„Glyphosat ist nicht direkt ersetzbar“

Saarbrücken · Der Streit um das Verbot des möglicherweise Krebs erregenden Pflanzengifts Glyphosat beschäftigt den Landtag. Vor der öffentlichen Anhörung am 22. Januar erklärt die Pflanzenschutz-Expertin der Landwirtschaftskammer Saarland, Franziska Nicke, die den Glyphosat-Einsatz im Saarland genehmigt, SZ-Redakteur Dietmar Klostermann, warum das Herbizid ausgebracht wird.

Wogegen wird das Pflanzengift Glyphosat von den Saar-Bauern verwendet?

Nicke: Bei uns wird Glyphosat bei der Mulchsaat, der pfluglosen Bodenbearbeitung, zur Bekämpfung von Ausfallgetreide sowie Ausfallraps im Herbst eingesetzt, damit ein ungewollter Auflauf in die Folgekultur verhindert wird. Dabei befindet sich noch keine Folgekultur auf den Flächen. Selten wird das Mittel eingesetzt, um Unkräuter vor der Getreideernte zu bekämpfen. Das sind Einzelfälle. Bei uns wird das Glyphosat hauptsächlich dafür eingesetzt, um Schäden etwa durch Rapssamen in der danach angebauten Getreidekultur wie zum Beispiel Weizen zu verhindern. Da gehört der Raps dann ja nicht hinein.

In welchen Mengen wird Glyphosat im Saarland ausgebracht?

Nicke: Einen Überblick über die Gesamtmenge haben wir leider nicht. Die Landwirte müssen für sich die Aufzeichnungen führen, aber da haben wir keine Kontrolle darüber, wie viel im Detail ausgebracht wird.

Falls der Landtag entscheidet, dass der Glyphosat-Einsatz zu gefährlich ist für die menschliche Gesundheit und ein Verbot im Saarland beschließt: Gibt es ein Ersatzmittel, das die Bauern ausbringen können?

Nicke: Nein, das Glyphosat ist nicht direkt ersetzbar. Man müsste andere Maßnahmen ergreifen. Glyphosat ist eben ein Universalmittel, das zweikeimblätterige Pflanzen grundsätzlich abtötet.

Gibt es mehrere Glyphosat-Hersteller oder hat eine Firma ein Monopol?

Nicke: Glyphosat wird in verschiedenen Mitteln von verschiedenen Herstellern eingesetzt. Der Wirkstoff Glyphosat wurde 1974 durch den Hersteller Monsanto patentiert, hat aber heute zwölf verschiedene Zulassungsinhaber.

Gibt es eine Bewertung der Kammer zu diesem Mittel?

Nicke: Die Kammer sieht es als ein notwendiges Mittel in der Landwirtschaft an. Gerade, wenn wir die erosionsschonendere Mulchsaat wollen. Die Probleme würde man sonst nur in den Griff bekommen, wenn man mehr Bodenbearbeitung machen würde. Jedoch sehen wir den Einsatz im Haus- und Kleingartenbereich kritisch.

Wie läuft das mit der Mulchsaat ab, damit der Bauer den Boden nicht so stark bearbeiten muss?

Nicke: Früher galt allgemein, dass man pflügt und den Boden tief bearbeitet und komplett wendet. Dabei wurden die Pflanzenreste sowie Samen tief im Boden vergraben. Bei der Mulchsaat werden nur die obersten zehn bis höchstens 15 Zentimeter bearbeitet und das Bodenleben geschont.

Mit einem anderen Gerät?

Nicke: Ja, das sind kleinere Schare, die den Boden in der obersten Schicht durchmischen und nicht wenden. Die Pflanzenreste verbleiben in der obersten Bodenschicht als organische Masse und bilden einen Erosionsschutz. Da bleiben Halme oben liegen, so dass es bei Regen eine geringere Abschwemmung gibt. Um die verbliebenen Rapssamen in der obersten Schicht nach dem Auskeimen zu vernichten, wird Glyphosat eingesetzt. Ohne Gyphosat müsste mehr Bodenbearbeitung stattfinden. Dies ergäbe höhere Kosten und mehr Dieseleinsatz. Was auch nicht gerade umweltfreundlich ist.

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