Sondergenehmigung für Baustelle für Logistikzentrum Warum John Deere die Sonntagsruhe stört

Zweibrücken · Reger Betrieb herrschte am Sonntag auf der John-­Deere-Baustelle in Ernstweiler. Schwere Maschinen machten viel Lärm. Mehrere Anwohner riefen die Polizei. Doch es gibt eine Sondergenehmigung auch für nächsten Sonntag – wegen eines Baugrund-Problems.

 Auch am Sonntag (Bild) durfte auf der Baustelle für das Logistikzentrum von John Deere gearbeitet werden.

Auch am Sonntag (Bild) durfte auf der Baustelle für das Logistikzentrum von John Deere gearbeitet werden.

Foto: Elisabeth Heil

Baustellenlärm dringt durch die Fenster. Für die Bewohner des Zweibrücker Stadtteils Ernstweiler zurzeit eigentlich nichts Ungewöhnliches. Auf dem John-Deere-Gelände an der Homburger Straße baut der Landmaschinenersteller gerade ein neues, riesiges Logistikzentrum. Dass aber sonntags gearbeitet wird, erstaunt einige dann doch. Einer von ihnen ist Dominic Peterson. In einer Nachricht an den Pfälzischen Merkur berichtete er am Sonntagmittag: „Mit Kettenbaggern, Lkw, Raupen und weiterem schweren Gerät wird heute bei John Deere gearbeitet. Das macht in ganz Ernstweiler Krach. Ich finde es eine Frechheit, die Leute an einem Sonntag mit diesem Lärm zu belästigen. Was denkt die Stadt sich dabei?“

Fabian Zimmer von der Polizeiinspektion Zweibrücken bestätigt auf Merkur-Nachfrage am Montag die Anrufe mehrerer besorgter Bürger. „Wir haben deshalb eine Streife rausgeschickt.“ Denn in der Tat darf auf Baustellen wegen der gesetzlich geschützten Sonntagsruhe sonntags nicht gearbeitet werden. Doch hier lag eine Ausnahme vor, wie sich schnell herausstellte: „Der zuständige Polier konnte vor Ort eine Sondergenehmigung der SGD Nord für die sonntägliche Bauzeit vorweisen“, berichtet Zimmer. Diese gelte auch noch für den kommenden Sonntag, 20. Februar, 7.30 bis 17 Uhr“, erklärt Zimmer.

Doch warum muss überhaupt sonntags gearbeitet werden? John-Deere-Pressesprecher Ralf Lenge erklärt auf Anfrage unserer Zeitung: „Die zuständige Tiefbaufirma hat den Antrag gestellt, weil es nach dem Starkregen Anfang Februar zu Schäden an der Grundplatte gekommen war. Der Boden wird mit Kalk stabilisiert. Durch den vielen Regen ist die Stabilisierung unwirksam geworden. Alles muss nochmal neu gemacht werden. Um den zeitlichen Verzug einigermaßen in Grenzen zu halten, wurde die Sondergenehmigung beantragt.“

Die Stadt Zweibrücken habe auf die Entscheidung übrigens keinen Einfluss gehabt, wie Stadtsprecher Jens John auf Nachfrage berichtet. „Den Antrag nach dem Arbeitszeitgesetz stellt die betreffende Baufirma bei der zuständigen Struktur- und Genehmigungs-Direktion ihres Firmensitzes, in diesem Fall bei der SGD Nord“, sagt Stadtsprecher Jens John. „Die entscheidet darüber, nicht die Stadt. Natürlich sind die Unternehmen angehalten, die Arbeiten möglichst ruhig auszuführen, was bei einem Tiefbauunternehmen, das mit schwerem Gerät agiert, natürlich nur schwer möglich ist“, erklärt John.

Das Arbeitszeitgesetz sieht vor, dass (abgesehen von bestimmten Branchen, wo regelmäßig gearbeitet werden darf), Sonntagsarbeit unter außergewöhnlichen Umständen genehmigt werden kann.

So werden sich die Anwohner in Ernstweiler damit abfinden müssen, dass am kommenden Sonntag noch einmal gebaggert wird.

Die Arbeiten dienen einem auch hinsichtlich der Arbeitskräfte-Zahl größten Unternehmens-Projekte der vergangenen Jahre in Zweibrücken. John Deere baut auf seinem Geländer an der Homburger Straße ein neues Logistikzentrum. Der Landmaschinenhersteller investiert dafür fast 30 Millionen Euro und schafft damit in Zweibrücken 125 neue Arbeitsplätze. Oberbürgermeister Marold Wosnitza (SPD) hatte dies beim ersten Spatenstich auch als klares Bekenntnis zum Standort Zweibrücken gewürdigt, wo John Deere derzeit rund 1000 Arbeitsplätze hat.

Bisher hat John Deere in Deutschland mehrere kleinere Lager, das Hauptlager befindet sich in Hockenheim. Durch dessen Umzug in den 22 400 Quadratmeter großen Zweibrücker Neubau spart das Unternehmen nach eigenen Angaben jährlich 30 Lkw-Fahrten – und verursacht so 950 Tonnen weniger CO2.

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