Film über Vergewaltigungen in Masuren nach dem Weltkrieg

Saarbrücken · Zu den Polnischen Kulturtagen – Motto „Begegnung und Versöhnung“ – zeigte das Kino Achteinhalb „Roza“, einen erschütternden Spielfilm von Wojciech Smarzowski, der sich mit Massenvergewaltigungen in Masuren nach dem Zweiten Weltkrieg befasst.

 Der polnische Regisseur Wojciech Smarzowski stellte seinen Film „Roza“ vor. Foto: Iris Maurer

Der polnische Regisseur Wojciech Smarzowski stellte seinen Film „Roza“ vor. Foto: Iris Maurer

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"Es lag mir schon immer daran, wichtige Filme zu machen," sagte Wojciech Smarzowski am Dienstag nach der Vorführung seines Films "Roza" im Kino Achteinhalb. In Polen gehört Smarzowski, Jahrgang 1963, seit seinem Durchbruch 2004 mit "Hochzeit und andere Kuriositäten" zu den wichtigsten Filmemachern.

In "Roza", seinem dritten Spielfilm, den das Achteinhalb als Beitrag zu den Polnischen Kulturtagen unter dem Motto "Begegnung und Versöhnung" zeigte, mutet Smarzowski dem Publikum einiges zu.

Der Film schildert schonungslos, welchen Gräueltaten vor allem Frauen in den ersten Nachkriegsmonaten in Masuren ausgesetzt waren. Roza, eine Bäuerin und Witwe, wird im Film immer wieder von Russen überfallen und vergewaltigt, nur weil sie Masurin ist: Da die Masuren als besonders hitlertreu galten, entlädt sich auf sie, vor allem die Frauen, der geballte Hass.

Mit diesem Film nach einem Drehbuch von Michal Szczerbic, kommentierte Achteinhalb-Programm-Macher Waldemar Spallek, breche der Regisseur viele polnische Tabus. "Es ist nicht so, dass diese Gräueltaten ganz unbekannt sind," sagte Smarzowski im Gespräch mit der SZ. Es gebe dazu bereits viele Publikationen in Fachzeitschriften. "Aber wer liest die schon, die Masse erreicht das Thema erst über den Film." Nach den Vorführungen des Films in Polen habe das Publikum oft erst mal lange geschwiegen. "Die Reaktionen, gerade der weiblichen Zuschauer, waren sehr stark, aber sehr positiv", betont der Regisseur, der für "Roza" beim Internationalen Filmfestival Warschau 2011 sowohl den Grand Prix als auch den Publikumspreis bekam. In den 80ern wäre es noch undenkbar gewesen, einen so kritischen Blick auf die Historie, aufs sowjetische "Brudervolk" zu werfen, weiß er. In den 90ern habe das polnische Kino leider versucht, das amerikanische zu imitieren. Seit den Nuller-Jahren aber habe der kritische historische Film wieder eine Chance, nicht nur die Regisseure, auch die Filmförderung sei "mutiger" geworden, erklärt Smarzowski. In seinem nächsten Spielfilm will er die Gräueltaten an Polen nach dem Krieg in der Westukraine aufarbeiten.

"Ich hätte dafür gern einen ukrainischen Partner mit ins Boot genommen, habe aber keinen gefunden", sagt er. Nach Saarbrücken ist er besonders gern gekommen, da es in einer Grenzregion liegt. Eine Vorführung von "Roza" in Saargemünd ist laut Spallek daran gescheitert, dass es das französische Gesetz nicht erlaube, einen ausländischen Film mit englischen Untertiteln aufzuführen.

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