Leichtathletik „Schmerzfreier“ Zernikel greift nach DM-Gold
Zweibrücken/Leipzig · An diesem Wochenende finden in Leipzig die Deutschen Hallenmeisterschaften der Leichtathleten statt. Und das seit langer Zeit ohne Beteiligung des LAZ Zweibrücken. Mit Stabhochspringer Oleg Zernikel ist zumindest ein „halber LAZler“ am Start. Und der hat gute Chancen auf den Titel.
Viele bekannte Gesichter werden fehlen. Bei den Deutschen Hallenmeisterschaften der Leichtathleten, die an diesem Wochenende in Leipzig stattfinden, sind die Felder etwas dünner als sonst. Deutschlands Topläuferinnen Konstanze Klosterhalfen und Gesa Felicitas Krause verzichten, Kugelstoß-Serienmeister David Storl konzentriert sich bereits auf den Sommer und Sprinterin Alexandra Burghardt will es nach ihrem Silber-Erfolg als Bob-Anschieberin in Peking langsam angehen lassen.
Und auch die Sportler des Leichtathletikzentrums (LAZ) Zweibrücken sucht man in diesem Jahr bei den Titelkämpfen vergebens. Allerdings aus anderen Gründen: Stabhochspringer Raphael Holzdeppe ist nach seiner Knieoperation im letzten Sommer zwar wieder ins Training eingestiegen, springt auch schon wieder aus kurzem Anlauf. Ein DM-Start kommt für ihn aber noch zu früh. Er hat sein Comeback im Sommer geplant. Sprinterin Sina Mayer, die über die 60 Meter unter anderem neben Weitsprung-Olympiasiegerin Malaika Mihambo in den Startblock getreten wäre, fehlt wegen einer Corona-Erkrankung. „Die Vorfreude auf die DM in Leipzig war groß. Jetzt gilt es erstmal, wieder 100 Prozent gesund zu werden“, schrieb die 26-Jährige. Und weil in Leipzig in der Halle keine Speere geschleudert werden, ist Europameisterin Christin Hussong ebenfalls nicht am Start.
Alexander Vieweg, der Vorsitzende des LAZ, kann sich gar nicht erinnern, wann das letzte Mal kein Zweibrücker Athlet bei den nationalen Titelkämpfen dabei war. „Das ist jetzt natürlich nicht das erste mal überhaupt, dass das passiert. Aber es ist sicher schon eine lange Zeit her“, sagt Vieweg. Ein Beinbruch sei das nicht. Schließlich hat die Abwesenheit der LAZ-Athleten Gründe.
Und außerdem geht zumindest ein „halber LAZler“ in Leipzig ja doch an den Start. Stabhochspringer Oleg Zernikel startet zwar für den ASV Landau. Der amtierende deutsche Freiluft-Meister trainiert aber die meiste Zeit in Zweibrücken unter Bundestrainer Andrei Tvontchik. Der Wettkampf des 26-Jährigen beginnt am Samstag um 15 Uhr. (Übertragung im Livestream der ARD). Zernikel, der beim Istaf in Berlin Anfang Februar mit 5,81 Meter eine neue persönliche Bestleistung aufgestellt hatte, misst sich in Leipzig mit Bo Kanda Lita Baehre, Torben Blech und Luke Zenker (alle Bayer Leverkusen), Tom Linus Human (Schweriner SC) und seinem Landauer Teamkollegen Lamin Krubally. Letzterer trainiert so wie Blech ebenfalls zeitweise beim LAZ. Zusammen mit Zernikel und Holzdeppe. „Es ist also fast eine kleine Zweibrücker Trainingsgruppe bei der DM“, sagt Vieweg und muss schmunzeln. Die größten Siegchancen räumt er Zernikel ein. „Ein völlig schmerzfreier und entspannter Typ, den ich unheimlich mag. Wenn nichts dazwischen kommt, holt er den Titel. Er ist super in Form“, sagt der LAZ-Vorsitzende mit Blick auf Zernikels neue persönliche Bestleistung. Er ergänzt: „Oleg liefert konstant gute Leistungen ab. Und wenn man Richtung 5,90 Meter schielen will, braucht man diese Konstanz. Wir können viel von ihm erwarten.“
Vieweg erklärt aber auch, dass „Leichtathletik und der Sport im Augenblick definitiv nicht das Wichtigste im Leben“ sind. Im Hinblick auf die russische Invasion der Ukraine sagt er: „Ich bin ein Mensch, der interessiert daran ist, was auf der Welt vor sich geht. Aber im Augenblick kann ich mir die Berichte und Bilder teilweise gar nicht mehr ansehen. Dort wird Schach mit Menschenleben gespielt.“ Die Sportwelt habe mit Symbolen und Gesten sowie der Streichung russischer Veranstaltungen oder deren Boykott zumindest im Rahmen ihrer Möglichkeiten ein kleines Zeichen gesetzt, findet Vieweg.