„Mir selbst muss meine Kunst gefallen“

Saarbrücken · Zur langen Nacht der Kirchen ist eine Ausstellung von Monika Schrickel in der Johanneskirche zu sehen: ein willkommener Anlass, eine Künstlerin zu porträtieren, die in vielen Bereichen Verantwortung übernommen hat.

 Monika Schrickel bereitet in ihrem Atelier auf dem Homburg ihre Ausstellung „Schriftungen“ vor. Foto: Kerstin Krämer

Monika Schrickel bereitet in ihrem Atelier auf dem Homburg ihre Ausstellung „Schriftungen“ vor. Foto: Kerstin Krämer

Foto: Kerstin Krämer

Irgendwann hat sie resigniert. "Schreiben Sie mich mit k!", antwortet Monika Schrickel auf die verblüffte Nachfrage, wieso auf ihrem Klingelschild "Monica" steht. "Ich hab's aufgegeben, ständig zu erklären, dass mein Name eigentlich mit c geschrieben wird." Dabei ist Aufgeben sonst gar nicht ihre Sache: Monika Schrickel, 1940 geboren in Bautzen/Sachsen, wirft nicht so schnell hin. Nicht als sie früh ihre Eltern verlor und deswegen erst mal einen Brotberuf lernen musste, um auf eigenen Füßen stehen zu können. Obwohl sie schon als Kind eine begabte Porträtzeichnerin war und sich gerne früher der Kunst zugewandt hätte. Nicht 1992, als sie Geschäftsführerin des Saarländischen Künstlerhauses wurde und die neue Stelle in der Karlstraße mit aufbaute. Nicht 2004, als sie die ehrenamtliche Verantwortung als Vorsitzende des BBK-Landesverbands (Bundesverband Bildender Künstler) schulterte. Und auch jetzt nicht, als Witwe - im vergangenen Jahr hat sie ihren Mann Horst beerdigt, nach über 50 Jahren Ehe. Auch von Markt, Moden und Kritikern lässt sich eine Monika Schrickel nicht unterkriegen: "Ich hab mich nie von jemandem bevormunden lassen. Mir selbst muss meine Kunst gefallen!" 1961 folgte sie ihrem Mann über den Umweg Dortmund ins Saarland. Ihre künstlerische Ausbildung stemmte die gelernte Krankenschwester, die lange als Zahnarzthelferin arbeitete, im Abendstudium an der VHS: Willi Spiess war ihr Mentor, bei ihm lernte sie Zeichnung, Malerei und Grafik. Dass sie außerdem eine Lehre in Buchhaltung absolviert hatte, um ihrem Mann die Bücher führen zu können, sollte ihr später als Geschäftsführerin des Künstlerhauses zugute kommen. "1985 habe ich mein Leben gedrittelt: ein Drittel Familie, ein Drittel Beruf, ein Drittel Kunst. Mein Leben verlief immer im Drittelformat", sinniert Monika Schrickel. Vor einem halben Jahr hat die passionierte Violinistin ihre Geige der Musikschule gespendet - dieses Hobby hat sie aus Zeitmangel irgendwann aufgegeben. "Irgendwas muss man doch immer opfern, zwischen Familie und Beruf. Da hat sich für uns Frauen nicht sehr viel geändert." Als Malerin immerhin fand sie viele Unterstützer: "Ich musste mich nie irgendwo bewerben. Das ist bis heute so geblieben." 1985 gründete sie mit Gleichgesinnten die Künstlerinnengruppe Saar und organisierte Ausstellungen bundesweit und in Irland, England und Frankreich. "Dieses Projektemachen habe ich in den BBK hineingetragen", erzählt Schrickel. "Neuen BBK-Mitgliedern zu Einzelausstellungen verhelfen und den Austausch mit anderen Landesverbänden suchen - das sehe ich als eine meiner Aufgaben." Auch als Kunstsachverständige im städtischen Kulturausschuss, als Mitglied im Kunstbeirat des Landes und der Kunstkommission konnte sie einiges bewegen. Unter Spiess' Einfluss stürzte sie sich früh "mit Vehemenz auf das Abstrakte" und entdeckte vor 20 Jahren das Thema Schrift für sich. Von diesem alten Kulturgut, seiner Entwicklung von Bildsymbolen zu Buchstaben und Parallelen im europäischen und asiatischen Raum, ist Schrickel völlig fasziniert: "Das ist eine unglaubliche kulturelle Leistung, die ich sehr bewundere!" Die Ästhetik alter Zeichen- und Schriftbilder hält sie mit Pinsel, Acryl- oder Pigmentfarbe in ihren "offenen Büchern" und vor allem ihren "Schriftungen" fest, die sie auf seidenfeine, transparente Japanpapiere bannt. Nun bereitet sie wieder eine Ausstellung vor. "Ich denke, dass ich bis zu meinem Lebensende dabei bleiben werde!"

Ausstellung Monika Schrickel, "Schriftungen": 8. - 28. Juni, Johanneskirche. Vernissage: Sonntag, 8. Juni, 20 Uhr, zur langen Nacht der Kirchen.

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