Derby in der 3. Handball-Liga Das Saar-Derby steigt zum Saisonfinale

Zweibrücken · Die Pflichtspiel-Premiere zwischen dem SV 64 Zweibrücken und der HG Saarlouis muss am Samstag in der Westpfalzhalle vor leeren Rängen ausgetragen werden. Mit einem Remis wären die Zweibrücker in der Staffel Mitte der 3. Liga nicht mehr von Rang zwei zu verdrängen und hätten das Ticket zur Teilnahme am deutschen Handballpokal gelöst. Doch die Löwen müssen womöglich auf drei Säulen ihres Teams verzichten.

 Am Samstag wird es ernst für Trainer Stefan Bullacher (Mitte) und seine Löwen. Mit einem Remis bei der Pflichtspiel-Premiere gegen den ehemaligen Zweitligisten HG Saarlouis hat der SV 64 Zweibrücken das Ticket zur Teilnahme am deutschen Handballpokal in der Tasche.

Am Samstag wird es ernst für Trainer Stefan Bullacher (Mitte) und seine Löwen. Mit einem Remis bei der Pflichtspiel-Premiere gegen den ehemaligen Zweitligisten HG Saarlouis hat der SV 64 Zweibrücken das Ticket zur Teilnahme am deutschen Handballpokal in der Tasche.

Foto: maw/Martin Wittenmeier

Es ist angerichtet! Wenn Handball-Drittligist SV 64 Zweibrücken am Samstag um 18 Uhr die HG Saarlouis in der Westpfalzhalle empfängt, ist dies nicht nur die letzte Partie der Löwen im Ligapokal – sondern das erste offizielle Punktspiel zwischen den beiden Teams überhaupt. Und zwar ein ganz entscheidendes: Gewinnen die 64er oder spielen sie Remis, sind sie in der Staffel Mitte der 3. Liga nicht mehr vom Platz zwei zu verdrängen und lösen das Ticket zur Teilnahme am deutschen Handballpokal. Gewinnen die Saarländer, können sie noch an den Rosenstädtern vorbeiziehen. Denn Saarlouis hat zwei Tage später noch eine Nachholpartie gegen die HSG Bieberau-Modau in der Hinterhand. Siegt Saarlouis sowohl gegen die Hessen als auch gegen den SV 64, zieht die HG nach Punkten mit den Zweibrückern gleich und würde Rang zwei erobern. Denn das aktuell um 21 Treffer bessere Torverhältnis der 64er würde keine Rolle spielen – es zählt der direkte Vergleich.

Die Mannschaft von SV-Trainer Stefan Bullacher muss also mindestens ein Unentschieden holen, um nicht mit bangem Blick auf das Nachholspiel der Saarländer blicken zu müssen. Doch dieses Unterfangen wird kein leichtes. Der in dieser Saison treffsicherste Schütze der 64er, Tim Götz, verletzte sich bei der 22:29-Niederlage am letzten Wochenende bei Spitzenreiter HSG Rodgau Nieder-Roden in der Anfangsphase am Sprunggelenk. Vor der Halbzeit brach sich dann der zweite SV-Spielmacher Marc-Robin Eisel das Nasenbein. Und seit Montag steht auch der Einsatz von Tom Grieser auf der Kippe. Der Abwehrchef der Löwen, der aktuell in bestechender Form ist, verletzte sich im Training an der Leiste und verbrachte die Trainingswoche wie Götz und Eisel in ärztlicher Behandlung. Ein möglicher Einsatz der drei Leistungsträger entscheidet sich erst am Spieltag. „Das macht die Vorbereitung auf die Partie natürlich nicht einfach. Wir lassen uns aber nicht zu sehr davon beeinflussen und werden mit den Jungs, die spielen können, alles in die Waagschale werfen. Wir können stolz auf unsere bisherigen Leistungen sein und werden uns am Samstag so teuer wie möglich verkaufen“, blickt Bullacher trotzdem positiv auf das anstehende Derby. Sollten Eisel und Götz dann tatsächlich ausfallen, könnte Tim Schaller auf der Rückraum-Mitte-Position die Fäden ziehen. Das hatte der gelernte Linksaußen auch in Nieder-Roden getan und „wunderbar gemacht“ wie Bullacher lobte. Zumindest bis Schaller eine – allerdings höchst umstrittene – Rote Karte sah. Nach der Pause hatte dann Eisel trotz gebrochener Nase wieder auf der Platte gestanden.

Auch wenn es in der Handball-Historie noch keine Pflichtspiele zwischen den Zweibrückern und dem ehemaligen Zweitligisten Saarlouis gegeben hat – in zwei Testspielen standen sich die Mannschaften von SV-Trainer Bullacher und HG-Coach Philipp Kessler noch im letzten März gegenüber. Und die Löwen hätten vermutlich nichts dagegen, wenn die Partie am Samstag den gleichen Ausgang nimmt. Sowohl in Saarlouis (24:24) als auch in Zweibrücken (29:29) trennten sich die beiden Teams Remis. Für Hochspannung ist also gesorgt.

Das war so nicht unbedingt von jedem erwartet worden. Saarlouis galt vor der Ligapokalrunde als turmhoher Favorit auf Platz eins. Denn in der eigentlichen Spielzeit – die wegen der Corona-Pandemie abgebrochen und durch das Ligapokal-Format ersetzt wurde – hatte die HG einen perfekten Start erwischt. Die Saarländer grüßten zum Zeitpunkt des Abbruchs hoch oben von der Tabellenspitze.

Doch im Ligapokal legte Saarlouis dann einen klassischen Fehlstart hin. Ihre erste Partie beim TV Gelnhausen verloren die Saarländer mit 32:35 – und dann musste das Team nach einem Corona-Fall auch noch in Quarantäne. Direkt im Anschluss trat die HG in Nieder-Roden an – und erlebte ein Debakel. Mit 20:35 gingen die Saarländer beim Ligaprimus unter. Weil das Team anschließend aber kein Spiel mehr verlor, kann sich Saarlouis im Endspurt nun doch wieder Chancen auf Rang zwei ausrechnen.

Die Zweibrücker sind also gewarnt. Nicht nur weil die Klatsche des kommenden Gegners gegen Nieder-Roden der Quarantäne geschuldet war und die Löwen womöglich auf drei ihrer Schlüsselspieler verzichten müssen. Sondern auch weil Saarlouis mit Patrick Schulz und Darius Jonczyk über eines der besten Torwartgespanne der 3. Liga verfügt. Neben ihren erfahrenen Spielern wie Tom Paetow – ehemals Torgarant bei Oberligist VTZ Saarpfalz – ragt bei der HG ein Ausnahmetalent heraus. Marco Grigic, der Sohn von Jugendkoordinator Dado Grigic (wird nach der Runde Trainer beim luxemburgischen Meister HB Esch), ist mit seinen 18 Jahren der Shootingstar der 3.Liga. Mit acht Toren war Grgic beim letzten Spiel der HG gegen den TV Kirchzell Garant dafür, dass die Saarländer zumindest noch ein Remis (28:28) retteten. Im Falle einer Niederlage wäre das DHB-Pokal-Ticket schon vor dem Endspiel gegen die Löwen futsch gewesen.

Dieses Endspiel hätten die Zweibrücker nur allzu zu gerne vor den Rängen einer pickepacke-vollen Westpfalzhalle bestritten. Einer Kulisse also, die das erste Pflichtspiel der beiden Mannschaften sicher verdient gehabt hätte.

  Sollten Tim Götz und Marc-Robin Eisel dem SV 64 Zweibrücken am Samstag fehlen, könnte Tim Schaller (am Ball) als Spielmacher die Fäden ziehen.

Sollten Tim Götz und Marc-Robin Eisel dem SV 64 Zweibrücken am Samstag fehlen, könnte Tim Schaller (am Ball) als Spielmacher die Fäden ziehen.

Foto: Martin Wittenmeier
  Auf Saarlouis’ Toptalent Marco Grgic (links) müssen die Zweibrücker achtgeben. Der 18-Jährige ist einer der torgefährlichsten Schützen der Saarländer.

Auf Saarlouis’ Toptalent Marco Grgic (links) müssen die Zweibrücker achtgeben. Der 18-Jährige ist einer der torgefährlichsten Schützen der Saarländer.

Foto: Ruppenthal

Die Partie zwischen Zweibrücken und Saarlouis wird am Samstag im Internet ab 17:50 Uhr auf sportdeutschland.tv live (kostenpflichtig) ausgestrahlt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort