Anlieger-Forderungen Richtung Frankreich

Lauterbach. Voll besetzt war der Saal des katholischen Pfarrheims in Lauterbach am Donnerstagabend, als der Völklinger Bürgermeister Wolfgang Bintz und der Experte Roland Desgranges in einer Bürgerversammlung das Ergebnis der Lauterbach-Studie vorstellten. Die Mischwasser-Behandlung im französischen Carling, erläuterte Bintz, fördere die schmutzigen Überschwemmungen in Lauterbacher Gärten

Lauterbach. Voll besetzt war der Saal des katholischen Pfarrheims in Lauterbach am Donnerstagabend, als der Völklinger Bürgermeister Wolfgang Bintz und der Experte Roland Desgranges in einer Bürgerversammlung das Ergebnis der Lauterbach-Studie vorstellten. Die Mischwasser-Behandlung im französischen Carling, erläuterte Bintz, fördere die schmutzigen Überschwemmungen in Lauterbacher Gärten. Also müsse man die Qualität der Abwässer aus Frankreich verbessern. Und die Menge des zulaufenden Wassers begrenzen. Das Problem habe grenzüberschreitende Dimension, deshalb müsse man auch zusammen agieren; Bintz lobte dabei den Kooperationswillen des Carlinger Bürgermeisters Gaston Adier (wir berichteten). Desgranges verdeutlichte anschaulich die Schwerpunkte des Lauterbach-Desasters. Ein in großen Bereichen zerstörtes Bachbett und viele Engstellen lassen nur wenig Wasser abfließen - regnet es stark, staut sich das Wasser auf, und der Lauterbach tritt über seine Ufer. Hinzu kommt, dass die Carlinger Regenrückhaltebecken zu klein sind und keine Rechen oder Siebe besitzen, die das Wasser von seiner Schmutzfracht befreien. Wie es jetzt am Lauterbach weitergeht, vermochte Bintz nicht zu sagen. Jetzt müsse man erstmal Förderung bei der Europäischen Union beantragen, sagte er. Und der Carlinger Gemeinderat müsse bereit sein, im Interesse der deutschen Nachbarn Geld in die Hand zu nehmen. Frühestens 2011 könne man mit Taten beginnen. Für die Lauterbacher Bachanlieger blieb vieles unverständlich. Wie könne es denn sein, fragten sie, dass nun Brücken, die zum Teil seit Jahrzehnten existierten, plötzlich mitschuldig an den Überschwemmungen seien? Viele sahen Zusammenhänge zwischen dem Bau des Hauptsammlers und der Zunahme der Überschwemmungen: "Früher sind die nur alle paar Jahre vorgekommen." Karl Krüger vom Völklinger Bauamt widersprach: Der Hauptsammler und die Abwässer aus Carling hätten nichts miteinander zu tun. Herbe Kritik gab es an den Bach-Reinigungen der Stadt, die Anwohner als unzulänglich bewerteten: "Es bringt gar nichts, wenn die Stadt abschnittsweise das Bachbett reinigt und es nach kurzer Zeit wieder verschlammt ist", sagte ein Zuhörer - Bintz wies darauf hin, dass die Reinigung, nur in Handarbeit möglich, enorme Kosten verursache. "Wie sollen wir denn von einer Seite des Bachs auf die andere kommen, wenn wir unsere Stege abreißen müssen?", fragte ein anderer Bürger. Und ein weiterer merkte an, Verbesserungen des Bach-Querschnitts seien nur ein fauler Kompromiss, denn das Grundübel liege in Frankreich: überproportional große versiegelte Flächen und zu kleine Regenrückhaltebecken. Deshalb, so die Forderung, sollten die Franzosen sofort zumindest einen Rechen einbauen. Ortsvorsteher Dieter Peters spekulierte, der Anstieg des Grundwasserspiegels nach der Schließung der Gruben werde vielleicht die Lage bessern; dann könne ein steter Wasserfluss im derzeit meist trocken liegenden Lauterbach verhindern, dass stinkende Tümpel und Mückenplagen entstehen. Bintz resümierte: "Für die Verbesserung der Situation in Lauterbach sind Stadt und Anlieger gleichermaßen verantwortlich, für die Mischwassersituation in Carling die französischen Nachbarn."

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