Saarbrücken „Den Tod in die Arbeit einziehen lassen“

Saarbrücken · (gue) „Die größte Masse in meinen Hängeskulpturen besteht aus Luft, daher ist die Begrenzung immer ein wenig fließend, aber mit dieser hier wollte ich unbedingt, dass die Grenze zwischen dem Werk und dem Betrachter noch weniger klar definiert ist“, erzählt die in Großbritannien lebende, irische  Künstlerin Claire Morgan über eines ihrer Werke in der Saarbrücker Modernen Galerie.

 Die irische Künstlerin Claire Morgan bei Aufbauarbeiten in der Modernen Galerie (Saarbrücken), wo sie ab 10. Juli ausstellt. 

Die irische Künstlerin Claire Morgan bei Aufbauarbeiten in der Modernen Galerie (Saarbrücken), wo sie ab 10. Juli ausstellt. 

Foto: Iris Maria Maurer

Es ist riesig, besteht aus beweglichen Plastik-Schnipseln. „Es war mir wichtig, den Wal in Lebensgröße zu präsentieren“, erzählt die Künstlerin. Die Idee zum Werk entstand, nachdem die Künstlerin am Strand einen angeschwemmten Wal gesehen hatte.

Immer wieder nutzt die 41-Jährige in ihrem Werk ausgestopfte Tiere. Diese sind meist Straßenfunde und wurden von ihr selbst präpariert: Vögel, Rotwild und immer wieder Füchse. Anfangs abgestoßen erkannte Morgan zunehmend die subtilen Eigenschaften des Materials: „Die Verwendung von natürlichen Materialien bedeutet für mich“, so Morgan, „den Tod in die Arbeit einziehen zu lassen und mich den subtilen Eigenschaften der Dinge und der Macht der Zeit zu stellen.“

Zeichnungen von Morgan ergänzen das bildhauerische Werk. Sie nutzt Papier als Untergrund für die Präparation von Tierkadavern und schleift oder rollt diese darüber. Anschließend ergänzt sie die entstandenen Abdrücke und Spuren aus Fell und Körpersäften mit zeichnerischen Elementen. Es entstehen Werke voll roher Kraft und Brutalität, in denen gestische Abstraktion und figurative Wirklichkeit verschmelzen.

Im Obergeschoss zeigt Morgan eine Arbeit aus einer Werkserie, die sie während des Corona-Lockdowns begann. Freimütig erzählt sie von Verletzungen und Misshandlungen in Kindheit und Jugend, die sie in den neuen Werken verarbeitet.

„Joy in the Pain“ (dt.: „Freude im Schmerz“) heißt die Ausstellung – und der Titel ist gut gewählt. In Morgans Werk geht es um Gegensätze: Leben und Tod, Schönheit und Gewalt, Mensch und Natur.

Claire Morgan: „Joy in the Pain“, Moderne Galerie Saarbrücken, von Samstag, 10. Juli bis  6. Februar 2022.

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