Dritte Fußball-Liga „Das ist ein Giftpfeil, den keiner braucht“

Kaiserslautern · Fußball-Drittligist 1. FC Kaiserslautern spielt am Sonntag beim Aufsteiger Türkgücü München. Doch das Sportliche tritt beim FCK aufgrund einer – vermeintlichen – Trainerdiskussion mal wieder in den Hintergrund.

  Würde viel lieber über Fußball reden: FCK-Trainer Boris Schommers sieht sich bereits vor dem zweiten Spieltag in der 3. Liga mit einer – vermeintlichen – Trainerdiskussion konfrontiert. Eine „unnötige Situation“ wie der 41-Jährige findet.

Würde viel lieber über Fußball reden: FCK-Trainer Boris Schommers sieht sich bereits vor dem zweiten Spieltag in der 3. Liga mit einer – vermeintlichen – Trainerdiskussion konfrontiert. Eine „unnötige Situation“ wie der 41-Jährige findet.

Foto: dpa/Torsten Silz

Sein Lächeln hatte Boris Schommers, Trainer des Fußball-Drittligisten 1. FC Kaiserslautern zu Beginn der Pressekonferenz am Freitag nicht verloren. Auch wenn der sportliche Gehalt des Mediengesprächs vor dem Auswärtsspiel der Roten Teufel am Sonntag um 14 Uhr bei Türkgücü München überschaubar war.

„Gegen wen spielen wir nochmal?“, flachste Schommers – dessen Person nämlich selbst im Mittelpunkt der Fragen stand. Denn beim FCK ist bereits vor dem zweiten Spieltag eine Trainerdiskussion entbrannt. Das berichtete zumindest die „Bild“, in der zu lesen war, dass Bernhard Trares, zuletzt beim SV Waldhof Mannheim, ein Nachfolgekandidat auf dem Betzenberg sei.

Das Dementi des FCK ließ nicht lange auf sich warten: „Wir stehen hinter Boris Schommers, dem Trainerteam und der Mannschaft. Wir sind täglich im engen Austausch, und wie in jedem Fußballverein diskutieren wir auch kritisch“, sagte Sportdirektor Boris Notzon. Das jetzt schon eine öffentliche Trainerdiskussion geführt werde, sei nicht der richtige Weg.

Doch da war die Debatte längst entbrannt. Auch weil die „Bild“ zuvor bereits berichtet hatte, dass der Rücktritt von FCK-Aufsichtsrat und Ex-Nationalspieler Martin Wagner am Mittwoch eng mit Boris Schommers zusammenhänge. Wagner sehe die sportlichen Ziele mit dem 41-Jährigen auf der Trainerbank in Gefahr, so die Zeitung.

Mit der Situation könne er umgehen, versicherte Schommers: „Seit wir hier angefangen haben, ist Druck auf dem Kessel, das gehört zum Betzenberg wohl einfach dazu“, seufzte der Coach. Der aber einräumte von den neuen Querelen durchaus „genervt“ zu sein: „Das ist jetzt gar nicht auf mich bezogen – aber einen Trainer nach dem ersten Spieltag in Frage zu stellen, ist grundsätzlich unnötig“, sagte der 41-Jährige. Und ergänzte: „Das ist ein Giftpfeil, den keiner braucht. Das wird unserer Arbeit nicht gerecht und das wird dem Verein nicht gerecht.“

Schommers verwies in diesem Zusammenhang auch auf seine Bilanz der letzten Monate. Saisonübergreifend habe der FCK sechs von zehn Spielen gewonnen. Der Punkteschnitt seiner Mannschaft seit dem 15. Spieltag der vergangenen Runde sei zudem der drittbeste der Liga. Er sehe deshalb eine klare Entwicklung, argumentierte der Trainer. Der die Diskussion um seine Person teilweise aber auch für eine Scheindebatte hält. „Die handelnden Verantwortlichen stehen komplett hinter mir und meinem Trainerteam.“

Mit einer gewissen „Süffisanz“ bewerte er zudem, welchen Einfluss im Verein ihm Außenstehende zurechnen. „Ich habe weder die Macht, einen Aufsichtsrat dazu zu zwingen, zurückzutreten, noch die rechtlichen Voraussetzungen, einen Mitarbeiter freizustellen“, sagte Schommers. Und spielte damit auf den Abgang von Wagner sowie die Demission von Ex-Torwarttrainer Gerry Ehrmann an. „Das Einzige, was in meinen Anforderungsprofil steht, ist, dass ich versuche, mit Boris Notzon den bestmöglichen Kader zusammenzustellen und zu trainieren“, sagte Schommers.

Am liebsten würde er über den kommenden Gegner Türkgücü München oder die aus seiner Sicht unglückliche 0:1-Niederlage im Auftaktspiel gegen Dynamo Dresden reden, klagte der Coach. „Aber stattdessen sprechen wir hier zu 90 Prozent über irgendwelche Giftpfeile. Und das zwei Tage vor einem wichtigen Spiel. Ich hoffe, dass wir hier irgendwann die Kurve kriegen und uns auf das Wesentliche besinnen können“, forderte der Trainer.

Zumindest ein wenig wurde am Freitag dann aber doch noch über Sportliches gesprochen. Türkgücü München sei angesichts zahlreicher erfahrener Neuzugänge sicher kein „normaler Aufsteiger“, sagte Schommers, der unter anderem vor den Qualitäten von Türkgücü-Stürmer Petar Sliskovic (vorher MSV Duisburg) warnte. Am Freitag verpflichteten die Münchner mit Flügelspieler Boubacar Barry von der zweiten Mannschaft des SV Werder Bremen bereits ihren 17. (!) Neuzugang.

Aufgrund der steigenden Corona-Zahlen in der bayerischen Landeshauptstadt findet das Spiel im Stadion an der Grünwalder Straße ohne Zuschauer statt. Personell muss der FCK weiter auf die verletzten Alexander Winkler, Marius Kleinsorge und Nicolas Sessa verzichten. Fraglich ist außerdem der Einsatz von Lucas Röser.

Zum Auftakt hatte Türkgücü dem amtierenden Drittliga-Meister FC Bayern München II ein Unentschieden (2:2) abgeknöpft. „Das war ein guter Auftritt. Starkes Gegenpressing. Brutale offensive Qualität. Zeitweise waren sie die bessere Mannschaft“, zollte Schommers dem kommenden Gegner Respekt. In München soll dennoch der erste Saisonsieg für die Roten Teufel her. Auch damit Boris Schommers endlich wieder über Fußball reden darf.

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