Misstrauischer Blick nach Frankreich Abwasser-„Umleitung“ aus Carling?

Lauterbach · Im Sommer führt der Lauterbach nur Wasser, wenn es regnet. Aktuelle Ausnahmen haben Anwohner stutzig gemacht: Gibt es da illegale Einleitungen? Wenn ja, von wo?

 Lauterbach von oben, fotografiert vor etwa zwei Wochen mit Hilfe einer Fotodrohne. Von links außen nach vorn zur Bildmitte verläuft die Hauptstraße. Links davon, fast parallel zur Straße, quert ein dunkler Strich die Anwohnergärten: der vor Jahrzehnten begradigte Lauterbach.

Lauterbach von oben, fotografiert vor etwa zwei Wochen mit Hilfe einer Fotodrohne. Von links außen nach vorn zur Bildmitte verläuft die Hauptstraße. Links davon, fast parallel zur Straße, quert ein dunkler Strich die Anwohnergärten: der vor Jahrzehnten begradigte Lauterbach.

Foto: BeckerBredel

  Mit dem Gewässer, das ihrem Ort den Namen gab, haben es die Lauterbacher schwer. Vor allem diejenigen, die direkt am Lauterbach wohnen. Der Bach musste vor Jahrzehnten als Abwasserkanal herhalten, und das sieht man ihm noch heute an: Völlig naturfern ausgebaut, in eine schnurgerade Betonrinne gefasst,  durchschneidet er zahlreiche Grundstücke an der Lauterbacher Hauptstraße. Und wie das so ist bei kanalisierten Gewässern, fließt – und steigt – das Wasser sehr rasch, wenn viel davon da ist: Bei Starkregen überflutet der Lauterbach mit unerfreulicher Regelmäßigkeit die Anwohner-Gärten. Regnet es im Sommer hingegen nicht oder kaum,  wie derzeit, liegt die mittlerweile recht marode gewordene Betonrinne völlig wasserlos da.

Im Prinzip. Aber es gibt Ausnahmen. Eine davon hat Anwohner Berthold Wirbel, ehemals Mitglied der CDU-Fraktion im Völklinger Stadtrat, am Sonntag voriger Woche beobachtet. Er sei mittags wegen eines Wildschweinschadens am Lauterbachbett gewesen, berichtet Wirbel in einer Mail an die SZ. Und habe dabei festgestellt, dass „in der vollen Rinne stark fließend, wie bei angestellten Pumpen, eine graue, schmutzige, übel riechende Wasserbrühe floss“. Regen hatte es am besagten Morgen nicht gegeben, für Wirbel war daher klar: Aus Regenwasser konnte der Wasserfluss nicht stammen. „Um mir Sicherheit zu verschaffen“, schreibt Wirbel weiter, „habe ich mir an der Grenze zwischen Lauterbach und dem französischen Ort Carling die Situation angesehen“. Ergebnis: „Der starke Wasserfluss (kam) aus dem verrohrten Lauterbach aus Carling.“ Und: „Auch hier war es nicht ein einfach dahinfließendes Gewässer, sondern ein gepumptes Gewässer.“

Wirbel recherchierte in Carling weiter. Unter dem Spielplatz am ersten  Kreisel nahm er Pumpengeräusche wahr. Seine Schlussfolgerung: „Insofern war für mich hier auch klar, dass von dort aus dem Sammelbecken mit dem Pumpwerk das Wasser nicht in die französische Klärlage in L’Hôpital gepumpt wird, sondern  illegal – mit oder ohne Wissen des französischen Bürgermeisters  Adier – über mehrere Stunden (erstmals festgestellt 12 Uhr, letztmalig kontrolliert 19.45 Uhr) in das Lauterbachbett.“ Ungereinigtes Wasser, betont Wirbel, das danach alle weiteren Gewässer auf deutscher Seite verschmutze, von der Rossel – in die der Lauterbach mündet – bis hin zur Saar.

Wirbel hat seine Beobachtungen, mit zornigem Kommentar versehen, auch ins Völklinger Rathaus geschickt. Auffälligkeiten bei der Wasserführung des Lauterbachs, sagt Bürgermeister Wolfgang Bintz (CDU) auf SZ-Nachfrage, habe es schon öfter gegeben; es gebe auch Anwohner-Berichte darüber, dass mitunter nachts Wasser fließe. So richtig nachgeguckt habe bisher aber niemand, auch er selbst nicht, zumal die Wasser-Überraschungen nicht regelmäßig kämen. Wirbels Beobachtung sei „zum ersten Mal umfassend“, da bis nach Frankreich hinein recherchiert.

„Ich bin der Sache auf der Spur“, sagt der Bürgermeister. Umweltverschmutzung sei das allemal. Und wenn – falls – eine Abwasser-Einleitung vorsätzlich geschehe, sei es auch ein „Umweltfrevel“. Aber Bintz warnt vor voreiligen Schuldzuweisungen Richtung Frankreich. Zunächst mal, sagt er, sei nur klar, dass es überraschende (Schmutz-)Wasserzuflüsse im Lauterbach gebe – deren Ursache aber sei ungeklärt.

Das will Bintz nun ändern. Nach eigener Auskunft hat er einen Brief ans Umweltministerium geschrieben und Wirbels Beobachtungen mitgeteilt. Anfang September soll eine Anfrage an Gaston Adier folgen, den Carlinger Bürgermeister, der zugleich dem regionalen Abwasser-Zweckverband vorsteht.

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