Polizei verhilft US-Bürger zu Auto

Saarbrücken · Wo „Polizei“ und „Führerschein“ in einem Atemzug genannt werden, folgt meist, dass ein Mensch eine ganze Weile die Fahrerlaubnis los ist. Beim amerikanischen Stadtplaner Tom Phan aus Richmond, Virginia, ist es umgekehrt. Dank der Bundespolizei durfte er nach Stunden des Wartens und Bangens mit einem Leih-Stromflitzer losdüsen. Ein Beamter stellte klar: Der Führerschein des Mannes ist gültig.

 Freudensprung am Ludwigsplatz: Nach langem Warten erkundete Tom Phan in einem Wagen aus der E-Mobil-Saar-Flotte Saarbrücken und Umgebung. Foto: Kirchhoff

Freudensprung am Ludwigsplatz: Nach langem Warten erkundete Tom Phan in einem Wagen aus der E-Mobil-Saar-Flotte Saarbrücken und Umgebung. Foto: Kirchhoff

Foto: Kirchhoff

Er wollte nur ein Elektroauto mieten. Schnell und einfach, wie es von den Machern des Leih-Systems E-Mobil Saar versprochen und auch in Heusweiler angeboten wird. Doch der amerikanische Stadtplaner Tom Phan aus Richmond, Virginia, brauchte einen Flug in die Heimat, zwei Fahrten nach Saarbrücken, etliche Stunden Wartezeit, mehrere Telefonate und die Hilfe der deutschen Bundespolizei. Dann erst durfte er losdüsen. Phans Bekannter, der Homburger Professor Frank Kirchhoff, ist einer der ersten Nutzer von E-Mobil Saar. Er hat den Nerventest miterlebt - und protokolliert.

Phan, der ein halbes Jahr im Saarland bleibt, wollte schon im März E-Mobil-Nutzer werden. Damals schaute er Minister Heiko Maas beim E-Mobil-Startschuss zu und versuchte umgehend, sich am Saarbrücker Hauptbahnhof anzumelden. Eine halbe Stunde lang speiste er den Computer mit persönlichen Daten, Wohnorten, Kreditkarten-Infos. Dann hieß es: "Sorry, aber wir brauchen einen Internationalen Führerschein. Ihren US-Führerschein erkennen wir nicht an." Tom Phan sah das ein und besorgte sich bei einem USA-Aufenthalt im April das geforderte Dokument.

Damit wollte er sich am 11. Mai gegen 10.30 Uhr zum zweiten Mal in Saarbrücken für das E-Mobil-Saar-System anmelden. Sein Bekannter Kirchhoff war dabei. Nach 15 Minuten Datengetippe hieß es: "Sorry, Sie brauchen einen EU-Führerschein. Wir akzeptieren weder das US-amerikanische Dokument noch den Internationalen Führerschein."

Kirchhoff reichte es. Er rief in der Zentrale an, erfuhr: "Ja, wir akzeptieren nur EU-Führerscheine." Entnervt gingen die Männer an die frische Luft und begegneten vor dem Bahnhofsgebäude zwei Bundespolizisten. Kirchhoff fragte sie: "Entschuldigung, akzeptiert die Polizei einen Internationalen Führerschein?" Antwort: "Ja, selbstverständlich, wenn gleichzeitig der nationale Führerschein vorgelegt werden kann." "Prima, können Sie mit der Hotline sprechen und die Gültigkeit des Führerscheins bestätigen?" "Gerne." Nach dem Dank an die Polizei war Zeit genug für einen Ausflug in die Stadt. Bei der Rückkehr schien der Durchbruch nahe. "Die Anmeldung dauert aber mindestens eine halbe Stunde. Haben Sie so viel Zeit?" "Ja, die haben wir." Eine Stunde später waren alle Daten im Rechner, die Verleiher-App auf Phans iPhone. Jetzt nur noch Kundennummer eingeben und E-Mobil buchen?

Nervendes Hin und Her

Weit gefehlt. Die App zeigte weit und breit kein Fahrzeug, obwohl zwei Autos vor ihnen standen. Wieder folgte ein nervendes Hin und Her mit dem Autoverleiher. Sieben Stunden nach dem Start des zweiten Versuchs öffnete Tom Phan zum ersten Mal ein saarländisches E-Mobil. Für Kirchhoff steht fest: "Es sind nicht die freundlichen und hilfsbereiten Mitarbeiter vor Ort oder in der Telefonzentrale, die einem das Leben erschweren. Es sind die Prozeduren, die Anweisungen. Es kann nicht sein, dass man als US-Bürger einen deutschen Polizeieinsatz benötigt, um im System ernst genommen zu werden."

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