Serie Hoch hinaus zu Bergen, Burgen, Halden und Sehenswürdigkeiten Uralte Steine und prächtige Aussichten

Freisen-Oberkirchen · Er ist 280 Millionen Jahre alt und 569 Meter hoch: Der Weiselberg in Oberkirchen bietet schöne Ausblicke, üppige Natur und spannende Geschichten.

Ausflug zum Weiselberg bei Oberkirchen im Saarlnd
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So sieht es auf dem Weiselberg aus

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Foto: Thomas Reinhardt

Er war ein Feuerberg. Entstieg den Tiefen der Erde und schraubte sich auf 569 Meter Höhe. Seine Kuppe besteht aus vulkanischem Gestein (Vulkanit), das sagenhafte 280 Millionen Jahre alt ist: der Weiselberg bei Oberkirchen. Er besteht aus schwarzem Andesit mit einem hohen Glasanteil, das nach ihm benannt ist: Weiselbergit.

Der Name Weiselberg stammt von dem keltischen Wort „Uesu“, was so viel bedeutet wie „der edle Berg“.  Das in Gängen und Spalten des Berges erstarrte Magma ließ Säulenformationen entstehen und beim Erkalten wurden aus flüssigkeitsgefüllten Gasblasen spezielle Mineralien wie Achat oder Jaspis. Früher wurden diese in der Edelsteinmetropole Idar-Oberstein weiterverarbeitet. Der bekannteste Achat-Edelstein, die  „Untergehende Sonne“,  ist neben rund 1500 Exponaten im Mineralogischen Museum in Oberkirchen ausgestellt.

Den fast komplett bewaldeten Weiselberg, der seit 1950 unter Naturschutz steht,  können Interessierte auf verschiedenen Wegen erkunden.  Gut 15 Kilometer lang und anspruchsvoll ist der Premiumwanderweg Weiselberg-Gipfeltour. Er startet am Weiselbergbad in  Oberkirchen, führt zunächst Richtung Freisen zur Eisernen Brücke, dann durch den Wald zum Eulental und erreicht dann eine der Hauptattraktionen: den Steinernen Schrank. Das ist eine eindrucksvolle Felsformation aus Weiselbergit, die an einen breiten Schrank erinnert.

Es folgt die Brunnenanlage Weiseler Born und dann führt der Weg zur 272 Meter langen und 39 Meter hohen Talbrücke von Oberkirchen. Das majestätische Bauwerk ist eine der größten Steinbrücken Südwestdeutschlands. Sie wurde von 1934 bis 1936 mit einem Kern aus Eisenbeton und 16 000 Kubikmetern heimischen Basaltsteinen erbaut und besteht aus elf Pfeilern und zwölf Bögen.  Die Westrichbahn zwischen Türkismühle und Kusel fuhr über die Brücke, Anfang der 1970er Jahre wurden die Schienen entfernt, nach der Sanierung 1992 führt der Fritz-Wunderlich-Rad- und Wanderweg über das Bauwerk, bietet Fußgängern und Radfahrern einen schönen Blick ins obere Ostertal.

An der Talbrücke beginnt der Anstieg zum Gipfel des Weiselberges. Wer nicht den kompletten Premiumwanderweg absolvieren möchte, kann am Parkplatz Talbrücke einsteigen, über die Brücke wandern und dann der Gipfeltour folgen.   Alternativ kann man auch auf dem Weiselbergweg den Berg gemütlich umrunden. Wir aber wollen ganz nach oben. Also stampfen wir den Gipfelpfad steil berghoch durch den lichtdurchfluteten Buchenwald. Die Steigung zu Beginn hat es in sich, doch wenn die erste Schutzhütte mit Schwenker-Station auf einer großen Ebene erreicht ist, liegt das anstrengendste Stück hinter einem.

Auf der Wiese und ein Stück weiter am Waldrand auf Büschen und Stauden tummeln sich Bienen, Hummeln und Falter. Ein Admiral zeigt sein farbenfrohes Kleid. Ein Kaisermantel-Pärchen flattert fest vereint zur nächsten Pflanze, setzt sich, wird von einem weiteren Falter gestört, fliegt weiter, lässt sich erneut nieder – ganz schön Stress bei der Nachwuchserzeugung.

Der jetzt breitere Weg führt bergan wieder in den Wald, hier blüht das gelbe Fuchssche Geiskraut, Weißlinge flattern drumherum.  Weiter oben sind etliche Mulden zu erkennen, sie sehen aus wie Bombentrichter, doch es sind Pingen: hier wurde früher nach Achaten gesucht. Schon die Römer gruben an der Oberfläche des Weiselberges nach den begehrten Steinen.

Dann erreichen wir eine weitere Schutzhütte, diesmal aus Stein und wieder mit einem Schwenker. An der großen Innenwand hängt ein Briefkasten mit dem Gipfelbuch. Wir öffnen die Klappe und finden zwei Bücher, beide bis zu den letzten Seiten vollgeschrieben.

Und dann ist es soweit. Über einen schmalen Pfad geht es noch ein Stück nach oben – jetzt haben wir das kleine Gipfel-Plateau an der Westseite des Berges erreicht. Hinter uns steht das silbrig glänzende Gipfelkreuz, gleich rechts lädt eine Sinnenbank zur Pause ein. Eine metallische Scheibe auf einem gemauerten Sockel zeigt an, welche Städte und Berge in welcher Richtung liegen und wie weit sie von hier entfernt sind. Zum Donnersberg in der Pfalz sind es 51 Kilometer, zum Erbeskopf im Hunsrück 26, zum Schaumberg 16. Nach Straßburg müssen 114 Kilometer zurückgelegt werden, nach Köln 268, nach Paris 370 und nach Berlin 550.  Während der Blick nach Osten von Bäumen versperrt ist, reicht die Sicht nach Westen bis zum Schaumberg und zur Göttelborner Höhe mit dem Förderturm Weißer Riese.

Nach einer ausgedehnten Pause verlassen wir den Gipfel und wandern steil bergab zu einer weiteren Attraktion, dem „Steinernen Meer“. Dieses Felsenmeer am Fuße des Berges, so informiert eine Tafel,  „ist erdgeschichtlich gesehen ein Werk der Eiszeit.“ Die letzte Eiszeit ging vor rund 10 000 Jahren zu Ende. Durch Abtragungs- und Verwitterungsvorgänge sammelten sich Gesteinsblöcke (typisch senkrecht stehende Basaltsäulen)  am Südhang und verfielen mit der Zeit.   Heute sind die  größtenteils mit Moos überzogenen Steine weitflächig im Wald verstreut. Das „Steinerne Meer“ faszinierte seit jeher die Menschen, etliche Sagen ranken sich darum. So sollen hier wild gewordene  Zyklopen mit den mächtigen Steinen gespielt haben – oder die Gesteinsbrocken sollen Reste eines verwunschenen Schlosses gewesen sein…

Am Fuße des Weiselberges entlang geht es zum Barfußweg und dann zurück zum Ausgangspunkt der Wanderung.  Lohnend ist auch ein Besuch im Mineralogischen Museum in Oberkirchen (Hauptstr. 26) www.freisen.de

Start und Ziel: Weiselbergbad, Zum Schwimmbad 7, 66629 Freisen-Oberkirchen. Alternative: Parkplatz Talbrücke, Talbrückstr. 20, Oberkirchen.

 sn.Serie Hoch hinaus Weiselberg

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Foto: Thomas Reinhardt
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