Die vergessenen Flüchtlinge

Saarbrücken · Alle Welt redet über Flüchtlinge aus Syrien und Afghanistan. Doch es gibt auch viele Migranten aus Osteuropa. Die geraten manchmal in große Not. Helfen kann ihnen dann die Beratungsstelle „Europa leben – Eule.mobil“.

Saarbrücken wächst. Das belegen Bevölkerungszahlen der Stadt. Eigentlich gab es jahrelang nur eine Richtung: Angesichts des demographischen Wandels schrumpfte die Bevölkerung. Nun gehen die Zahlen plötzlich schlagartig nach oben.

Der Grund für den plötzlichen Zuwachs ist aber aber nicht etwa eine höhere Geburtenrate, sondern Krisen in anderen Regionen der Welt. 2485 Menschen kamen 2015 nach Saarbrücken . Zum größten Teil als Flüchtlinge und vor allem aus Syrien. 1553 Syrer lebten Ende 2015 in der Stadt. Flüchtlinge kamen auch aus anderen Ländern, aus Afghanistan zum Beispiel. Überraschend ist es allerdings, dass 16 Prozent der Zugezogenen aus Rumänien kommen. Einem EU-Staat. Und sie werden in den Debatten um Integration oft schlicht vergessen. Rund 90 Prozent der Zuwanderer aus Rumänien und anderen Staaten aus Osteuropa schaffen es, die Schwierigkeiten der Integration zu meistern.

Etwa zehn Prozent von ihnen geraten aber fast unbemerkt von der Öffentlichkeit in existenzielle Not (wir berichteten). Um das zu ändern, gibt es seit diesem Jahr den Beratungsdienst "Eule.mobil". Er wurde diese Woche im Festsaal des Alten Rathauses vorgestellt.

Der Hilfsdienst soll die neu zugewanderten EU-Bürger und deren Kinder bei der Integration unterstützen. Die Probleme der Zugezogenen sind beispielsweise Sprachbarrieren, Wohnungslosigkeit und fehlender Versicherungsschutz. Aber auch Ausbeutung durch Dritte ist ein großes Problem. Denn: Oftmals verlangen die Landsleute der Neuankömmlinge Geld für Vermittlungen, oder dubiose Arbeitgeber verweigern Lohnzahlungen. Ein ebenfalls nicht zu unterschätzender Faktor ist die teilweise vorherrschende Skepsis gegenüber Zuwanderungsstellen: Zum Beispiel haben manche Roma in ihren Herkunftsländern als Minderheiten bereits Diskriminierung erlebt oder negative Erfahrungen mit Behörden gemacht.

Realisiert wird der Beratungsdienst von der Arbeiterwohlfahrt , vom Diakonischen Werk an der Saar und von der Stadt. Um die Türen zur Gesellschaft zu öffnen, wird bei "Eule.mobil" auf konkrete Lösungen hingearbeitet: Kinder sollen zur Schule gehen können, über Bücher verfügen und mit dem Schulbus fahren können.

Erwachsene sollen richtiges Deutsch lernen und in Problemlagen, die notwendigen Anlaufstellen aufsuchen können, wie zum Beispiel die Frauenhilfe. Das Hauptziel ist aber der Zugang zu Ausbildungsplätzen und fairen Beschäftigungsmöglichkeiten.

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