3. Fußball-Liga Top-Spiel endet mit Tumulten

Kaiserslautern · Der 1. FC Kaiserslautern zeigt gegen Spitzenreiter Magdeburg seine Moral. Trotz zweimaligen Rückstandes erkämpfen die Pfälzer einen Punkt.

  Hat sich in der Pfalz wenig Freunde gemacht: Florian Kath bekommt hier von Kaiserslauterns Philipp Hercher die Meinung gegeigt, nachdem der Magdeburger sich ein unnötiges und brutales Foul gegen Muhammed Kiprit geleistet hat. Das Spitzenspiel endete vor 10 000 Zuschauern im Fritz-Walter-Stadion mit 2:2.

Hat sich in der Pfalz wenig Freunde gemacht: Florian Kath bekommt hier von Kaiserslauterns Philipp Hercher die Meinung gegeigt, nachdem der Magdeburger sich ein unnötiges und brutales Foul gegen Muhammed Kiprit geleistet hat. Das Spitzenspiel endete vor 10 000 Zuschauern im Fritz-Walter-Stadion mit 2:2.

Foto: imago images/Eibner/Neis /Eibner-Pressefoto via www.imago-images.de

(mire/sid/dpa) Der Drittliga-Hit endete im Tumult: Vor der Trainerbank des 1. FC Kaiserslautern beim 2:2 (0:1) gegen Tabellenführer 1. FC Magdeburg ging es hoch her, es wurde geschubst, gezerrt und sich gegenseitig angeschrien – die Emotionen schlugen in der Nachspielzeit nach einem groben Foulspiel des Magdeburgers Florian Kath hoch.

Dieser hatte mit einer gesundheitsgefährdenden Grätsche Muhammed Kiprit direkt vor der FCK-Coachingzone übel gefoult, aber nur die Gelbe Karte von Schiedsrichter Thorben Siewer gesehen. „Das tut mir ja schon vom Hinsehen weh. Wenn der Schiedsrichter Rot gibt, dann ist da auch erst mal Ruhe. Dann glaube ich nicht, dass da so viel Hektik reinkommt“, sagte FCK-Coach Marco Antwerpen am Mikrofon von MagentaSport. Und zur Rudelbildung direkt vor seiner Nase meinte er: „Da hat natürlich keiner von Magdeburg irgendwas in meiner Coachingzone zu suchen. Und ganz bestimmt kein Verantwortlicher von Magdeburg. Da muss man sich zusammenreißen.“ Gemeint war Magdeburgs Co-Trainer Silvio Bankert, der die Rote Karte sah.

Antwerpen war nach dem hochklassigen Duell aber mit dem Auftritt seiner Profis sehr zufrieden: „Wir liegen zweimal hinten und egalisieren jeweils. Ich muss schon sagen, ein sehr überragender Auftritt meiner Mannschaft.“

Mit Blick auf die Ergebnisse der Konkurrenz dürfte dem 50 Jahre alten Übungsleiter der Punktgewinn gegen den Ligaprimus noch besser geschmeckt haben. Denn während die Magdeburger den anderen Teams bereits um mindestens zwölf Punkte enteilt sind, kämpft die halbe Liga um Aufstiegsplatz zwei und Relegationsrang drei. Doch abgesehen von der nicht aufstiegsberechtigten Mannschaft von Dortmund II konnte an diesem Spieltag keine der ersten neun Mannschaften in der Tabelle dreifach punkten. Dem Sechsten VfL Osnabrück könnte das am Montag im Auswärtsspiel bei Viktoria Köln zwar noch gelingen. Der VfL würde sich aber auch in diesem Falle zwei Punkte hinter den Pfälzern einreihen und hätte dann zudem ein Spiel mehr ausgetragen.

Die Partie gegen Magdeburg vor 10 000 Zuschauern im Fritz-Walter-Stadion war das lang erwartete Duell der mit Abstand besten Defensive der Liga (FCK) gegen den mit Abstand besten Sturm.

Und dass die Magdeburger eher für ihre geballte offensive Wucht als für ihre stabile Defensive bekannt sind, legte der FCK in der 6. Minute erstmals offen. Bei einem Freistoß der Pfälzer ging die Abseitsfalle des FCM kolossal nach hinten los. Philipp Hercher drang von rechts in den Strafraum ein, wo vier (!) Mitspieler ungedeckt vor dem Tor lauerten. Doch Hercher legte sich den Ball zu weit vor. Magdeburgs Schlussmann Dominik Reimann fing die Hereingabe ab. Auf der Gegenseite wurde es nach zwölf Minuten erstmals gefährlich. Der Frankenthaler Baris Atik, der in der 2. Liga einst ein halbes Jahr beim FCK spielte, prüfte Lauterns Schlussmann Matheo Raab mit einem Freistoß-Geschoss aus 25 Metern. Zehn Minuten später dann wieder die Pfälzer: Hikmet Ciftci spielte einen starken Steilpass aus der eigenen Hälfte auf Terrence Boyd. Der hatte eigentlich nur noch grüne Wiese vor sich, stürmte auf das Tor zu, wurde aber im letzten Moment durch eine Wahnsinns-Rettungstat des Magdeburgers Alexander Bittroff noch vom Ball getrennt.

 Auch im Anschluss hatten die Roten Teufel bei einem Fernschuss von Mike Wunderlich und einem Kopfball von René Klingenburg noch kleinere Gelegenheiten. Doch Mitte der ersten Halbzeit wurden die Gäste immer stärker.

In der 30. Minute rettete Raab noch in höchster Not vor dem einschussbereiten Magdeburger Sirlord Conteh. Doch nur zwei Zeigerumdrehungen später war es geschehen. Der Japaner Tatsuya Ito, mit dem die FCK-Hintermannschaft über 90 Minuten Riesenprobleme hatte, schüttelte Lauterns Abwehrchef Kevin Kraus ab, legte den Ball von der Grundlinie zurück ins Zentrum – und Conteh markierte das 1:0 für die Gäste. Dabei blieb es bis zum Pausenpfiff.

Die zweite Hälfte startete so turbulent wie die erste. Lauterns Kenny Redondo gewann im Zweikampf den Ball – Boyd im Strafraum das Kopfballduell – und Hercher schloss volley aus der Drehung ab. Der rechte Pfosten verhinderte den Ausgleich für den FCK (50.). Der fiel dann aber zwei Minuten später: Einen Freistoß von Hendrick Zuck bekam die Magdeburger Hintermannschaft nicht geklärt. Verteidiger Boris Tomiak lauerte am langen Pfosten und drosch den Ball humorlos ins Netz (52.). Die Freude beim FCK währte aber nur drei Minuten. Kraus kam im eigenen Strafraum zu spät gegen Conteh. Klare Sache: Elfmeter. Atik schickte Raab in die falsche Ecke – 2:1 für Magdeburg.

Wiederum nur drei Minuten später gab es dann nach einem Rempler von Bittroff gegen Wunderlich Strafstoß auf der anderen Seite. Lauterns Marlon Ritter lief langsam an, wollte abwarten in welche Ecke sich Reimann bewegt. Doch der Schlussmann der Gäste tat Ritter den Gefallen nicht, bewegte sich einfach gar nicht – und parierte den schwachen Schuss ohne Probleme. „Das war unglücklich, gehört aber auch dazu, dass man mal einen Elfmeter verschießt“, sagte Antwerpen.

Womöglich wäre der Trainer nicht so verzeihend gewesen, hätte seine Mannschaft in der 67. Minute nicht erneut ausgeglichen. Hercher passte den Ball auf dem rechten Flügel durch die Beine von Bittroff zum eingewechselten Felix Götze. Der spielte flach ins Zentrum zu Boyd: Wunderbare Ballmitnahme in der Drehung. Den Schuss des FCK-Sturmtanks konnte Reimann zwar noch parieren. Doch Zuck stand goldrichtig und brachte dann Ball im Fallen über die Linie – der erneute Ausgleich.

In der verbleibenden Zeit spielten beide Mannschaften in einer hochklassigen Partie mit offenem Visier. Die ganz großen Chancen hatten aber weder die Hausherren noch die Gäste. Wunderlich kam nach einer Ecke noch einmal aus 16 Metern zum Abschluss. Sein Schuss hatte Wumms – war aber zu zentral, um den starken Reimann zu überwinden (82.). Der größte Aufreger der Schlussphase war dann die Rudelbildung nach Kaths üblem Foul an Kiprit. Kurz darauf war aber Schluss.

Die Roten Teufel kassierten im Spitzenspiel zwar ihre ersten Gegentore im neuen Jahr und gingen auch erstmals nicht als Sieger vom Feld. Die stolze Serie von mittlerweile zwölf Spielen ohne Niederlage geht aber weiter. Es spricht für die Roten Teufel, dass ihnen das mittlerweile nicht mehr reicht. „Ich persönlich hätte natürlich gern mehr gehabt. Das Chancenplus war auf unserer Seite“, sagte Kapitän Zuck. „Es war in Ordnung, aber eigentlich müssen wir das Spiel gewinnen.“

Vielleicht klappt es mit dem nächsten Sieg ja bereits am kommenden Sonntag. Dann steht für den FCK um 14 Uhr gleich das nächste Highlight auf dem Programm: das Südwest-Derby beim Fünften Waldhof Mannheim.

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