Amazon-Ansiedlung in Zweibrücken Lieber einen Job bei Bezos als in der Gastro?

Zweibrücken  · In Zweibrücken soll ein Amazon-Logistikzentrum entstehen. Während in anderen Branchen Fachkräftemangel herrscht, dürfte der führende Online-Versandhändler damit keine Probleme haben. Warum ist das so?

 Das Steitzhof-Gelände liegt nahe der Autobahn-Abfahrt Contwig/Flugplatz Zweibrücken an der K 84 Richtung Contwig. Dort soll ein Amazon-Logistikzentrum mit rund 400 Arbeitsplätzen entstehen. Die Arbeitslosen in und um Zweibrücken dürften davon profitieren – besonders die gering Qualifizierten.

Das Steitzhof-Gelände liegt nahe der Autobahn-Abfahrt Contwig/Flugplatz Zweibrücken an der K 84 Richtung Contwig. Dort soll ein Amazon-Logistikzentrum mit rund 400 Arbeitsplätzen entstehen. Die Arbeitslosen in und um Zweibrücken dürften davon profitieren – besonders die gering Qualifizierten.

Foto: Norbert Schwarz

Ob Jeff Bezos, der Amazon-Gründer und einer der reichsten Menschen der Welt, Zweibrücken kennt? Das ist, bei allem Zweibrücker Stolz, doch eher unwahrscheinlich – allein schon deshalb, weil der Versand-Gigant weltweit etwa 43-mal so viele Mitarbeiter hat (2020 etwa 1,3 Millionen) wie die Rosenstadt Einwohner (34 000).

Dennoch wird es das beschauliche Städtchen in der Südwestpfalz bald auf die Landkarte des Versand-Giganten schaffen. Und damit auch in das weltweite Imperium des Jeff Bezos. Wie bereits berichtet, plant der führende Online-Versandhändler ein Logistikzentrum am Steitzhof-Gelände an der Autobahn 8 zwischen Contwig und dem Zweibrücker Flugplatz. „Dadurch werden 400 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze geschaffen“, hatte Zweibrückens Oberbürgermeister Marold Wosnitza zuletzt angekündigt.

Arbeitsplätze, von denen in allererster Linie die Arbeitslosen in und um Zweibrücken profitieren sollen. Natürlich. Laut Peter Weißler, dem Leiter der Agentur für Arbeit Kaiserslautern-Pirmasens, sind das alleine in Zweibrücken 1158 Menschen. Hinzu kommen 1891 aus der Südwestpfalz und 2289 aus Pirmasens. Aktuell suchen also etwa 5338 Menschen in Zweibrücken und in der naheliegenden Umgebung nach einem Job.

Gerade die gering Qualifizierten dürften sich von den Helferjobs am Zweibrücker Standort angesprochen fühlen. Das sind laut Statistik der Arbeitsagentur in Zweibrücken 736, in der Südwestpfalz 691 und in Pirmasens 1600 Menschen (siehe Grafik). Unter dem Strich stehen damit 2927 Arbeitslose, die in ihrem Jobprofil „Zielberuf Helfer“ angegeben haben, wie es Weißler formuliert: „Potenzial ist also da.“

Darauf hatte vor knapp zwei Wochen bereits Zweibrückens OB Wosnitza hingewiesen, als er die gering Qualifizierten als Profiteure der Amazon-Ansiedlung herausstellte. Für die vielen Arbeitslosen in der Region sei es äußerst hilfreich, dass das Logistik-Zentrum „einen sehr, sehr großen Anteil ungelernter und angelernter Personen“ beschäftigen werde, sagte Wosnitza: „Das ist genau das Segment, wo wir große Schwierigkeiten haben, Arbeitsplätze zu finden!“

Laut Weißler handelt es sich bei den künftigen Fachkräften aber nicht nur um Arbeitslose. Nein. Darauf weist er nachdrücklich hin. „Hinzu kommen auch noch ein paar Fachkräfte, die in Zweibrücken wohnen, aber aktuell am Amazon-Standort in Kaiserslautern arbeiten. Auch da werden sich womöglich einige bewerben“, vermutet Weißler. Das gelte ebenso für Zweibrücker, die im Saarland tätig sind; etwa in Saarbrücken, Homburg, Neunkirchen. „Die Fahrtkosten werden ja auch immer teurer“, nennt der Arbeitsagentur-Leiter einen entscheidenden Grund für so manchen „Wechsler“. Vieles deutet also darauf hin, dass Amazon keine Probleme bei der Fachkräfte-Suche haben wird. Im Gegenteil. Davon geht auch Weißler aus.

Und das wirft Fragen auf. Denn während bei Amazon mutmaßlich Bewerbungen en masse hereinflattern werden, suchen andere Branchen händeringend nach Fachkräften. Bis heute. Etwa in der Gastronomie oder in der Hotellerie. Weshalb ist das so? Ist ein Job bei Amazon tatsächlich so viel lukrativer?

Eine Frage, auf die es keine eindeutige gibt, sagt Weißler. Denn grundsätzlich sei es von Person zu Person unterschiedlich, für welchen Bereich sie sich am ehesten interessiere. So bevorzuge die eine eher die Arbeit in der Gastro, während die andere die Tätigkeit in der Logistik präferiere.

Klar ist aber auch, dass es sich bei Amazon „um Helfertätigkeiten mit niedrigschwelligem Zugang“ handle, betont Weißler. „Deutsch- oder Englischkenntnisse brauchen die Bewerber oft nur, um die Sicherheitsregeln zu verstehen“, weiß Weißler. Anders sehe das etwa in der Gastro, in der Hotellerie oder in Callcentern aus. „Dort sind gute Deutschkenntnisse wichtiger.“ Auch die geregelten Arbeitszeiten, anders als etwa in der Gastro, könnten eine Rolle spielen. Jeff Bezos kennenzulernen wohl aber eher weniger.

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