„Bleib treu“ hilft seit 95 Jahren Menschen ohne Gehör

Saarbrücken · Gehörlose haben mit vielen Widrigkeiten zu kämpfen. In einem Verein kämpfen seit 1918 diese Menschen für ihre Rechte. „Bleib treu“ sorgt aber auch mit einer Vielzahl von Fahrten und mit Boule für Spaß und Lebensfreude.

Auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Gottesdienste wünschten sich gehörlose Katholiken schon vor knapp 100 Jahren. Die hatten sich im seit 1909 in Saarbrücken ansässigen allgemeinen Taubstummenverein organisiert. Ihm gehörten aber meist evangelische Gehörlose an. Deshalb gab es nur evangelische Gottesdienste regelmäßig. In unregelmäßigen Abständen hielt damals Pfarrer Johannes Feldges katholische Messen für Gehörlose. Der Seelsorger wollte nicht hinnehmen, dass Gehörlose isoliert und benachteiligt waren und beriet die Betroffenen. 1918 gründete Feldges mit Ehrenamtlichen den katholischen Gehörlosenverein "Bleib treu". Dieser feierte am Samstag in der italienischen katholischen Mission auf dem Rastpfuhl sein 95-jähriges Bestehen. Vor allem in der Nazizeit machten die Mitglieder Schlimmes durch. Menschen mit Behinderung passten nicht ins Gesellschaftsbild, wurden weggesperrt und zwangssterilisiert. Die Nazis verboten den Gehörlosenverein "Bleib treu". Damals waren nur geheime Treffen im Langwiedstift oder einem privaten Keller möglich. Josef Bähr führte den Verein durch die schwere Zeit. Er wurde nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Neubeginn Vorsitzender. Seit 1981 ist der Verein im Verband der Katholischen Gehörlosen Deutschlands. Zum Caritas-Verband für Saarbrücken und Umgebung gehört er seit 1991, und er ist seit 1998 ins Vereinsregister eingetragen. Seit 2001 bietet "Bleib treu" Boule. Die von Claus Helferich geleitete Abteilung hat rund 30 Mitglieder. Turniere und Kulturreisen führen die Mitglieder unter anderem nach Straßburg, Metz und Lüttich. Die 94 Mitglieder sind aus dem Saarland, dem Moseltal, der Westpfalz, Hessen und Niedersachsen. Besonders viele Angebote gibt es in der Seelsorge und sozialen Betreuung. Hinzu kommen Bastelnachmittage, Informationsveranstaltungen und Kommunikationsforen.

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