Große Zweibrücker Denkmal-Debatte Bismarck-Denkmal hat viele Verteidiger

Zweibrücken · Der Vorschlag, ein zusätzliches Denkmal für die Zweibrücker Freiheits-Kämpfer zu errichten, kommt in den Facebook-Diskussionen deutlich besser an als der Ruf, Bismarck vom Herzogplatz zu verbannen.

 Das Bismarck-Denkmal am Herzogplatz hat noch viele Liebhaber.

Das Bismarck-Denkmal am Herzogplatz hat noch viele Liebhaber.

Foto: Lutz Fröhlich

Die durch einen Kommentar im Pfälzischen Merkur angestoßene Debatte um das Bismarck-Denkmal auf dem Herzogplatz hat auf der Merkur-Facebookseite und in Zweibrücker Facebook-Gruppen für hunderte Meinungsäußerungen gesorgt. Als Erstes reagierte Ferid Manuel Tankic: „Bevor ihr dieses Denkmal verschrottet, würde ich es in meinen Vorgarten stellen, um es der Nachwelt zu erhalten.“

Merkur-Kommentator Lutz Fröhlich hatte vorgeschlagen, Bismarck an einen weniger repräsentativen Ort zu verbannen und dafür am Herzogplatz lieber ein Denkmal aufzustellen, dass an Zweibrücker Beiträge zur deutschen Geschichte erinnert, etwa die Freiheits-Kämpfer des Vormärz. Zunächst jedoch beherrschte nur das Thema Bismarck die Debatte. Man solle nicht „alle Personen, die uns aus irgendwelche Gründen nicht in den Kram passen“, aus der Geschichte und von öffentlichen Plätzen tilgen, argumentiert Holger Frenzel: „Und man kann über Denkmäler durchaus ,mal nachdenken’, ohne sie gleich zu schleifen.“

Über neue Denkmäler für Zweibrücker Persönlichkeiten könne man sicher nachdenken, findet „Storemanager Guenni“ – aber das Bismarck-Denkmal solle man als „Zeugnis für den damals herrschenden Zeitgeist und somit als Kulturgut erhalten“.

Gerd Gas spottet: „Wir haben doch schon ein neues Denkmal! Nennt sich Überflieger!“

Michael Wöhler argumentiert: „Man würde heute sicher kein Bismarck-Denkmal neu aufstellen, aber gute Gründe, es abzureißen, sehe ich auch nicht. Allerdings gefällt mir die Idee, ein Denkmal (muss ja keine Männerstatue sein) zu schaffen, das mit der Geschichte Zweibrückens verbunden ist.“

Walter Rimbrecht lobt den Fröhlich-Kommentar zwar als„mutig und notwendig“, befürchtet aber: „Bevor in Zweibrücken ein Denkmal für Demokratie, Pressefreiheit errichtet und das Denkmal für deutsche Überheblichkeit entfernt wird, geht ein Kamel durch ein Nadelöhr.“

Sascha Klein findet, das Bismarck-Denkmal sie wie die Napoléon-Brücke oder die Alexanderskirche „ein Teil von Zweibrücken“ und fragt: „Sollen wir die jetzt alle umbenennen oder abreißen, die nicht in unser heutiges Bild passen?“ Andererseits sei er „durchaus dafür, dass ZW mehr an die eigene Geschichte erinnert! Die hat die Stadt zuhauf und sie würdigt sie zu wenig. Aber deshalb Bismarck wegmachen? Nö! Wir haben genug Platz für Bismarck UND weitere Denkmäler!“

Sabine Blatt entgegnet: „Das Bismarck-Denkmal scheint es damals im Dutzend billiger  gegeben zu haben. Pforzheim und Wilhelmshaven z. B. haben die gleiche Statuette wie Zweibrücken.“

„Einfach nur Unsinn“ fände es Peter Schaumburger, das Bismarck-Denkmal zu beseitigen, schließlich sei er „Teil unserer Geschichte“. Auch Martin Castor meint: „Warum sollte in einer Stadt nicht ein Denkmal für eine historische Persönlichkeit stehen, die mit der Stadt selbst zwar wenig zu tun hat, dafür aber wahrlich historische Leistungen für das ganze Land erreicht hat?“

Manfred Trumpler schreibt: „Einer der Mann-Brüder hat Bismarck als den größten deutschen Politiker genannt. Dann kommt ein Provinz-Reporter und will das Gegenteil behaupten.“

Philipp Weis schreibt: „Ich glaube, Bismarck hätte die BRD verachtet. Sie entspricht in keinster Weise seinen Vorstellungen von einem Obrigkeitsstaat. Es kann sein, dass er in seiner Zeit gute Entscheidungen getroffen hat. Aber er hat keine Antworten auf die Fragen unserer Zeit.“

Horst Kistner meint: „Es ist doch soooooo einfach, lasst die Denkmäler wo sie sind.“

Die Zweibrücker Kulturdezernentin Christina Rauch (CDU) hatte auf Merkur-Anfrage angekündigt, man plane schon seit einiger Zeit, das Bismarck-Denkmal mit einer Infotafel historisch einzuordnen. Thomas Buchmann lobt: „Eine gute Idee, die auch lehrreich sein kann, wenn man sich für Geschichte interessiert und nicht bloß dem Herdentrieb der Geistlosen folgt.“ Rolf Spielvogel stimmt zu: „Endlich mal ne vernünftige Sache (Lösung).“

Sascha Pfersdorf dagegen widerspricht Rauchs Denkmal-Verteidigung: „Denkmäler müssten aus ihrer Entstehungszeit verstanden werden – rechtfertigt dies, dass sie heute noch stehen? Wohl kaum. Bismarck war ein Fürsten-Kanzler. Und gerade er soll heute noch ein Vorbild für die parlamentarische Demokratie sein? Wer so argumentiert, betreibt Historie der Schönfärbung.“

Angesichts der vielen Veränderungen des Geschichtsbild müsse man wohl in jeder Epoche neue Infotafeln anbringen, gibt Thomas Ralf Will zu bedenken: „In 20 Jahren wird dann die jetztige Bewertung wieder neu eingestuft werden. Die einzige Konstante der Geschichte besteht darin, dass die jetzige Sichtweise die richtige und beste ist.“

Den Linksjugend-Vorschlag, Bismarck an einen unscheinbareren Platz zu verlegen und stattdessen am Herzogplatz ein Denkmal für die vertriebenen und ermordeten Zweibrücker Juden zu errichten, kritisiert Andreas Schuler: „Es gibt keinen Zusammenhang zwischen Bismarck und dem Holocaust. Der gedankliche Zusammenhang, der hier insinuiert wird, ist ein geschmackloser Trick, Aufmerksamkeit zu erzeugen.“ Ähnlicher Meinung ist Dominic Peterson: „Wir haben mit dem, was früher war, nichts zu tun. Man sollte endlich mal abschließen.“ Allerdings plädiert er gegen Denkmäler-Abschaffung. Auch Paul Bärmann appelliert: „Finger weg von unserem Bismarck! Das ist Geschichte.“

Jürgen Jacob reagiert mit Satire auf den Linksjugend-Vorschlag: „Diese Linken sollen dem Bismarck einen BH anziehen. Dann ist er genderneutral.“ Sascha Pfersdorf scherzt mit: „Linken_innen und Bismarck_innen, bitte beachten.“

Holger Seewald schreibt: „Ist jemand schon mal auf die Idee gekommen, dem Platz einer Person zu widmen, die aus Zweibrücken kommt oder zumindest dort gelebt hat und sich eben auch verdient gemacht haben. Mir fällt da spontan Philipp Jakob Siebenpfeiffer und Hermann Anschütz-Kaempfe ein. Siebenpfeiffer machte sich bezüglich der Demokratie in Deutschland verdient und Anschütz-Kaempfe erfand den Kreiselkompass, der die Navigation wesentlich vereinfachte!“ Und auch Sascha Pfersdorf regt an: „Wie wäre es mit einem DENKMAL FÜR die BÜRGER, für die FREiHEIT?“

Genau das, ein „Denkmal für die Freiheit“, hat als Reaktion auf den Merkur-Kommentar Gerhard Kaiser entworfen, um die großartigen Beiträge Zweibrückens zur deutschen Freiheits-, Demokratie-, Presse-, und Justizgeschichte prominenter als bisher öffentlich zu würdigen. Allerdings nicht statt des Bismarck-Denkmals, sondern in dessen Nähe. Dieser Vorschlag stößt auf deutlich mehr Lob als Lutz Fröhlichs Kommentar. So schreibt Michael Wöhler: „Das ist ein konstruktiver Vorschlag, der Zweibrückens Beitrag zur deutschen Demokratie würdigt und dies nicht nur zum Vorwand nimmt, etwas anderes – das Bismarck-Denkmal – loszuwerden. Auch die Idee der Bürgerfinanzierung ist gut.“ Wobei trotz dieser Idee, ohne Steuergeld auszukommen einige Kommentatoren auch von (Steuer-)geldverschwendung schreiben. Und es gibt auch einzelne Kritiker wie Gertie Nelson, die schreibt: „Mir gefällt die Skizze nicht.“

Insgesamt überwiegt aber das Lob für Gerhard Kaisers Idee. Tanja Kampmann etwa findet: „Die Idee ist toll. Etwas Neues schaffen statt nur etwas Altes zerstören. Dabei historisch Relevantes der Stadt aufgreifen und den Bismarck Bismarck sein lassen.“

Sascha Klein ist von Kaisers Vorschlag überzeugt, und hat schon eine Idee für eine historisch reizvolle Platzierung: „Durchaus ne gute Idee! Am besten das Denkmal in die Mitte dieses ansonsten so leeren Platzes! Bismarck könnte bleiben, wo er ist. Und müsste sich jeden Tag von morgens bis abends ein Denkmal anschauen, das für Freiheit, Brüderlichkeit und Demokratie steht und in das Frankreich integriert ist. ;-) Ich bin dafür! Und was die Finanzierung angeht: Für so was findet man Spender.“

George Dhom gefällt Kaisers Entwurf zwar rein optisch, sieht aber „das Thema verfehlt“, weil Dhom den Keil als einen Keil in die „geeinte Nation“ versteht (während Kaiser von einem Keil der Freiheit, Demokratie und Aufklärung in die reaktionären Kräfte Europas spricht).

 Gerhard Kaisers Idee für ein „Denkmal der Freiheit“ in Bismarck-Nähe.

Gerhard Kaisers Idee für ein „Denkmal der Freiheit“ in Bismarck-Nähe.

Foto: Gerhard Kaiser/Repro: Lutz Fröhlich

Facebook-Diskussionen sind nicht repräsentativ für die Bevölkerung, wir veröffentlichen die Zitate hier als interessante Beiträge zur Meinungsbildung.

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