„Wir reservieren Wohnungen für Regionalverband“

Saarbrücken · Damit der Regionalverband leichter Empfängern von staatlichen Leistungen wie Hartz IV oder Sozialhilfe eine Wohnung vermitteln kann, schickt die Siedlungsgesellschaft dem Sozial amt wöchentlich eine Liste freier Wohnungen. So sollen Singles und Familien schneller eine passende Wohnung finden.

 Auf der Folsterhöhe leben viele Hartz-IV-Empfänger in Wohnungen der Siedlungsgesellschaft Saarbrücken. SZ-Archivfoto: Becker&Bredel

Auf der Folsterhöhe leben viele Hartz-IV-Empfänger in Wohnungen der Siedlungsgesellschaft Saarbrücken. SZ-Archivfoto: Becker&Bredel

Die Saarbrücker gemeinnützige Siedlungsgesellschaft (SGS), der Regionalverband und das Jobcenter wollen besser zusammenarbeiten, um Menschen, die von Hartz IV oder Sozialhilfe leben, eine Wohnung zu vermitteln. Deshalb schließen die Drei rückwirkend zum 1. Januar einen Vertrag für zunächst ein Jahr. So steht es in dem Vertragsentwurf, dem die Regionalversammlung nach Angaben des Regionalverbandes bereits zugestimmt hat. Der Vertrag sei aber noch nicht unterschrieben, erklärte Pressesprecher Stefan Kiefer.

Wichtigster Punkt der Einigung: Künftig wird die SGS dem Regionalverband wöchentlich eine Liste von gekündigten Wohnungen schicken, damit Regionalverband und Jobcenter diese Hartz-IV- oder Sozialhilfe-Empfängern anbieten können. Bisher habe das Sozialamt, das eine Computerdatenbank mit freien Wohnungen angelegt hat, bei der SGS selbst nachfragen müssen, ob sie geeignete Wohnungen hat, sagte Kiefer.

Streit ist beigelegt

Im vergangenen Jahr hatte sich Regionalverbandsdirektor Peter Gillo (SPD) darüber beklagt, dass es zu wenige Wohnungen gebe, deren Mieten so niedrig seien, dass sie für die Hilfeempfänger infrage kommen (die SZ berichtete). Christian Patzwahl, kaufmännischer SGS-Geschäftsführer, hatte daraufhin gekontert, er könne sofort 100 Wohnungen anbieten, die leer standen und in einem ordentlichen Zustand seien. In dem Vertrag erklärt sich die SGS nun bereit, die vom Regionalverband aus der Liste ausgewählten Wohnungen vier Wochen lang nicht auf dem freien Markt zu vermieten. Patzwahl: "Wir reservieren die Wohnungen für den Regionalverband." Erst wenn diese Frist abgelaufen sei, sehe sich die SGS nach anderen Mietern um.

Die SGS ist außerdem bereit, dem Regionalverband Zwei-Zimmer-Wohnungen für zwei Personen für eine Grundmiete von 300 statt 330 Euro anzubieten. Dieser Preis liegt nur knapp über dem Richtwert, den das Sozialamt festgelegt hat. Die SGS teilt Regionalverband und Jobcenter außerdem mit, wenn eine fristlose Kündigung eines Hartz-IV-Empfängers droht.

Auf der anderen Seite soll der Regionalverband die SGS schnell darüber informieren, wenn sich an den Zahlungen an den Hartz-IV-Empfänger etwas ändert, er umzieht oder die Einverständniserklärung widerruft, dass der Regionalverband die Miete direkt an die SGS überweisen kann. Patzwahl erklärt dazu, in der Vergangenheit seien Mietschulden entstanden, weil Mieter umgezogen seien, ohne dass die SGS davon wusste. Für den besseren Datenaustausch sei die Zustimmungserklärung der Betroffenen unabdingbar. Die sei Voraussetzung für eine enge Zusammenarbeit. Regionalverbandssprecher Stefan Kiefer lobte die Einigung: "Das ist ein guter Schritt, denn die Zusammenarbeit war verbesserungsbedürftig." Nun werde es leichter, Hilfeempfängern, die in ihrem Stadtteil bleiben möchten, eine Wohnung anzubieten. Das sei bisher nicht immer möglich gewesen.

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HintergrundDer Regionalverband hat Richtwerte für die Kosten der Unterkunft festgelegt. So stehen einem Single-Haushalt in Saarbrücken 45 Quadratmeter und 245 Euro für die Miete zu, bei zwei Personen sind es 60 Quadratmeter und 285 Euro, bei drei Personen 75 Quadratmeter und 345 Euro, vier Personen bekommen 395 Euro für 90 Quadratmeter. Alleinerziehende mit Kindern erhalten jeweils etwas höhere Beträge. Hierbei handele es sich um keine starren Werte, sagte Regionalverbandssprecher Stefan Kiefer. Wenn sich keine andere Wohnung finde, dürfe die Miete auch leicht darüber liegen. Der Regionalverband benötige vor allem Wohnungen für Singles und Zwei-Personen-Haushalte. Derzeit habe das Sozialamt 363 Wohnungen im gesamten Regionalverband im Angebot. Wenn das Jobcenter eine Wohnung für einen Hartz-IV-Empfänger brauche, rufe der Mitarbeiter beim Sozialamt an und erhalte drei Angebote. sm

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