Benefizspiel für den leidenschaftlichen Sportsmann Fritz Schäfer „Dem Menschen Fritz Schäfer etwas zurückgeben“

Zweibrücken · Gut ein Jahr ist es her, dass sich der langjährige Merkur-Mitarbeiter bei einem Sturz den dritten und vierten Halswirbel gebrochen hat. Der 64-Jährige ist im Alltag auf Hilfe angewiesen, auch sein Zuhause muss umgebaut werden. Daher hatte Hermann Grieser die Idee, ein Benefizspiel für den Rimschweiler zu organisieren. Dieses werden der SV 64 und die VT Zweibrücken nun am 15. Dezember bestreiten.

 Fritz Schäfer (links), hier mit Stabhochsppringer Raphal Holzdeppe, wie ihn die meisten in und um Zweibrücken kennen: Mit Stift und Zettel in der Hand, bereit für die nächste Zeitungsgeschichte.

Fritz Schäfer (links), hier mit Stabhochsppringer Raphal Holzdeppe, wie ihn die meisten in und um Zweibrücken kennen: Mit Stift und Zettel in der Hand, bereit für die nächste Zeitungsgeschichte.

Foto: maw/MArtin Wittenmeier

Diese eine Sekunde, die dein Leben vollkommen auf den Kopf stellen kann. Fritz Schäfer hat sie erlebt. Bei einem unglücklichen Sturz vor über einem Jahr hat sich der langjährige Merkur-Mitarbeiter den dritten und vierten Halswirbel gebrochen, ist aufgrund der dadurch erfolgten Schädigung der Nerven seither querschnittsgelähmt. Nach monatelangen Klinikaufenthalten kann er seit Juli wieder zusammen mit seiner Schwester im Elternhaus in Rimschweiler wohnen. Bis er sich in seinem Rollstuhl jedoch selbstständig auf seiner Etage bewegen kann, werden noch ein paar Tage vergehen. Dann sind die großen Umbaumaßnahmen, die derzeit in vollem Gange sind, abgeschlossen. Um den 64-Jährigen bei diesem kostspieligen Unterfangen zu unterstützen, hatte das Zweibrücker Handball-Urgestein Hermann Grieser und Nachbar von Fritz Schäfer die Idee, ein Benefizspiel auf die Beine zu stellen. Dieses soll am Mittwoch, 15. Dezember (19 Uhr), in der Westpfalzhalle zwischen dem Drittligisten SV 64 Zweibrücken und dem Oberligisten VTZ-Saarpfalz ausgetragen werden.

Dass Schäfer seinen Humor trotz des Schicksalsschlags nicht verloren hat, das wird auch bei der Vorstellung der geplanten Veranstaltung deutlich. Im Rollstuhl sitzend zeigt er, wie weit er seine Arme wieder anheben kann. Schulterhoch. „Ich kann bald wieder richtig jubeln“, sagt er mit schelmischem Grinsen. Der Weg bis dahin war in den vergangenen 13 Monaten jedoch ein sehr langer. Von diesem einen unumkehrbaren Moment an. Nach einer Sitzung des Contwiger Ortsgemeinderats am 1. Oktober 2020, über den er berichten wollte, stürzte Schäfer im Dunkeln eine Treppe herunter, fiel nach vorne auf den Kopf, lag auf dem Boden. In diesem Augenblick war ihm keinesfalls bewusst, wie schwer seine Verletzung ist. „Mir tat eigentlich nichts weh. Ich dachte, ich hab’ nichts. Ich konnte mich nur nicht bewegen“, erzählt Schäfer, der schließlich um Hilfe rief, in der Hoffnung, dass ihm jemand aufhelfen würde. Glücklicherweise seien Menschen vor Ort gewesen, die gut reagiert haben und wussten, was zu tun ist.

Es folgte eine Operation in Homburg, danach die Verlegung auf die Intensivstation nach Landstuhl. Vier Wochen später, nach denen er lediglich einen Daumen bewegen und die Füße leicht anziehen konnte, begann die Reha – zunächst in Langensteinbach, anschließend in Bad Wildbad. „Mein Kopf hat den Gedanken, dass ich gelähmt bin, damals nicht zugelassen“, erzählt Schäfer. Doch als der Arzt in Langensteinbach im dritten Satz sagte: „Sie sind querschnittsgelähmt – da war diese Sperre weg.“ Wann und in welchem Zustand der Rimschweiler die Einrichtung verlassen würde, war damals aber nicht abzusehen. „Der Arzt sagte: Sie könnten jetzt so hier raus, wie sie sind, einfach nur liegend. Oder sie können als Fußgänger rausgehen – dazwischen ist alles möglich.“ Insgesamt neun Monate – mit hartem Training, mit Rückschlägen, aber auch vielen kleineren und größeren Erfolgserlebnissen – sollten nach dem Unfall vergehen, bis er in sein Zuhause zurückkehren konnte. Dort ist er auf Unterstützung angewiesen. Den größten Part übernimmt dabei seine Schwester Elisabeth Metzger.

Ans Schreiben ist derzeit für Schäfer nicht zu denken. Die Finger sind ein Sorgenkind des freien Journalisten, der 1990 beim Pfälzischen Merkur eingestiegen war. Zunächst als Korrekturleser, dann folgte die Fußballberichterstattung. Über Gerichtstermine kamen immer mehr Themenbereiche dazu – und recht schnell war Schäfer, der nach seinem Studium in München lange – etwa bei Demag – jobbte, nur noch als Schreiberling tätig. Die große Leidenschaft wurde die Sportberichterstattung. Nicht nur auf den Fußballplätzen der Region ist „de Fritz“ bekannt wie ein bunter Hund. „Da bin ich beheimatet.“ Sondern auch in den Handball- und Judohallen, bei den Leichtathleten und Schwimmern kennt er sich aus. „Das Entscheidende ist, dass Fritz in seinem Schreiben, in seinem Umgang mit Menschen immer fair war“, erklärt Grieser, warum dieser überall gern gesehen ist. Nicht nur im Sport.

Gerade im Fußball sei es für ihn aber leicht gewesen, als Journalist reinzukommen, erklärt Schäfer. Schließlich hat er selbst lange gekickt, begann mit acht Jahren beim TuS Rimschweiler, bestritt seine letzte Partie mit 57 in der AH. Er ist stets seinem Heimatverein treu geblieben. „Immer in Grün-Weiß“, sagt er mit Blick auf seinen grünen Rollstuhl und fügt lachend an: „Corporate Identity.“ Dazu passt auch seine Liebe zur grünen Insel Irland. „Die sieht man auch stets am Kerwe-Montag, wenn Fritz in seinem Irland-Trikot zum Frühschoppen kommt“, erzählt Grieser. „Das ist das Fan-Trikot der WM 2002, während der ich in Irland war“, erklärt Schäfer. „Das Spiel Deutschland gegen Irland habe ich in Dublin in einem Pub gesehen. Das war genial.“

Schäfer und Grieser kennen sich aber nicht nur aus der Nachbarschaft. Auch durch den Sport „und den UBZ“, wirft Schäfer ein und erklärt grinsend: „Ich war beim Merkur auch für den Abfall zuständig.“ Grieser, der heute bei der Heinrich-Kimmle-Stiftung arbeitet, war früher Abfallbeauftragter beim Umwelt- und Servicebetrieb. Vor mittlerweile rund 30 Jahren hatten sie da erstmals Kontakt. Ein weiteres verbindendes Element ist nun Griesers Frau Silvia. Die Physiotherapeutin kommt zweimal wöchentlich, um mit Schäfer zu arbeiten. Unermüdlich kämpft der Rimschweiler um jedes Stück Bewegung. Und der Fortschritt, den er vom reinen Liegen zu Beginn, als er nur den Kopf bewegen konnte, bislang geschafft hat, ist schon ein riesiger. Damit zufriedengeben gibt es für Fritz Schäfer jedoch nicht. Um dieses Durchhaltevermögen an den Tag zu legen, brauche es drei Dinge, wie er erklärt: „Das Glück, dass die Nerven wieder zusammenfinden. Den Willen, etwas zu tun. Und eine gute Therapie – und die hatte ich sowohl in den Kliniken als auch jetzt Zuhause.“ Nur so ist es möglich, dass er mittlerweile an der Hand einige Schritte gehen kann. „Da ist noch kein richtiges Laufen“, betont der 64-Jährige. Aber er arbeitet hart um jeden weiteren Meter, trainiert auch täglich mit seiner Schwester. „Sie hat nicht nur die Pflege übernommen, sondern übt auch das Laufen mit mir“, sagt er dankbar. „Das war ein weiterer Glücksfall, dass meine Schwester gelernte Altenpflegerin ist und weiß, was zu machen ist“, erzählt er und fügt augenzwinkernd an, dass er die heute 73-Jährige in Rente geschickt hat, weil sie sich nun um seine Pflege kümmert. „Wir haben ein wirklich gutes Verhältnis.“ Sofort ist zu erkennen, die beiden sind ein eingespieltes Team.

Damit der Alltag reibungsloser verlaufen kann, müssen nun aber einige Umbauten erfolgen. Wände werden versetzt, ein behindertengerechtes Bad wird gebaut und ein Fahrstuhl in dem treppenreichen Gebäude installiert. So kann Schäfer zukünftig eigenständig aus seiner Etage in den Keller, wo es ebenerdig auf die Straße geht. „Mit einem Elektro-Rollstuhl kann ich dann ein bisschen im Dorf rumfahren“, freut er sich auf das Stück Selbstständigkeit, dass er dadurch zurückgewinnen kann. Doch nur ein Teil der gesamten Umbaukosten – ein mittlerer bis hoher fünfstelliger Betrag – wird von der Versicherung übernommen. Der Rest muss privat gestemmt werden. „Das kostet einfach wahnsinnig viel Geld“, betont Grieser. Es gehe nicht darum, „dass Fritz und Elisabeth das nicht zusammen meistern könnten. Es geht darum, dem Menschen Fritz Schäfer etwas von dem zurückzugeben, was er allen Sportlern gegeben hat“, erklärt er, wie es zu der Idee des Benefizspiels kam. „Und ich bin sicher, dass es viele Zweibrücker gibt, die dabei helfen wollen, dass diese große finanzielle Belastung tragbar bleibt.“ Bevor Grieser mit den Gedankenspielen an Schäfer herangetreten ist, hatte er zunächst bei dessen Schwester vorgefühlt. „Elisabeth hat sich total gefreut und dann habe ich es Fritz am Telefon gesagt, weil das persönliche Gespräch damals im März noch nicht möglich war. Das war sehr emotional für beide“, erzählt Grieser und Schäfer fügt an: „Ich war sehr gerührt, habe feuchte Augen bekommen und konnte erstmal gar nicht reden.“ Eine Zusage konnte der 64-Jährige damals nicht gleich geben. „Ich war hin- und hergerissen.“ Schließlich kam aber das Ja. Die Idee fand im Vorstand von Griesers SV 64, aber auch bei seinem früheren Club VTZ großen Anklang. „Da war keine Millisekunde von ‚da müssen wir erstmal überlegen‘ zu spüren.“ Und „ehrlich gesagt könnte da jetzt auch Quetschenmembach gegen Neunkirchen spielen, es geht hier einfach um Fritz.“ Doch mit der VTZ und dem SV 64 seien es nun zwei Aushängeschilder, bei denen Grieser weiß, dass er auf jeden Fall viele Leute in die Halle bekommt. „Es hätte bei Fritz vielleicht näher gelegen, ein Spiel mit Fußballern zu machen – nur, da habe ich keine Ahnung – deshalb ist es jetzt Handball geworden“, erklärt der 58-Jährige. In der Halbzeit kommen am 15. Dezember aber auch die Fußballer zum Zug. Die erste Mannschaft sowie die AH des Herzensvereins TuS Rimschweiler sollen einen kleinen Triathlon gegeneinander bestreiten. „Wir wollen mit Fritz einfach eine tolle Party daraus machen. Es wird ja keiner beerdigt, sondern wir wollen einen Schritt in die andere Richtung machen“, betont Grieser und fügt mit Blick auf Corona an: „Wir machen das aber nur, wenn mindestens 500 Leute in die Halle dürfen. Für 2000 Euro musst du das Ganze nicht veranstalten.“ Im Moment sehe es danach aus, dass das unter Einhaltung der geplanten 2G-Regel (Geimpft oder Genesen) funktioniert. Sollten die Bestimmungen diese Zuschauerzahl nicht zulassen, werde der Termin verschoben, erklärt Grieser. „Mein Traum ist, dass es eine fünfstellige Summe wird, die wir Fritz übergeben können.“ Letztendlich geht es hier „um ein Zeichen, um Solidarität“.

 An der Rimschweiler Kerwe im geliebten Irland-Trikot, nicht nur das Bild verbindet Hermann Grieser (re.) mit Fritz Schäfer, für den er nun ein Benefizspiel organisiert.

An der Rimschweiler Kerwe im geliebten Irland-Trikot, nicht nur das Bild verbindet Hermann Grieser (re.) mit Fritz Schäfer, für den er nun ein Benefizspiel organisiert.

Foto: Hofer/Svenja Hofer

Tickets für das Benefizspiel, die es für Erwachsene für eine Spende von zehn Euro (bis 16 Jahre fünf Euro) gibt, können per Mail an grieser@hk-stiftung.de reserviert werden.

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