Minister sieht fünf Schulen auf der Kippe

Saarbrücken · Mehr Erstklässler, aber insgesamt weniger Schüler gibt es im Saarland. Ab Montag startet zudem die Inklusion an den Grundschulen. Für den Krippenausbau kündigte der Bildungsminister einen Kurswechsel an.

 Zu wenige Schüler besuchen die Marie-Curie-Gemeinschaftsschule in Bous. Ob die Schule geschlossen wird, muss der Träger, der Kreis Saarlouis, entscheiden. Foto: Johannes A. Bodwing

Zu wenige Schüler besuchen die Marie-Curie-Gemeinschaftsschule in Bous. Ob die Schule geschlossen wird, muss der Träger, der Kreis Saarlouis, entscheiden. Foto: Johannes A. Bodwing

Foto: Johannes A. Bodwing

Die Zahl der Erstklässler ist im Saarland leicht gestiegen. Am kommenden Montag werden rund 7600 Jungen und Mädchen eingeschult. Das sind 0,7 Prozent mehr als im Vorjahr, teilte Saar-Bildungsminister Ulrich Commerçon (SPD ) gestern mit. Die Gesamtzahl der Schüler an allgemeinbildenden Schulen sinkt allerdings um 1,4 Prozent auf 87 480. An den beruflichen Schulen ist der Rückgang mit 2,9 Prozent auf 31 900 Schüler noch deutlicher. An den Gemeinschaftsschulen werden rund 3900 Schüler neu aufgenommen, an den Gymnasien 3150.

In der Diskussion um mögliche Schulschließungen wehrt sich der Minister gegen den Vorwurf der Opposition, die große Koalition habe 2012 das Schulordnungsgesetz verschärft. "Das Gegenteil ist der Fall. Hätten wir die bisherigen Kriterien anwenden müssen, müssten mittlerweile 19 Schulen geschlossen sein", sagte Commerçon, betonte aber: "Es hat nicht an jeder Stelle noch Sinn, Schulstandorte aufrechtzuerhalten." Zur Debatte stehe, fünf von 63 Gemeinschaftsschulen bis zum Ende der Legislatur 2017 möglicherweise zu schließen. "Das ist bei einem Schülerrückgang von rund 17 Prozent zwischen 2010 und 2020 keine bewegende Zahl", so Commerçon. Betroffen seien die Schulen in Mandelbachtal, Nonnweiler, Großrosseln, Friedrichsthal und Bous . Sie bleiben unter den geforderten 220 Schülern in den Klassen 5 bis 9. Zum Stichtag für das neue Schuljahr hätten in Bous nur elf Anmeldungen für die 5. Klasse vorgelegen. Diese Schulen aufrechtzuerhalten, sei "ungerecht anderen Schulen gegenüber, denn die Ressourcen, die wir da reingeben, gehen an anderer Stelle verloren". Über Standortschließungen entschieden jedoch die Schulträger. "Es gibt keinen Schließungsautomatismus", stellte der Minister klar. Es zeichne sich ab, dass der Regionalverband und der Kreis Saarlouis die gefährdeten Schulen mit benachbarten, kreiseigenen Schulen zusammenzulegen wollen.

Um die für das Schuljahr 2016/17 geplante Inklusion behinderter Schüler an weiterführenden Schulen im Saarland vorzubereiten, werden ab dem neuen Schuljahr sieben weitere Gemeinschaftsschulen in das Pilotprojekt "Inklusion" aufgenommen. Die Pilotschulen entwickeln und erproben Konzepte für eine inklusive Förderung. Insgesamt werden dann elf Gemeinschaftsschulen und sieben Grundschulen an dem Pilotprojekt teilnehmen. Ab dem kommenden Schuljahr startet die Inklusion bereits an den Grundschulen . Sie sieht vor, dass alle Kinder an einer Regelschule eingeschult werden. Eltern können sich aber auch noch dafür entscheiden, dass ihr Kind eine Förderschule besucht. Insgesamt werden von 6450 Schülern mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf 45,7 Prozent an Regelschulen unterrichtet - der Wert stieg um 0,7 Prozent zum Vorjahr.

Ab dem kommenden Schuljahr gehen mit der Grundschule Saarbrücken-Füllengarten und der Gemeinschaftsschule Saarbrücken-Ludwigspark zwei neue gebundene Ganztagsschulen (gGTS) mit verpflichtendem Nachmittagsunterricht an den Start. Insgesamt steigt damit die Zahl von sieben im Jahr 2012 auf nun 15. Das Ziel der Landesregierung sind 25 gGTS bis zum Ende der Legislaturperiode 2017. Mit bis zu 400 000 Euro pro Standort will das Land die kommunalen Schulträger bei baulichen Investitionen unterstützen.

Beim Ausbau der Betreuung für Unterdreijährige kündigte Commerçon eine Schwerpunktverlagerung an. "Wir müssen uns stärker um die Sicherung des Bestands und um Sanierungen kümmern", sagte er. Dies habe Vorrang vor Neubauten. Insgesamt habe das Saarland inzwischen eine Versorgungsquote von 36,35 Prozent erreicht. "Noch sind nicht alle Lücken geschlossen", so Commerçon. Das Land will von 2014 bis 2016 weitere 16 Millionen Euro für den Ausbau der U3-Betreuung bereitstellen. Die externe Anhörung beginnt nach der Sommerpause.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort