Saarbrücker retten ihre Telefonzelle in letzter Sekunde

Saarbrücken · Und manchmal lohnt sich das Kämpfen doch: Die Macher des Bücherschranks auf dem Schlossplatz dürfen ihre umgebaute Telefonzelle behalten. Der Regionalverband kauft die ausrangierte Zelle der Telekom ab.

Und plötzlich war alles doch ganz einfach: Die Telekom wird den Bücherschrank auf dem Schlossplatz nun doch nicht verschrotten lassen. Denn ein besonderer Fan der Lesezelle hat sich eingeschaltet.

Vor einer Woche war das noch ganz anders. Sibille Strauch und ihre Tochter, die SPD-Stadtverordnete Josephine Ortleb, hatten die ehemalige Telefonzelle zu einem Bücherschrank umgestaltet, nachdem diese jahrelang stillgelegt vor sich hingammelte. Die Idee fand viele Anhänger. Der Schmökerkasten wurde von Anwohnern und den Initiatoren gepflegt, im Sommer eine Bank vor das Häuschen gestellt. Doch vor Kurzem schickte die Telekom ein Unternehmen, dass die Verschrottung organisieren sollte. Sibille Strauch wollte daraufhin die Zelle der Telekom abkaufen, doch als Antwort hieß es lediglich, dass man diese Telefonzelle nicht erwerben könne, da es sich um eine Zelle mit Spitzdach handele. Die sei ein Sondermodell, dass unter den Gesichtspunkten des Denkmalschutzes auf dem Platz angefertigt worden sei.

Auch die SZ versuchte das Prozedere zu ergründen, bekam aber nur Standardantworten vom Telekommunikationsgiganten. Sibille Strauch und Josephine Ortleb richteten daraufhin eine Facebookseite ein, um ihre Bücherzelle zu retten. Mit großer Resonanz: Die Seite fand über 900 Anhänger im Netz.

Als Sibille Strauch dann letzte Woche aufgefordert wurde, den Bücherschrank leerzuräumen, versuchte der Regionalverband, auf dessen Grund die Zelle steht, noch was zu erreichen. Und siehe da: Die Telekom bemerkte, wie groß die Aufmerksamkeit für die Telefonzelle geworden war.

Der Regionalverband Saarbrücken hat jetzt eine entsprechende Vereinbarung mit dem Unternehmen geschlossen. Wie Regionalverbandsdirektor Peter Gillo mitteilt, werde die Aufbaugesellschaft Saarbrücker Schloss (ASS) als Tochtergesellschaft des Regionalverbandes die Telefonzelle für 150 Euro kaufen. Zuvor hatte die Telekom auf Bitten des Regionalverbandsdirektors den direkt bevorstehenden Abriss der Telefonzelle gestoppt und sich bereit gezeigt, über das weitere Vorgehen zu sprechen. "Der Schlossplatz ist ein beliebter Platz und die Buchinitiative wird von vielen Flaneuren, Touristen und Gästen genutzt. Die Bücherzelle ist ein herausragendes Beispiel für das Engagement von Menschen, die durch Eigeninitiative ihr Lebensumfeld kulturell anreichern", sagt Peter Gillo .

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