Wie Schauspieler soziales Lernen fördern

Saarbrücken · Beim Theater kann man viel probieren – und auch lernen. Deshalb nehmen die Schüler der Gesamtschule Neunkirchen und die Jugendlichen des Autismuszentrums Saar das Angebot des Überzwergs wahr.

 Leiter Bob Ziegenbalg will den Jugendlichen das Theater näherbringen. Foto: Rich Serra

Leiter Bob Ziegenbalg will den Jugendlichen das Theater näherbringen. Foto: Rich Serra

Foto: Rich Serra

"Ein König ist nur dann ein gut gespielter König, wenn die anderen seinen Status mitspielen und sich vor ihm verneigen. Es geht nur gemeinsam. Soziales Lernen kann beim Theater gut funktionieren", sagt Bob Ziegenbalg. Ziegenbalg ist der künstlerische Leiter des Theaters Überzwerg in Saarbrücken .

Seit letztem Sommer kooperiert das Überzwerg mit dem Autismuszentrum Saar und zum neuen Schuljahr auch mit der Gesamtschule Neunkirchen . Die Zusammenarbeit mit der Gesamtschule kam auf Initiative der Schule zu Stande. Die Theaterpädagogin und Schauspielerin Christine Manami-Münster, früher selbst Mitglied im Jugendclub des Überzwergs, kontaktierte Bob Ziegenbalg. Und der fand die Idee sinnvoll. Er sagt: "Das Theater kann genau das, was die Schule nicht kann. Im Theater lernt man, dass es wichtig ist, auch mal Fehler zu machen. In der Schule gibt es grundsätzlich eine Fehlervermeidungsstrategie."

Die siebte Klasse der Neunkircher Gesamtschule hat nun alle zwei Wochen festen Theaterunterricht. Diesen leitet Manami-Münster. Die Schüler können zudem im Theater Überzwerg kostenlos Vorstellungen besuchen. Und schließlich ist zusammen mit den Jugendclubs des Überzwergs eine Vorstellung geplant.

Die Zusammenarbeit mit dem Autismuszentrum Saar ist anders gestaltet. Bob Ziegenbalg leitet hier alle 14 Tage die Treffen. Die Gruppe sammelt Ideen, entwickelt ein Stück und probt dieses. Momentan arbeitet sie an der Vorstellung eines neuen Planeten, den sie bezieht. Ziegenbalg erklärt: "Das Theater ist eine Art geschützter Raum. Erst mal nehmen wir jede auch noch so verrückte Idee auf, später schmeißen wir manche Dinge auch wieder raus."

Annerose Kramatschek-Pfahler vom Autismuszentrum kam auf die Leute vom Überzwerg zu. Ziegenbalg war nicht abgeneigt, hatte aber eine Bedingung: Die Betreuer sollten dabei sein, da er selbst nur wenig Erfahrung mit Autisten hat. Gesagt, getan.

Bislang gab es eine Aufführung zum 25-jährigen Bestehen der Alten Feuerwache und eine Aufführung für die Eltern im Überzwerg. Bob Ziegenbalg ist erstaunt, wie viel er bei der Arbeit mit den Jugendlichen lernt. "Die jungen Leute bringen mich dazu, selbst eine andere Perspektive einzunehmen. Ich habe das Gefühl, dass ich bei der Arbeit mit ihnen selbst sehr viel lerne."

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