Saarbrücker Tafel: Oft wird mehr gekauft als gegessen

Saarbrücken · Wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum nur kurze Zeit überschritten ist, werfen viele Deutsche die Produkte in den Müll. Das ist ein Fehler, wie der Vorsitzende der Saarbrücker Tafel, Uwe Bußmann, erklärt.

 Tafel-Vorsitzender Uwe Bußmann sammelt Lebensmittel für Bedürftige bei Helga Dausend, Seniorchefin des Café Lolo. Foto: bub

Tafel-Vorsitzender Uwe Bußmann sammelt Lebensmittel für Bedürftige bei Helga Dausend, Seniorchefin des Café Lolo. Foto: bub

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Jahr für Jahr wandern tausende Tonnen Lebensmittel in den Müll. Pro deutschem Haushalt sollen sogar 82 Kilogramm Nahrung nach Angaben der SPD-Landtagsfraktion zusammenkommen. "Das darf so nicht weitergehen", fordert die verbraucherpolitische Sprecherin Isolde Ries (SPD ). Doch so einfach ist der Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung nicht, meint der Vorsitzende der Saarbrücker Tafel, Uwe Bußmann. "Das meiste wird im privaten Rahmen weggeworfen", erklärt er. Und sei somit nicht auf große Discounter oder Märkte zu schieben. Grund laut Bußmann: Viele Menschen kaufen immer noch viel mehr ein, als sie konsumieren können. Zudem werfe ein Großteil der Konsumenten schon kurz nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums Produkte in den Müll. "Das ist ein Fehler. Joghurt wird ja nicht von einem auf den anderen Tag schlecht", sagt Bußmann. "Normalerweise riecht und schmeckt man, ob das Produkt noch gut ist." Die Saarbrücker Tafel liefert täglich zwischen 2500 und 3500 Kilo Lebensmittel aus. Essen, das sie von insgesamt 84 Lieferanten in der Region erhält. "Da ist vom kleinen Bäcker bis zum großen Lebensmitteldiscounter fast alles dabei", sagt Bußmann. Nur vereinzelt bekomme die Tafel auch Spenden von Privatpersonen. Das liege aber vor allem daran, das nicht alles entgegengenommen werden könne. "Selbstgebackenes oder Selbstgemachtes wie Kuchen , Kekse oder Marmelade können wir nicht verteilen", erläutert Bußmann. Denn alle Waren unterliegen der Lebensmittelüberwachung. Es müsse jeder Schritt festgehalten werden, von der Entstehung bis zur Weitergabe.

Das Saarbrücker Café Lolo bietet seine Reste täglich der Tafel an. "Wir verpacken abends alles, und am frühen Morgen werden dann die Überbleibsel des vergangenen Tages abgeholt", erklärt Angestellte Sara Schweitzer. Da sei von Kuchen bis Brötchen fast alles dabei. Auch das Café Steigleiter gibt täglich einen Teil an die Tafel weiter. "Alles können die Fahrer aber nicht mitnehmen, manches landet dann doch im Müll", sagt Geschäftsführer Michael Steigleiter. Vor allem bei Sahnetorten und Kuchen sei es problematisch. "Die Kühlung ist bei der Abholung durch die Tafel nicht immer gewährleistet, daher schauen wir, dass wir eher unverderbliche Dinge mitgeben", sagt er. Das seien unter anderem Brötchen , trockene Kuchen oder Hefezöpfe.

Edeka Lonsdorfer in Saarbrücken hat hingegen keine tägliche Lieferung für die Tafel. "Wir haben regelmäßig Aktionen, bei denen wir und unsere Kunden Produkte an die Tafel spenden", erklärt Geschäftsführer Jonas Lonsdorfer. Der Markt unterliege einer gesetzlichen Pflicht, Produkte, die das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten haben, zu entsorgen. Frischwaren wie Salat, Gemüse oder Obst würden vor dem Verderben reduziert.

In den Rewe-Märkten würden deutschlandweit 99 Prozent der Produkte verkauft, sagt Thomas Bonrath, Pressesprecher der Rewe Group. Produkte, die noch bedenkenlos verzehrt werden können, spende Rewe an die Tafel-Initiative. Das sei Joghurt , bei dem das Mindesthaltbarkeitsdatum bald erreicht wird, oder ein Apfel, der eine Druckstelle hat. "Grundsätzlich handelt es sich um Lebensmittel wie Milch, Joghurt sowie Obst und Gemüse ", sagt Bonrath. Auch der Rewe-Markt in der Saarbrücker Europa-Galerie spendet durchschnittlich zweimal wöchentlich Lebensmittel an die Tafel.

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Die Saarbrücker Tafel sucht weiter nach ehrenamtlichen Helfern. Vor allem Fahrer werden gebraucht, die die Lebensmittel bei den Märkten abholen. Wer helfen möchte, kann sich unter Tel. (06 81) 9 38 95 50 oder per E-Mail an info@saarbruecker-tafel.de melden. sum

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