Wie die Stadt nach Erziehern sucht

Saarbrücken · 25 Stellen sind zurzeit in den 20 städtischen Kitas unbesetzt. Mitte März hatte die Stadt mitgeteilt, sie wolle zwölf Springer einstellen. 99 Bewerbungen sind eingegangen. Bald laufen Bewerbungsgespräche.

 Immer mehr Männer wollen Erzieher werden. Symbolfoto: Malte Christians/dpa

Immer mehr Männer wollen Erzieher werden. Symbolfoto: Malte Christians/dpa

Anfang März haben Eltern und der Personalrat der Stadt Alarm geschlagen. Weil derzeit 25 Stellen in den städtischen Kitas unbesetzt sind, mussten einige Einrichtungen sogar auf Notbetrieb umstellen (wir berichteten). Mitte März hieß es, die Stadt will zwölf zusätzliche Springer einstellen, um die Personalnot an den Kitas abzuschwächen. Was ist daraus geworden?

"Auf diese Ausschreibung hin sind insgesamt 99 Bewerbungen bei uns eingegangen", berichtet Stadtsprecher Thomas Blug. 57 Bewerber wurden zu einem Auswahlgespräch eingeladen. Davon sind 47 ausgebildete Erzieher beziehungsweise Kindheitspädagogen und 10 Kinderpfleger. Die Bewerbungsgespräche sind in den kommenden zwei Wochen. Außerdem will die Stadt, viele der derzeit circa 30 städtischen Berufspraktikanten, die im Sommer mit ihrer Ausbildung fertig sind, übernehmen. Dann sollten die Personalprobleme nach Angaben von Blug erstmal gelöst sein. Um genügend Bewerbungen zu bekommen, hat die Stadt in ihrer Ausschreibung im Gegensatz zum Jahr 2014 auch wieder gezielt Kinderpfleger angesprochen. Außerdem wurde das Anforderungsprofil um die Qualifikation Kindheitspädagoge erweitert.

Die Bewerberzahlen sind in den vergangenen Jahren allerdings stark zurückgegangen. Bei einer ähnlichen Stellenausschreibung für Erzieher und Kinderpfleger aus dem Jahr 2013 lagen insgesamt 217 Bewerbungen vor. Als die Stadt 2014 nur staatlich anerkannte Erzieher gesucht hat, gingen immerhin noch 124 Bewerbungen ein. Blug. "Das verdeutlicht den bundesweit großen Bedarf nach Personal in dem Bereich."

Eine Entwicklung, die auch Hildegard Linicus-Rüssel, Schulleiterin des Sozialpflegerischen Berufsbildungszentrums (SBBZ) Saarbrücken , beobachtet. An ihrer Schule werden Erzieher und Kinderpfleger ausgebildet. Vor zwei Jahren hätte es noch deutlich mehr ausgebildete Erzieher als Stellen gegeben. "Die Jahrgänge 2012/2013 hatten auf dem Arbeitsmarkt noch Probleme. Weit weniger als die Hälfte hat tatsächlich eine Stelle gefunden. Beim Jahrgang 2015 sieht das schon ganz anders aus. Da hat fast jeder der Absolventen mittlerweile eine Anstellung."

120 staatlich anerlannte Erzieher verlassen jedes Jahr das SBBZ. Damit ist die Schule an ihrem Limit angekommen. "Vor sechs Jahren waren wir noch zweizügig, jetzt haben wir pro Jahrgang fünf Klassen mit je 25 Schülern", beschreibt die Schulleiterin. Seit vergangenem Jahr stagnieren die Bewerberzahlen. Dabei fällt auf, dass sich immer mehr Männer für den Beruf des Erziehers interessieren. Der Anteil liegt heute nach Angaben von Linicus-Rüssel bei 25 bis 30 Prozent. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi Rheinland-Pfalz-Saarland hat die Angestellten der Städte und Gemeinden für morgen zum Warnstreik aufgerufen. Da auch viele Erzieherinnen und Erzieher streiken werden, sind die meisten Kitas geschlossen. Die Stadt Saarbrücken hat aber vier Not-Kitas eingerichtet. Für den Bezirk Mitte sind die Kitas Bruchwiese und Alt-Saarbrücken zuständig. Für den Bezirk West übernimmt die Kita Füllengarten den Notdienst, für den Bezirk Dudweiler die Kita Jägersfreude. Die Kita in Alt-Saarbrücken ist von 7 bis 18 Uhr und die anderen drei Not-Kitas sind von 7 bis 17 Uhr geöffnet. Eltern , die dringend einen Platz brauchen, müssen ihre Kinder dort anmelden. "Die Plätze in den Not-Kitas sind begrenzt. Eltern sollten daher zuvor bei ihrer Stamm-Kita anfragen, ob und in welchem Umfang diese sich am Streik beteiligen wird", sagt Stadtsprecher Thomas Blug.

Die Gewerkschaft Verdi fordert für die Angestellten im öffentlichen Dienst sechs Prozent mehr Gehalt, 100 Euro pro Monat mehr für Auszubildende und Praktikanten sowie eine unbefristete Übernahme von Azubis. Dazu ist morgen um 10 Uhr auf dem Gustav-Regler-Platz eine Kundgebung geplant. Danach ziehen die Streikenden zum Tbiliser Platz. Ein weiterer Demonstrationszug trifft sich um 10 Uhr vorm Bürgerhaus in Burbach und zieht über die B 51 vor das Staatstheater. Dort ist um 11.30 Uhr die Abschlusskundgebung. > weiterer Bericht

Anmeldung für die Kita Alt-Saarbrücken unter Tel. (06 81) 5 67 16, Kita Bruchwiese unter Tel. (06 81) 6 74 37, Kita Füllengarten unter Tel. (06 81) 95 90 66 95, Kita Jägersfreude unter Tel. (06 81) 3 22 51

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