20 Prozent für jeden Stehplatz 1. FC Saarbrücken und Stadt einigen sich auf Mietvertrag für Stadion

Saarbrücken · Stadt und 1. FC Saarbrücken einigen sich in Sachen Ludwigspark. Die Miete bemisst sich an den Ticket-Einnahmen.

Ein Blick in das sanierte Saarbrücker Ludwigspark-Stadion.

Ein Blick in das sanierte Saarbrücker Ludwigspark-Stadion.

Foto: Andreas Schlichter

Die dünnen Schleierwolken über dem Saarbrücker Ludwigsparkstadion sehen fast aus wie weißer Rauch. „Habemus Mietvertrag“ möchte man in Anlehnung an die oft zähe Wahl des katholischen Kirchenoberhauptes ausrufen: Die Verwaltung der Landeshauptstadt und der 1. FC Saarbrücken haben nach langem Ringen bereits am Sonntagnachmittag einen Nutzungsvertrag für die städtische Immobilie an der Camphauser Straße unterzeichnet.

An diesem Montag traten Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU) und FCS-Schatzmeister Dieter Weller vor die eilig eingeladenen Medienvertreter. „Dieser Abschluss ist mehr als ein Mietvertrag über zehn Jahre. Er symbolisiert gleichzeitig den Neubeginn der Zusammenarbeit zwischen Stadt und Verein“, sagte Conradt. Weller räumte ein, „dass wir nicht alles in den Verhandlungen erreicht haben“, es sei aber eine Einigung erzielt worden, „mit der wir beide sehr gut leben können“.

Die Miete ist abhängig von Liga-Zugehörigkeit und Auslastung gestaffelt. Sie bemisst sich an den Netto-Ticketeinnahmen. Der Anteil der Stadt beträgt im Grundsatz 20 Prozent im Stehplatz-Bereich und bei den Sitzplätzen. Dazu ist die Stadt an der Vermarktung der Logen- und Businessplätze beteiligt.

Die Einnahmen aus Fernsehrechten, Catering und Bandenwerbung an Spieltagen verbleiben dagegen vollends beim FCS. Ausgehend von einer Zuschauerzahl von 5000 Fans kommt man so in Liga 3 dennoch schnell auf eine Summe von über 650 000 Euro pro Jahr. „Eine solche Richtzahl gibt es so nicht“, betonte Weller für beide Parteien. Sollten Pandemie-bedingt weiter keine Zuschauer zugelassen sein, muss der Verein nichts zahlen. Auch für die Saison 2021/22 ist eine Übergangsregelung vorgesehen, in der Stehplätze nur zehn Euro kosten sollen. Für die abgelaufene Spielzeit muss der FCS 200 000 Euro zahlen.

Dass FCS-Boss Hartmut Ostermann anders als bei vorherigen öffentlichen Verkündigungen des OB im Stadion nicht persönlich vor Ort war (offiziell geschäftliche Gründe), darf durchaus als Zeichen interpretiert werden. Denn Conradt kann solche Inszenierungen. Seine Lieblingsrolle: der Bauretter. Noch am Sonntag hatte er in der SR-Sportarena in sportlicher Analogie seine Rolle beim Sanierungsobjekt Ludwigsparkstadion erklärt: „Ich wurde in der 70. Minute beim Stande von 0:4 eingewechselt. Jetzt haben wir die 88. Minute, und es steht 5:4.“

Dass er als Fraktionsvorsitzender der CDU im Stadtrat jahrelang mit über die Stadionthematik abstimmte und einmal sogar einen Beinahe-Baustopp hervorrief, haben aber die meisten nicht vergessen. Auch dürfte der ehemalige Leiter der Landesmedienanstalt über seinen CDU-Parteifreund Klaus Bouillon, den saarländischen Innen-, Sport- und Bauminister, in viele Hintergründe der „Sanierung im Bestand“ eingeweiht gewesen sein.

„Um das Potenzial des Stadions für Verein und Stadt optimal ausschöpfen zu können, müssen wir künftig enger zusammenarbeiten“, forderte Conradt, „gemeinsam mit dem Verein werden wir im Dialog bleiben und Abläufe sowie Strukturen bei Bedarf und im Einvernehmen optimieren.“ Weller lobte die Arbeit des FCS-Infrastrukturbeauftragten Christian Seiffert. Die Einigung in letzter Minute soll aber vor allem wegen des guten Verhältnisses von Ostermann zu Baustellen- und Giu-Chef Martin Welker zustande gekommen sein. Der habe maßgeblich das Vertragswerk mit gestaltet, heißt es. Der FCS kann nun fristgerecht an diesem Dienstag den Mietvertrag mit den anderen Lizenzierungsunterlagen für die 3. Liga beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) in Frankfurt einreichen.

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