Kommunalwahlen 2019 Weshalb drei Bürgermeister im Saarland abgelöst wurden

Saarbrücken · Für viele eine Überraschung: Gersheim, Bexbach und Eppelborn haben neue Rathauschefs. In 13 weiteren Gemeinden kommt es in zwei Wochen zur Stichwahl.

 Noch keine klaren Verhältnisse gibt’s dagegen in 13 anderen Städten und Gemeinden. Dort ist für Pfingstsonntag, 9. Juni, jeweils eine Stichwahl angesetzt. (Symbolbild)

Noch keine klaren Verhältnisse gibt’s dagegen in 13 anderen Städten und Gemeinden. Dort ist für Pfingstsonntag, 9. Juni, jeweils eine Stichwahl angesetzt. (Symbolbild)

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Die so gebeutelte SPD, in Gersheim hat sie es richtig gemacht. Dort sitzt jetzt künftig ihr Kandidat Michael Clivot im Rathaus. Seit 1974 stellte die CDU in Gersheim den Verwaltungschef, zuletzt mit Alexander Rubeck. Doch der holte am Sonntag nur 41,4 Prozent, Clivot dagegen 51,6. Gersheim ist jetzt rot.

Wie ist Clivots überraschender Sieg zu erklären? Clivot war schon bei der vergangenen Bürgermeisterwahl 2009 ein ernst zu nehmender Gegner von Amtsinhaber Rubeck: Er erreichte über 40 Prozent. Dass Rubeck nun am Sonntag unterlag, dürfte wohl auch mit der Affäre um ein Flüchtlingshaus zu tun haben. Das hatte der Gersheimer CDU-Fraktionschef Jürgen Wack gekauft. Und nachdem Wack 2017 einen Mietvertrag mit der Gemeinde abgeschlossen hatte und von Zuschüssen für die Schaffung von Flüchtlingswohnraum profitierte, geriet auch Rubeck als CDU-Rathauschef in die Kritik. Zudem hat es die SPD bei der Wahl am Sonntag offenbar auch verstanden, mit den Pfunden zu wuchern, die sie in der Gegend hat. Stefan Pauluhn, SPD-Fraktionschef im Landtag, wohnt ebenso wie Clivot im Ortsteil Walsheim, wo die SPD bei der Gemeinderatswahl satte 64,9 Prozent holte. Auch Clivots Frau Christine, seit 2009 SPD-Fraktionschefin im Gersheimer Gemeinderat, gehört inzwischen zur einflussreichen saarländischen SPD-Riege: Seit 2017 ist sie Staatsekretärin im Bildungsministerium.

 Der neue Bürgermeister von Gersheim: Michael Clivot (SPD).

Der neue Bürgermeister von Gersheim: Michael Clivot (SPD).

Foto: Wolfgang Degott

Herbe Niederlage für die SPD dagegen in Bexbach: Seit 25 Jahren ist die Gemeinde fest in der Hand der Sozialdemokraten – gewesen. Der bisherige Bürgermeister Thomas Leis (SPD) muss nun sein Büro räumen. Er unterlag mit 46,6 Prozent gegen den CDU-Kandidaten Christian Prech (53,4 Prozent). Was Leis – ein eher nüchterner Verwaltungsmann – überraschend zu Fall gebracht haben dürfte, ist eigentlich ein Verdienst. Mit dem Projekt „Aktive Stadt“ soll der innerstädtische Verkehr verbessert werden. Doch das zog eine jahrelange Dauerbaustelle mitten in Bexbach nach sich. Der Unmut vieler Bürger darüber wurde zuletzt immer lauter.

Neuer Rathaus-Chef in Bexbach: Christian Prech (CDU).

Neuer Rathaus-Chef in Bexbach: Christian Prech (CDU).

Foto: Carsten Simon

Und noch ein Unglück für die SPD. Diesmal in Eppelborn, wo Bürgermeisterin Birgit Müller-Closset (SPD) dem CDU-Herausforderer Andreas Feld überraschend deutlich unterlag. Feld erhielt 64 Prozent, Müller-Closset kam lediglich auf 27 Prozent. Bei ihrer Wahl 2012 hatte sie noch 54 Prozent geholt. Handfeste Skandale gab es seither nicht, vielmehr gilt als offenes Geheimnis, dass Müller-Closset in ihrer Partei kaum mehr Rückhalt genoss. Sie gilt nicht als Team-Player. Ihr Kontrahent Andreas Feld, Referatsleiter in der Staatskanzlei, wurde dagegen von der CDU systematisch aufgebaut – und gezielt gestärkt.

Zum neuen Verwaltungschef in Eppelborn gewählt: Andreas Feld (CDU).

Zum neuen Verwaltungschef in Eppelborn gewählt: Andreas Feld (CDU).

Foto: Engel

Noch keine klaren Verhältnisse gibt’s dagegen in 13 anderen Städten und Gemeinden. Dort ist für Pfingstsonntag, 9. Juni, jeweils eine Stichwahl angesetzt. So wird sich in Saarbrücken entscheiden müssen, ob Amtsinhaberin Charlotte Britz weitermachen kann oder ihr CDU-Herausforderer Uwe Conradt das Rathaus übernimmt. Britz hatte am Sonntag 36,8 Prozent (rund 20 Prozent weniger als 2011) geholt. Conradt erreichte 29 Prozent.

Auch in Neunkirchen ist noch unklar, wer ins Rathaus einzieht. Der SPD-Kandidat für das Oberbürgermeisteramt, Jörg Aumann, erhielt 46,8 Prozent der Stimmen, Dirk Käsbach von der CDU erreichte 27,5 Prozent. Der bisherige Oberbürgermeister Jürgen Fried (65) trat aus Altersgründen nicht mehr an. Vertagt um zwei Wochen ist das Rennen um den Posten als Oberbürgermeister zudem in St. Ingbert. Der parteilose Amtsinhaber Hans Wagner erhielt am Sonntag 41,73 Prozent der Stimmen, CDU-Kandidat Ulli Meyer – Staatssekretär im Finanzministerium – kam auf 41,4 Prozent.

In Mandelbachtal muss CDU-Amtsinhaber Gerd Tussing in die Stichwahl gegen Maria Vermeulen (SPD). Tussing kam am Sonntag nur auf 32 Prozent, Vermeulen aber verpasste mit 49,7 Prozent knapp die absolute Mehrheit. In Blieskastel muss Amtsinhaberin Annelie Faber-Wegener (CDU, 31,9 %) erneut gegen SPD-Herausforderer Bernd Hertzler (40,8 %) antreten. In Heusweiler trifft CDU-Bürgermeister Thomas Redelberger (48,4 %) nochmals auf SPD-Kandidat Stefan Schmidt (31 %). In Riegelsberg gehen Benjamin Schmidt (CDU, 29,7 %) und Amtsinhaber Klaus Häusle (SPD, 43,5 %) in die Stichwahl. In Kleinblittersdorf müssen CDU-Kandidatin Erika Heit (26,3 Prozent) und SPD-Kandidat Rainer Lang (20,7) nochmal ran, in Püttlingen Edmund Altmeyer (CDU, 45,3 %) und Denise Klein (SPD, 43,7 %). In Sulzbach stellen sich CDU-Amtsinhaber Michael Adam (48,7 %) und SPD-Herausforderer Dieter Heckmann (18,8 %) erneut zur Wahl. In Losheim sind es SPD-Mann Björn Kondak (31,9 %) und Helmut Harth (parteilos, 36,4 %), in Überherrn Anna Yliniva-Hoffmann (SPD, 42,9 %) und Michael Fetik (parteilos, 27,5 %), in Wallerfangen Horst Trenz (SPD, 44,1 %) und Nicole Reiners-Gerard (CDU, 29 %).

Bei all’ dem Prozentrechnen sticht ein Ergebnis schließlich noch hervor: Stephan Tautz, 2018 noch knapp bei der Oberbürgermeister-Stichwahl in Völklingen gescheitert, zog am Sonntag mit seiner Liste „Wir Bürger“ mit über 20 Prozent in den Völklinger Stadtrat ein. Aus dem Stand.

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