Schrille Szenen spiegeln den menschlichen Irrsinn wider

Saarbrücken. Das Leben ist absurd. Menschen tauschen Belanglosigkeiten aus, fragen sich, ob nicht alles Illusion sei. Diese Plattitüden nimmt der amerikanische Dramatiker David Ives aufs Korn. Komik und Gespür für Tempi machen den Abend im Theater im Viertel, den Darstellern sei Dank, zum flotten Vergnügen

 Wahnsinn löst Panik aus: Szene aus den "Enigma Variations" von David Ives, mit denen sich das Act-Ensemble zeigte. Foto: Karger

Wahnsinn löst Panik aus: Szene aus den "Enigma Variations" von David Ives, mit denen sich das Act-Ensemble zeigte. Foto: Karger

Saarbrücken. Das Leben ist absurd. Menschen tauschen Belanglosigkeiten aus, fragen sich, ob nicht alles Illusion sei. Diese Plattitüden nimmt der amerikanische Dramatiker David Ives aufs Korn. Komik und Gespür für Tempi machen den Abend im Theater im Viertel, den Darstellern sei Dank, zum flotten Vergnügen. Act, die englischsprachige Theatergruppe der Uni, führt beim Studententheaterfestival Grafiti am Donnerstagabend Ives' Einakter auf. Act ist auf bizarre Komödien spezialisiert.Zu Beginn finden sich zwei Eintagsfliegen, zunächst etwas beklommen auf dem Sofa. Das Begehren und die Erkenntnis, nur noch ein paar Stunden zu leben, brechen sich bald Bahn. Die verliebten Fliegen erkennen beim Betrachten einer TV-Dokumentation über die Sumpffauna: Gegenstand der Sendung sind ja sie selbst. "Oh, we're on television!", entfährt es ihnen.

Dann finden sich Figuren wie der wahnsinnige Arzt Doktor Fritz oder der Ermittler im Agatha-Christie-Stil auf der Bühne ein. Darstellerin Meike Pälmke leistet Schwerarbeit, verblüfft mit Sprachakrobatik, umgarnt, plappert, brüllt, wechselt im selben Satz Sprache und Register, springt mühelos vom Arztton zum Kasernenjargon.

Auch in "Enigma Variations", dem zweiten von vier Einaktern, gibt es einen Arzt. Mit gezücktem Block und weißem Kittel in sicherer Distanz bleibend, biedert er sich plump mit "call me Bill or Will" an. Und er zeigt schon dadurch die Beliebigkeit seiner floskelhaften Antworten. So wird der Mediziner übergangslos Bestandteil jenes Grotesken, das die Patientin schildert. Der scheint es immer so, als sei noch jemand im Raum. Auch dieses Stück findet bei aller Abgehobenheit auf den Boden der Tatsachen zurück, wird zu einem Spaziergang quer durch den Garten gedanklicher Verzerrungen und Brechungen.

Die Leistung der Laiendarsteller ist beeindruckend. Mitte Juli ist noch einmal Gelegenheit, die unterhaltsame Truppe um die Regisseure Carrie Ankerstein und Sven Schellhorn zu erleben.

grafiti-theaterfestival.de

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