3. Fußball-Liga Ritters Geniestreich bringt Lautern den Sieg

Kaiserslautern · Fußball-Drittligist 1. FC Kaiserslautern gewinnt sein Heimspiel gegen den SC Verl nach Rückstand noch mit 2:1. Ausschlaggebend sind eine starke zweite Halbzeit – und ein fulminanter Hochgeschwindigkeitslauf von Marlon Ritter. Am Dienstag treten die Roten Teufel zum Nachholspiel bei 1860 München an.

 Die Szene des Spiels: Lauterns Marlon Ritter (rotes Trikot) zieht nach einem fulminanten Sololauf über das halbe Feld ab. Der Ball geht durch die Beine von Verls Torwart Niclas Thiede und schlägt im Netz ein. Ritters Treffer zum 2:1 für den FCK ist gleichzeitig der Endstand.

Die Szene des Spiels: Lauterns Marlon Ritter (rotes Trikot) zieht nach einem fulminanten Sololauf über das halbe Feld ab. Der Ball geht durch die Beine von Verls Torwart Niclas Thiede und schlägt im Netz ein. Ritters Treffer zum 2:1 für den FCK ist gleichzeitig der Endstand.

Foto: imago images/Fotostand/Fotostand / Schmitt via www.imago-images.de

Auf dem Betzenberg läuft die 77. Spielminute in der Fußball-Drittliga-Partie zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und dem SC Verl. Die Gäste wollen einen ihrer seltenen Konter fahren. Doch Lauterns Marlon Ritter hat aufgepasst und fängt in der eigenen Hälfte einen Pass der Ostwestfalen ab. Und dann zündet Ritter den Turbo. Unwiderstehlich zieht der 27-Jährige über das halbe Feld in Richtung Tor. Verls Barne Pernot lässt er im Strafraum wie eine Slalomstange stehen, die Grätsche von Cyrill Akono geht ins Leere. Ritter zieht aus spitzem Winkel mit seinem schwächeren linken Fuß ab – der Ball fliegt durch die Hosenträger von Schlussmann Niclas Thiede und schlägt im Netz ein. Die FCK-Fans unter den 17 821 Zuschauern im Fritz-Walter-Stadion sind aus dem Häuschen – denn Kaiserslautern gewinnt durch Ritters Geniestreich mit 2:1 (1:1) und hält weiter Kurs Richtung Zweitliga-Aufstieg. „Wir hatten in der Situation eigentlich eine schlechte Absicherung. Das hätte auch anders ausgehen können, wenn Verl es besser ausspielt. Ich hatte dann aber sehr viel Platz vor mir. Ich habe hochgeschaut, aber irgendwie war keiner so richtig mit vorne. Und wenn du im Sechzehner bist, musst du irgendwann einfach schießen, auch wenn es mit links ist“, sagte Ritter am SWR-Mikrofon zu seinem Treffer.

Und der war immens wichtig. Denn die Konkurrenten an der Tabellenspitze gaben sich an diesem Spieltag keine Blöße. Der VfL Osnabrück, Eintracht Braunschweig, Waldhof Mannheim und 1860 München gewannen ihre Spiele allesamt. Bei einem Remis hätte den Zweiten Kaiserslautern und den Dritten Braunschweig nur noch die um einen Treffer bessere Tordifferenz getrennt. So liegen die Roten Teufel weiter mit zwei Zählern vor dem ärgsten Konkurrenten auf einem direkten Aufstiegsplatz. Und halten gegenüber mehreren Konkurrenten an der Spitze auch noch ein Nachholspiel in der Hinterhand. Allerdings nur noch bis Dienstagabend. Dann nämlich tritt der FCK um 19 Uhr auswärts bei 1860 München an. Keine lange Verschnaufpause also für die Pfälzer. Doch Marlon Ritter freut‘s. „Als Fußballer gibt es doch nichts Schöneres als weniger trainieren zu müssen und mehr spielen zu dürfen“, meinte der Mann des Tages mit einem Grinsen im Gesicht.

Das Lachen war Ritter und seinen Mitspielern im Heimspiel gegen Verl in der ersten Halbzeit allerdings zunächst vergangen. Kaiserslautern, das kurzfristig auf den erkrankten Stürmer Terrence Boyd verzichten musste, fand zwar gut ins Spiel, hatte durch Kapitän Hendrick Zuck (5. und 8. Minute) auch die ersten beiden Chancen. In Führung ging in der 14. Minute aber Kellerkind Verl. Lauterns René Klingenburg verlor im Mittelfeld den Ball. SC-Spieler Leonardo Putaro wurde halblinks freigespielt. Und der zog an Felix Götze vorbei und überwand FCK-Schlussmann Matheo Raab mit einem Schuss in die kurze Ecke. Raab, der offenbar spekulierte, dass Putaro den Ball noch einmal querlegt, sah dabei nicht gut aus.

Kaiserslautern blieb zwar die dominante Mannschaft, hatte durch Außenverteidiger Philipp Hercher (16.) und Götze (20.), der den gesperrten Boris Tomiak in Hälfte eins in der Innenverteidigung vertrat, auch noch zwei dicke Chancen. Doch gerade die sonst so sichere Defensive der Pfälzer wirkte nicht immer sattelfest. Insbesondere in Minute 23 hatten die Roten Teufel Glück, dass Verls Kasim Rabihic aus bester Position in die Arme von Raab schoss.

Rund zehn Minuten vor der Halbzeit schlugen die Hausherren aber zurück. Nach einer Ecke von Zuck, ließ sich Lauterns Abwehrkante Alexander Winkler auch von drei Verler Verteidigern nicht beirren und nickte das Leder am kurzen Pfosten zum 1:1 ins Netz (36.). Beinahe wären die Gäste aber trotzdem mit einer Führung in die Pause gegangen. Nach einem Freistoß stand Pernot im Strafraum sträflich frei. Sein Kopfball segelte aber am Tor vorbei (43.).

Zumindest zeitweise hatten die Roten Teufel die Spielkontrolle vor der Halbzeit verloren. Nach dem Seitenwechsel spielte dann aber nur noch der FCK. Antwerpen brachte Hikmet Ciftci für Klingenburg. Ciftci spielte in der Abwehrkette, dafür rückte Götze ins Mittelfeld vor. Götze brachte deutlich mehr Struktur in den Spielaufbau der Gastgeber – ließ in der 56. Minute aber auch eine „Hundertprozentige“ aus. Nach einer starken Kombination über Daniel Hanslik und Hercher stand der 24-Jährige allein vor dem Verler Tor. Sein Schuss geriet aber zu unplatziert. Thiede klärte per Fußabwehr. In der 70. Minute bot sich Götze gleich die nächste Chance – diesmal rutschte ihm der Ball über den Spann. Und als das Leder wenig später doch im Tor der Verler lag, hatte Muhammed Kiprit zuvor knapp im Abseits gestanden (74.). 

Als die Schlussviertelstunde anbrach, schien es, als könnten die tapferen Gäste tatsächlich ein Remis vom Betzenberg entführen. Doch Ritters Geniestreich in der 77. Minute brachte den FCK, der in Person von Kiprit kurz vor Schluss noch eine weitere dicke Gelegenheit vergab (88.), auf die Siegerstraße.

„Dass wir nach der ersten Halbzeit nicht zufrieden sind, ist glaube ich logisch“, sagte FCK-Trainer Marco Antwerpen nach der Partie. „Wir hatten zu wenig Bewegung, Mut und Leidenschaft. Alles was zum Betze-Fußball dazugehört. Aber es gibt in dieser Liga eben keine Selbstläufer. In der Pause haben wir einige Sachen neu justiert. Die zweite Halbzeit war dann überragend von uns.“ Auch Kapitän Zuck sprach beim SWR von einem „harten Stück Arbeit. Aber in der zweiten Halbzeit haben wir wahnsinnig gefighted und das Spiel noch gedreht.“ Und Torschütze Winkler sagte: „Wenn man einen Lauf hat, nimmt man den mit. Wir sollten da aber nicht groß drüber nachdenken, sondern am Dienstag gegen München einfach weiter Gas geben.“ Gewinnen die Pfälzer ihr Nachholspiel beim TSV 1860, beträgt der Vorsprung auf den vierten Platz (Waldhof Mannheim) bereits sieben Punkte.

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