Zu Gast auf dem Neukahlenberger Hof in Blieskastel Aus Bio-Milch wird der Gollensteiner

Blieskastel · Umwelt-Staatssekretär zu Besuch auf dem Neukahlenberger Hof: Informativer Rundgang mit Besichtigung der Käserei.

 Dick ausgepolstert ist dieser Schweinestall, in dem Mutter Sau fünf Ferkel säugt. Da liegt sie geduldig in sichtlich entspannter Atmosphäre.

Dick ausgepolstert ist dieser Schweinestall, in dem Mutter Sau fünf Ferkel säugt. Da liegt sie geduldig in sichtlich entspannter Atmosphäre.

Foto: BeckerBredel

Schönstes Wetter. Und eine wahrlich entspannte Atmosphäre – vom Chef bis zum Schäfchen. Und das nicht etwa in einer Wellness-Oase, sondern auf dem Neukahlenberger Hof zwischen Mimbach und Böckweiler. Wir sind hier zu Gast und schauen uns um. Zuvor jedoch ist unumgänglich: der allgegenwärtige Test, den Werkstattleiterin Franziska Theobald vornimmt.

Alle, die dann als clean gelten, dürfen das 100 Hektar große Gelände betreten. 70 Prozent Grünland, 30 Prozent Ackerfläche mit Hafer, Dinkel und Triciciden Erbsen, die als Viehfutter verwendet werden. Es gibt einen Wohnbereich für die hier arbeitenden Menschen mit Assistenzbedarf – also mit einer geistigen Beeinträchtigung. Und Stallungen – man erfährt hier sehr viel mehr, als sich in der Außenansicht erahnen lässt.

Zum „Tag der Milch“ ist an diesem Dienstagmorgen Umwelt-Staatssekretär Sebastian Thul gekommen. Empfangen wird er von Bernd Andre, Geschäftsführer der Neue Haus Sonne gemeinnützige GmbH mit Sitz in Waldheim. Sie unterhält den Neukahlenberger Hof, einen Demeter-Betrieb.

Druckfrisch brachte gerade das Ministerium für Umwelt- und Verbraucherschutz passend zum Thema eine neue Broschüre heraus, die Wege aus der Lebensmittelverschwendung weist – inklusive Ideen zur Weiterverarbeitung von Resten aus dem Kühlschrank. Beispielsweise gut zu wissen – auch wenn das Mindestdatum schon abgelaufen ist: Solange bei Joghurt und Quark kein Schimmel oder auch Hefen an der Oberfläche erkennbar sind, sind die Produkte nicht verdorben. Weit nach Ablauf des Haltbarkeitsdatums sind sie häufig noch zu verzehren.

Doch zunächst mal zum Defilee der Milchkühe. 30 an der Zahl kommen auf Zuruf aus den Stallungen und machen sich sehr diszipliniert auf zum Fressen im grünen Gelände. Der Regen der letzten Wochen hat dem Hof sehr gutgetan, saftige Weiden warten auf die Rinder. Bernd Andre erklärt, dass die Tiere ihre Hörner behalten dürfen oder besser gesagt müssen. Die Milch, die die Kühe erzeugen, werden zu 100 Prozent zu Frischkäse, Quark, Joghurt und Käse verarbeitet.

„Höher, weiter, schneller – das gibt es bei uns nicht“, sagt Bernd Andre und erklärt mit Hof-Koordinatorin Lena Krause die Eckpfeiler des Betriebes, den man vor vier Jahren nach dessen Insolvenz übernommen habe. Gemütliche Gelassenheit kann man bei insgesamt 15 Schweinen beobachten, und drei Schafe machen sich als Rasenmäher nützlich. Der Neukahlenberger Hof ist laut Geschäftsführer dabei, Freilaufflächen für alle seine Tiere zu schaffen. Und sich Legehennen zuzulegen.

Kommen wir zur Käserei und zu deren Anleiterin Soledad Lagos, eine Frau, die mit glühender Leidenschaft die Vorgänge erklärt. Alles ist Handarbeit, erfahren die Gäste, gerade füllen ihre Schützlinge Dominique und Norman in bester Laune den Quark in Gläser. Seit 20 Jahren arbeitet die vor Enthusiasmus sprühende Frau bei der Neue Haus Sonne gGmbH. Eine „unglaublich große Nachfrage“ nach der auf dem Hof hergestellten Butter erlebt sie, es gibt sogar eine Warteliste für die Kunden, die sich freuen, wenn die Buttermaschine alles gibt.

Und nun geht es in die erste „Schatzkammer“. Da lagern die Käselaibe, die in der Reife sich befinden. Ein gutes Stück kälter ist es in der zweiten „Schatzkammer“. Sie beherbergt die Produkte, die schon ausgereift sind: Schnittkäse, einmal fest, einmal halbfest, der Sommerrad-Gouda und andere Köstlichkeiten, die die Besucher am Ende der Besichtigungstour probieren dürfen. Nicht zu vergessen den herzhaften Gollensteiner, der einen schönen Bezug zum Bliesgau herstellt.

Die beste Werbung für den Käse mache übrigens der Blieskasteler Spitzengastronom Cliff Hämmerle samstagsabends im Fernsehen, sagt Bernd Andre und lächelt zufrieden. (SR, „Mit Herz am Herd“). Stets habe er Käse vom Neukahlenberger Hof im Repertoire, das ziehe dann auch einen entsprechenden Ansturm der Kunden nach sich.

Und den Käse in seiner ganzen Vielfalt gibt es wo? Natürlich im kleinen, feinen Hofladen vor Ort und in dem in Walsheim, darüber hinaus sind sämtliche Produkte auch in vielen Bioläden zu finden, mehrmals in Saarbrücken, in St. Ingbert, Blieskastel, Heusweiler und Ottweiler.

Zwischendrin erfahren wir noch, dass beim Schlachten der Tiere im Hunsrück ein Demeter-zertifizierter Metzger zu Werke geht. Da geht es um den sorgsamen Umgang mit dem Schlachtvieh und um die Weiterverarbeitung mit Gewürzen und anderen Zutaten. Dass die Tiere beim Transport nicht leiden, das erklärt den Gästen Lena Krause.

 Die Gäste auf dem Kahlenberger Hof durften am Dienstag auch das Kälbchen bestaunen, das gerade mal einen Tag auf der Welt war.

Die Gäste auf dem Kahlenberger Hof durften am Dienstag auch das Kälbchen bestaunen, das gerade mal einen Tag auf der Welt war.

Foto: BeckerBredel
 Das Defilee der Kühe: Alle 30 kamen auf Zuruf aus ihren Stallungen und begaben sich aufs Grünland um zu fressen. Sie sind tagsüber in Freiheit.

Das Defilee der Kühe: Alle 30 kamen auf Zuruf aus ihren Stallungen und begaben sich aufs Grünland um zu fressen. Sie sind tagsüber in Freiheit.

Foto: BeckerBredel
 Zum „Tag der Milch“ besuchte Umwelt-Staatssekretär Sebastian Thul (links) den Neukahlenberger Hof. Ihn empfing Geschäftsführer Bernd Andre.

Zum „Tag der Milch“ besuchte Umwelt-Staatssekretär Sebastian Thul (links) den Neukahlenberger Hof. Ihn empfing Geschäftsführer Bernd Andre.

Foto: BeckerBredel
 Vor allem in Bioläden im Saarland findet man die schmackhaften Käsesorten und andere Produkte vom Kahlenberger Hof vor. Eine Broschüre des Umweltministeriums hilft derweil dabei, Lebensmittel nicht zu verschwenden, sondern die Reste sinnvoll zu verwerten.

Vor allem in Bioläden im Saarland findet man die schmackhaften Käsesorten und andere Produkte vom Kahlenberger Hof vor. Eine Broschüre des Umweltministeriums hilft derweil dabei, Lebensmittel nicht zu verschwenden, sondern die Reste sinnvoll zu verwerten.

Foto: Michèle Hartmann

Und schon ist die informative, eineinhalbstündige Besichtigungstour zu Ende mit dem Spruch des Geschäftsführers in Anlehnung an den Slogan einer großen Verbraucherkette: „Wir lieben Lebensmittel.“ Hier zumindest scheint das zu stimmen.

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