Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücker Orchester steuert nächste Saison Kurs Nord-Nord-Ost

Saarbrücken · Nach der Corona-Zwangspause setzt die Deutsche Radio Philharmonie wieder auf eine (fast) normale Saison – Chefdirigent Inkinen bringt aus Bayreuth Top-Sänger mit.

 Hoffentlich bald wieder in voller Besetzung im Konzertsaal: Die Deutsche Radio Philharmonie mit ihrem Chefdirigenten Pietari Inkinen. 

Hoffentlich bald wieder in voller Besetzung im Konzertsaal: Die Deutsche Radio Philharmonie mit ihrem Chefdirigenten Pietari Inkinen. 

Foto: DRP/Werner Richner/Werner Richner

So ganz ist der Ausnahmezustand leider doch noch nicht passé. Obwohl die Inzidenzzahlen zuletzt konsequent nach unten gingen. Und man auch bei der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserlautern (DRP) für die Saison 2021/22 wieder auf ein (fast) normales Konzert-Jahr hofft. So richtig mit Publikum in der Saarbrücker Congresshalle und auf dem Halberg im großen Sendesaal. Dennoch präsentierte die DRP diesen Freitag ihr neues Programm erstmal nur virtuell. Kurz vorm Saisonstart im September wollen Orchestermanagerin Maria Grätzel und Chefdirigent Pietari Inkinen das rund 60 Konzerte umfassende Programm dann nochmal persönlich vorstellen. Wenn klarer ist, ob der Herbst vielleicht noch böse Corona-Überraschungen bringt.

 Der aktuelle Chef: Pietari Inkinen ist in der fünften Saison Chefdirigent der DRP.

Der aktuelle Chef: Pietari Inkinen ist in der fünften Saison Chefdirigent der DRP.

Foto: DRP-Orchester/Richner/Werner Richner

Dann hat Inkinen, in seinem fünften Jahr mit dem Saarbrücker und Kaiserlauterner Orchester, auch sein Debüt auf dem Grünen Hügel hinter sich. Von Wagners Walhall Bayreuth bringt Inkinen praktischerweise Top-Gäste für den Mai 2022 mit: Sopranistin Daniela Köhler und den „Siegfried“ Stefan Vinke. Wagner wird also ein Schwerpunkt der neuen Saison sein. Und auch für das schon traditionelle Gastspiel des von SR und SWR getragenen Orchesters in Baden-Baden zu Silvester soll es diesmal Wagner sein: Mit Helden-Tenor Klaus Florian Vogt erarbeitet der finnische Chef der DRP Highlights der Tenor-Partien.

  Der frühere Chef: Günther Herbig kommt wieder zu „seinem“ Orchester  – ein Ereignis!

Der frühere Chef: Günther Herbig kommt wieder zu „seinem“ Orchester  – ein Ereignis!

Foto: BECKER&BREDEL/bub

 Los geht es in Saarbrücken am 12. September in der ersten Matinée allerdings mit Mozarts Klavierkonzert KV 482 – Inkinens Landsmann Antii Siirala sitzt dann am Flügel – und der 7. Sinfonie von Antonín Dvorák. Damit rundet Inkinen auch sein umfassendes Dvorak-CD-Projekt ab.

Kurs Nord-Nord-Ost, so könnte man nautisch die nächste DRP-Saison wohl einordnen. Denn Inkinen plant die Uraufführung eines Orchesterwerks des estnischen Komponisten Jüri Reinvere. Von seinem Landsmann Jean Sibelius will er Raritäten im Konzertsaal erklingen lassen, dazu verspricht er „Künstler-Entdeckungen“ wie den jungen tschechischen Geiger Josef Spacek.

Doch auch die etablierten Stars leuchten reichlich über der neuen Spielzeit: Elisabeth Leonskaja, Alexei Volodin und Yeol Eum Son etwa. Gleich drei Namen, die Klavierfreunde entzücken. Dazu Geigerin Arabella Steinbacher und Gitarrenvirtuose Pablo Sáinz-Villegas.

 Ein Mann am Klavier wird auch der „Artist in Residence“ des Orchesters sein: Lars Vogt. In gleich neun Konzerten spielt und/oder dirigiert er – manchmal direkt vom Flügel aus in Personalunion als Solist und Dirigent – wie bei den Beethoven-Klavierkonzerten.

Dem Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ widmet die DRP im Oktober und November ebenfalls einen Schwerpunkt. Pietari Inkinen will an das Schaffen jüdischer Musiker und an große Komponisten-Persönlichkeiten wie Erwin Schulhoff und Erich Wolfgang Korngold erinnern. Auch Kammermusik jüdischer Komponisten mit Bezug zum Saarland steht auf der Agenda – von Tzvi Avni, Marc Lavry und von Paul Arma. Und auch das wird fraglos ein Ereignis: Der frühere Saarbrücker Chefdirigent Günther Herbig, mittlerweile 89, kommt mal wieder zu seinem alten Orchester. Er wird (am 26. November) Bruckners Neunte dirigieren, Bilanz eines Komponisten-Lebenswerks und selbst für einen herausragenden Kapellmeister, bei Herbig gilt das Wort ja im besten Sinne, ein Ereignis.

Besonders wichtig sind Orchestermanagerin Maria Grätzel, Inkinen und dem Orchester auch das junge Publikum – und all’ jene, die Klassik vielleicht noch lieben lernen. Von Familienkonzerten zum Zuhören, Mitmachen, Mitsingen bis zum Klassiker, „Musik für junge Ohren“ mit Roland Kunz, fächert sich hier die Palette.

 DRP-Orchestermanagerin Maria Grätzel setzt einen Schwerpunkt bei der Musikvermittlung für junges Publikum.  

DRP-Orchestermanagerin Maria Grätzel setzt einen Schwerpunkt bei der Musikvermittlung für junges Publikum.  

Foto: Pasquale D'Angiolillo/PDA

Und was ist jetzt mit Corona? Die ersten Konzerte sind noch mit eingeschränktem Platzangebot geplant, teilt die DRP mit. Die Abonnements der Orchesterreihen „Matinéen“, „Soiréen“ und „Studiokonzerte“ müssen zudem weiter ruhen. Der Vorverkauf soll am 21. August starten.

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