in einem Krakauer Club – und da wurde die Idee geboren, die Begegnungen an der Grenze auszuweiten zu „Begegnungen auf der Grenze/Rencontres à la frontière/Spotkania na granicy“, also Polen mit ins Boot zu nehmen, eine Art trinationales Programm, „eine Art Weimarer Dreieck“, sagt Bollinger.

Von seiner langjährigen Stelle als Rektor der Gersheimer Gesamtschule wechselte er 2008 auf den Posten des Geschäftsführers des Ökologischen Schullandheimes Spohns Haus in Gersheim. „Seither sind Gersheim, und auch andere Orte im Bliesgau zu Begegnungsstätten internationalen Austauschs und kultureller Ereignisse geworden. Neben zahlreichen lokal bedeutenden Künstlern hat es Konzerte beispielsweise mit Hannes Wader, Georges Moustaki, Klaus Hoffmann oder Konstantin Wecker gegeben“, schreibt der Chronist Wolfgang Degott.

Dies alles wird gewürdigt, wenn am Mittwoch, 3. November, der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans, der Präsident des Départements Moselle, Patrick Weiten, der Generalkonsul der Republik Polen, Jakub Wawrzyniak und Landrat Theophil Gallo im Museum des Europäischen Kulturparks zu einer kleinen Feier zusammenkommen.

Natürlich darf die „Gründungsband“, das Krakauer Ball Orchestra, nicht fehlen, es ist übrigens die älteste Jazz-Band Polens und wird als Gast den Hobby-Jazzer Professor August Wilhelm Scheer mit dabei haben. Ebenso sind Noel Walterthum aus Frankreich und Jecek Telus aus Polen für die musikalische Begleitung zu Gast.

Es ist eine Jubiläums-Veranstaltung für geladene Gäste „solche, die sich innerhalb der letzten 25 Jahre um die Begegnungen an der Grenze verdient gemacht haben, die uns begleitet, gefördert und unterstützt haben“, sagt Bollinger.

Doch es gibt noch weitere Glanzpunkte zum Jubiläum. So wird der polnische Holzschnitzer Eugeniusz Zegadlo vom vom 7. November bis 5. Dezember seine Werke im Gut Königsbruch in Bruchhof ausstellen.

Eugeniusz Zegadlo gehört zu den bekanntesten und bedeutendsten Schnitzern Polens und stammt aus einer Familie, in der das Schnitzen eine lange Tradition hat, erklärt Bollinger.

Ursprünglich waren es Holzspielsachen, die er geschnitzt hat, bevor er sich der sakralen Kunst widmete. Später erweiterte er die Themen, schnitzte Hexen und Teufel sowie die ersten Reliefs. Im Laufe seines künstlerischen Schaffens konzentrierte er seine Aufmerksamkeit auch auf profane Themen und realisierte Vertreter verschiedener Berufe in Holz. Bei „Begegnungen auf der Grenze“ ist er kein Unbekannter, er stellte er in den vergangenen 20 Jahren immer wieder mal aus. Die Ausstellung aus Gut Königsbruch wird am 7. November um 11 Uhr eröffnet. Robert Leonardy übernimmt die musikalische Umrahmung und wird Werke von Frédéric Chopin, Ferruccio Busoni und Andrzej Schulz-Evler spielen. Die Laudatio hält Jürgen Ecker. Öffentlich ist auch die Finissage am 5. November um 11 Uhr. Da der ursprünglich vorgesehene polnische Chor nicht kommen kann, werden einige saarländische Preisträger von „Jugend musiziert“ die musikalische Umrahmung übernehmen.

Hans Bollinger (rechts) bei einer seiner vielen deutsch-polnischen Begegnungen in Spohns Haus in Gersheim, hier mit Jerzy Wegrzynowski.

Hans Bollinger (rechts) bei einer seiner vielen deutsch-polnischen Begegnungen in Spohns Haus in Gersheim, hier mit Jerzy Wegrzynowski.

Foto: VEUBE
Eugeniusz Zegadłos bunt bemalte Skulpturen sind immer aus einem einzigen Stück Lindenholz geschnitzt.

Eugeniusz Zegadłos bunt bemalte Skulpturen sind immer aus einem einzigen Stück Lindenholz geschnitzt.

Foto: Begegnungsverein

Anmeldung ist erforderlich unter info@begegnungen-auf-der-grenze.eu oder auf der Nummer (0171) 2 61 31 23 (per WhatsApp). Es gilt die 3-G-Regelung. Parken an Gut Königsbruch geht nur über die Bechhofer Straße.

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