Saar-Landtag ringt um Position zum Pflanzengift Glyphosat

Saarbrücken · Die Grünen wollen das Pflanzengift Glyphosat auf öffentlichen Flächen am liebsten verbieten. Der Umweltminister sperrt sich noch. Der Saar-Landtag erhoffte sich gestern Aufklärung durch eine Expertenrunde.

 Die Oppositionsfraktionen fordern vor allem längere Redezeiten im Landtag. Foto: Becker&bredel

Die Oppositionsfraktionen fordern vor allem längere Redezeiten im Landtag. Foto: Becker&bredel

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Glyphosat ist nicht nur ein sehr verbreiteter Unkrautvernichter, sondern auch Gegenstand zahlreicher Debatten. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nämlich hat Glyphosat als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) dagegen hat nichts gegen den Einsatz des Pflanzengifts. Und auf die Einschätzung des BfR verlässt sich auch die EU-Lebensmittelbehörde Efsa, weshalb Glyphosat in der EU wahrscheinlich erneut zugelassen wird. Was es mit dem Glyphosat nun eigentlich auf sich hat, hat sich der Umweltausschuss des Saar-Landtags gestern in einer Anhörung von mehreren Experten erklären lassen.

Nicht, dass das kleine Saarland tatsächlich allen die Nutzung von Glyphosat verbieten könnte. Aber es könnte den Einsatz auf öffentlichen Flächen hierzulande untersagen. Darauf arbeiten die Grünen hin. Umweltminister Reinhold Jost (SPD ) hat sich noch nicht dazu durchgerungen.

Der gestrigen Anhörung war zu entnehmen, dass der Einsatz von Glyphosat im Saarland nicht übermäßig ausgeprägt ist. Der Landesbetrieb für Straßenbau nutzt es, um Riesen-Bärenklau und Knöterich zu bekämpfen. Der Saarländische Städte- und Gemeindetag berichtete, dass sieben von 29 Kommunen (die restlichen 23 gaben keine Rückmeldung) Glyphosat einsetzen - in erster Linie auf Friedhofswegen. Genehmigen muss das die Landwirtschaftskammer, die nach eigener Aussage darauf achtet, dass der Einsatz von Glyphosat auch gerechtfertigt ist - etwa weil den Kommunen Personal fehlt, um das Unkraut auf alternative Weise zu entfernen. Peter Hoffmann vom Bauernverband Saar berichtete, dass nur auf fünf bis zehn Prozent der landwirtschaftlichen Fläche im Saarland Glyphosat genutzt werde. Und dass die Alternative zur chemischen Keule - das Pflügen des Feldes - teilweise wegen möglicher Bodenabschwemmung verboten sei.

Die Frage, ob Glyphosat gefährlich für den Menschen ist, hat der Vertreter der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat - der mehrere Pflanzenschutzunternehmen angehören - verneint. Tomas Brückmann vom Bund für Umwelt und Naturschutz wies dagegen auf Risiken hin wie Krebs, Erbgutschädigung und Auswirkungen auf Embryos im Mutterleib. Der Epidemiologe Eberhard Greiser kritisierte die BfR-Bewertung, dass Glyphosat bei richtiger Anwendung ungefährlich sei. Da sei bei der Einschätzung der Studien geschludert worden.

Was das alles nun fürs Saarland bedeutet, bleibt abzuwarten. Der Umweltausschuss will die Anhörung in der nächsten Sitzung noch einmal erörtern.

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