Volle Käfige in der Urlaubszeit

Saarbrücken · Gerade in der Ferienzeit herrscht in den Tierheimen im Land Hochkonjunktur. Viele Halter setzen ihre Tiere aus, wenn sie in Urlaub fahren, oder geben sie im Heim ab. Dabei gibt es heutzutage auch Alternativen.

Ein herrenloses Tier sitzt am Straßenrand, weit und breit ist kein Besitzer zu sehen. Viel zu häufig kommt das vor, gerade zur Urlaubszeit. "Wir sind das ganze Jahr über gut gefüllt, aber über den Sommer ist die Situation sehr extrem", sagt Josephine Mathis. Sie ist Vorsitzende des Tierschutzvereins Saarbrücken , der das Bertha-Bruch-Tierheim betreibt. Teilweise wüssten sie nicht, wo sie die Tiere unterbringen sollen.

"Die Menschen kommen mit Ausreden, wie ‚Der Vermieter will den Hund nicht haben'. Diese Geschichten kennen wir schon, die hören wir ständig", sagt Josephine Mathis. Und ergänzt: "Sie wollen einfach nicht zugeben, dass sie in Urlaub fahren." Bereits im Vorfeld der Sommerferien seien viele Katzen und Hunde abgegeben worden. Zudem gebe es viele Fundtiere. Das erklärt sich Mathis so: Die Halter überlassen das Tier im Urlaub jemandem, der nicht für dessen Pflege geeignet ist. Es geht verloren und landet im Tierheim. "Die Halter sollten sich im Vorfeld überlegen, was sie mit ihrem Tier machen, wenn sie in Urlaub fahren oder umziehen", fordert Mathis. Bei Tierpension und Tierheim müssten sie aber auch die Kosten bedenken. "Entgegen der Meinung vieler ist die Unterbringung im Tierheim für den Urlaub nicht kostenlos", erklärt Mathis. Als weitere Möglichkeit nennt sie die Aktion "Nimmst du mein Tier, nehm' ich dein Tier" des Tierschutzbundes. Dabei nehmen Menschen die Tiere anderer für eine gewisse Zeit in Pflege und andersherum. Das Problem sei, dass nicht gewährleistet werden kann, ob es dem Tier bei den Urlaubshaltern auch gut geht. "Das ist mit Vorsicht zu genießen. Auch wenn die Aktion gut gemeint ist, ist sie in der Realität oft schwierig umzusetzen", gibt Mathis zu bedenken. So oder so, das Tier müsse im Urlaub versorgt sein. "Man kann nicht einfach einen gefüllten Napf in die Wohnung stellen und das Tier sich selbst überlassen", so Mathis.

Die Menschen sollen einfach vernünftiger im Umgang mit ihren Tieren sein, fordert Peter Kaiser, Vorsitzender des Hedwig-Trampert-Tierheims in Dillingen. "Wir hatten gerade wieder einen Fall, wo Menschen sich einen Hund angeschafft haben, den sie dann nicht richtig erzogen haben. Wenn der Hund macht, was er will, wird er bei uns abgegeben", ärgert sich Kaiser. Bei Kleintieren sei die Situation sogar noch schlimmer: "Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft. Überall werden einem Kleintiere für wenig Geld nachgeworfen." Dabei wüssten viele nicht, was für ein Aufwand auch ein Kleintier bedeutet. Wird es lästig, kommt es ins Tierheim. "Hochzeiten vor oder nach den Sommerferien gibt es schon seit Jahren nicht mehr", sagt Kaiser. Die Anzahl der Tiere ändert sich im Hedwig-Trampert-Tierheim über den Sommer nicht, "wir haben das ganze Jahr über eine angegespannte Situation", so Kaiser. Derzeit beherbergt das Tierheim knapp 120 Katzen , 42 Hunde und 18 Kleintiere.

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