Mega-Sanierung ohne Kündigungen

Alt-Saarbrücken · Mithilfe eines Förderprogramms des Landes und Bankkrediten kann die Siedlungsgesellschaft den 13-Geschosser im „Vogelsborn“ sanieren. Die „Siedlung“ betont, sie besorge jedem Mieter eine andere Wohnung und helfe bei Umzügen. Viele wollen im Viertel bleiben.

 Die kleineren Häuser hat die Siedlungsgesellschaft bereits renoviert, nun ist das Hochhaus im „Vogelsborn“ an der Reihe. Foto: Dietze

Die kleineren Häuser hat die Siedlungsgesellschaft bereits renoviert, nun ist das Hochhaus im „Vogelsborn“ an der Reihe. Foto: Dietze

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Die Sanierung des 13-geschossigen Hochhauses im "Vogelsborn" im Wohngebiet Folsterhöhe hat begonnen. Für die Saarbrücker gemeinnützige Siedlungsgesellschaft (SgS) ist das eine Herausforderung, nicht nur finanziell. "Wir haben 150 Einzellösungen für die Mieter gefunden", erklärt der kaufmännische Geschäftsführer Christian Patzwahl. Prokuristin Sabine Maher ergänzt: "Die SgS hat sich zum Ziel gesetzt, keine Kündigungen auszusprechen." Also habe sie gemeinsam mit einer Kundenbetreuerin mit allen Mietern gesprochen.

Alle von den ersten Bauabschnitten betroffenen Mieter seien in freie Wohnungen der SgS umgezogen - auf der Folsterhöhe oder woanders in der Stadt. Manche ziehen zweimal um, denn sie wollen in ihre alte, dann sanierte Wohnung zurück. Das Unternehmen helfe Mietern auch beim Umzug - entweder finanziell oder beim Packen der Kisten.

Maher erklärt: "Vom Regionalverband und dem Jobcenter haben wir die Zusage, die Anträge auf Erstattung der Umzugskosten sowie der künftig zu zahlenden Miete - auch wenn diese im Einzelfall über den Richtwerten liegt - wohlwollend zu prüfen. Mit dem Regionalverband funktioniert das gut. Das Jobcenter übernimmt die Umzugskosten nicht in allen Fällen." Wie viel die Umzüge die SgS am Ende kosten werden, konnte die Prokuristin noch nicht sagen. Der Jobcenter-Bereichsleiter Horst-Rigo Knapp meint, das Jobcenter sei gesetzlich nicht verpflichtet, den Umzug der Hartz-IV-Empfänger zu zahlen. Wenn die SgS auf das Jobcenter zukomme, würden aber die Fälle geprüft. Geschäftsführer Patzwahl betont, wie stark sich die Mieter in dem Hochhaus mit der Folsterhöhe identifizieren: "Über 90 Prozent wollen nicht weg. Die Folsterhöhe ist ein Dorf, hier kennen sich alle."

Im ersten Bauabschnitt wird die SgS nun 24 Wohnungen des 13-Geschossers sanieren, deren Grundriss beibehalten wird. 14 Millionen Euro kostet die Baumaßnahme nach Angaben des Geschäftsführers insgesamt. Die Zahl der Wohnungen werde von 247 auf 209 sinken, weil an vielen anderen Stellen die Grundrisse verändert werden. So werden 36 behindertengerechte Zwei-Zimmer-Wohnungen und 25 Fünf-Zimmer-Wohnungen für kinderreiche Familien entstehen, erklärt Patzwahl. Dagegen sinke die Zahl der Drei-Zimmer-Wohnungen. Denn es sei schwierig gewesen, diese zu vermieten. Zurzeit stehen in dem Hochhaus 97 Wohnungen nach Angaben der SgS leer. Die neu entstehenden Wohnungen werden nach Angaben Patzwahls unter anderem mit Hilfe eines Wohnungsbauförderprogramms des Saarlandes finanziert. Sechs Millionen Euro fließen aus diesem Topf an die SgS. Dazu kommen ein Vier-Millionen-Kredit der Kreditanstalt für Wiederaufbau, ein Bankdarlehen über zwei Millionen Euro und ein Eigenanteil in gleicher Höhe, erklärt Patzwahl.

In dem 13-Geschosser entstehen auch zehn Maisonette- und sechs Penthouse-Wohnungen, die aber nicht von der Landesregierung gefördert werden, berichtet Patzwahl. Nach der Sanierung, die zwei Jahre dauern soll, werde die Miete leicht steigen, andererseits sinken die Energiekosten. "Das ist im Schnitt eine Mehrbelastung von 20 bis 30 Euro pro Monat und Wohnung", sagt Patzwahl. Mieter , die wegen der Grundrissänderung nicht mehr in ihre Wohnungen zurückkönnen, wird die SgS in anderen sanierten Wohnungen unterbringen.

Die ursprüngliche Idee, einen Teil der Wohnungen abzureißen, hat der Geschäftsführer aufgegeben: "Ein Rückbau ist nicht mehr geplant. Wir sind froh über jede Wohnung." Denn die SgS habe keine Probleme, ihre sanierten Wohnungen zu vermieten.

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