Der Weihnachtsbaum, der Wünsche erfüllt
Saarbrücken. Mitten im Verkaufsraum des "Goldschmiede Werkateliers" von Kornelia Landau in der Nauwieserstraße 40, steht ein selbstgebastelter Tannenbaum aus schwerem Styropor. Die Oberfläche ist mit silberner Farbe überzogen, hier und da sind kleine Sterne aufgesprüht
Saarbrücken. Mitten im Verkaufsraum des "Goldschmiede Werkateliers" von Kornelia Landau in der Nauwieserstraße 40, steht ein selbstgebastelter Tannenbaum aus schwerem Styropor. Die Oberfläche ist mit silberner Farbe überzogen, hier und da sind kleine Sterne aufgesprüht. Doch nicht Landau hat den Baum gebastelt, sondern Jugendliche des Projektes "Stabil" vom "SOS-Kinderdorf Saarbrücken - Jugendhilfe, Ausbildung und Beratung". Der Baum ist nicht einfach nur weihnachtliche Deko, "sondern der Weihnachtswunschbaum der Initiative Nauwieser Viertel", erklärt die Goldschmiedin. Die Initiative hat sich vor Kurzem gegründet, um Probleme wie Lärm, Verschmutzung oder Leerstände im Viertel zu bekämpfen. Jetzt aber erfüllen die Viertelbewohner Kindern aus dem Mütterzentrum des SOS-Kinderdorfs in der Seilerstraße 6 Weihnachtswünsche. Seit dem 29. November wandert der Baum durch Geschäfte im Viertel.
Mit Pinnwandnadeln sind rote Zettel über den Baum verteilt. Auf jedem Zettel steht der Vorname eines Kindes, das Alter und der Wunsch. Zwischen einem und 14 Jahren alt sind die Kinder. Allen gemeinsam ist, dass sie aus sozial schwachen Familien kommen und regelmäßige Besucher im SOS-Kinderdorf sind.
Landau dreht eine Runde um den Baum. Eine Achtjährige wünscht sich "bitte etwas von Hannah Montana", liest sie vor. Andere Mädchen möchten gerne Schminkköpfe geschenkt bekommen. Ein Vierjähriger will eine Spiderman-Maske, zwei andere Buben wünschen sich ferngesteuerte Autos.
Landau hat sich bereits einen Zettel vom Baum gepickt. "Der Wunsch hat mich total berührt", beschreibt sie. Ein elfjähriger Junge wünscht sich "eine beige Hose in Größe 152". Landau schluckt: "Nichts zum Spielen wie die anderen. Er will nur etwas zum Anziehen. Die Hose kriegt er von mir." Dann öffnet sich die Ladentür und Lieselotte Werner (92) betritt das Geschäft. In ihrer Hand hält sie ein Geschenk, auf dem ein roter Wunschbaum-Zettel klebt. "Ein kleines Mädchen hat sich eine silberne Kette mit einem S-Anhänger gewünscht. Die Kette hatte ich, den Anhänger habe für 20 Euro gekauft. S ist der Anfangsbuchstabe ihres Vornamens", sagt die Viertelbewohnerin. Natürlich kennt sie das SOS-Kinderdorf. "Die Familien sind bedürftig", beschreibt sie, "nicht immer ist Geld für Weihnachtsgeschenke da. Ich wollte einem kleinen Mädchen eine Freude machen."
Mittlerweile hat es angefangen zu schneien. Lilo Hartmann (64) bahnt sich durch dicke Schneeflocken den Weg zur Spielbar. Bevor der Baum in Landaus Geschäft wanderte, stand er drei Tage in dem Spielzeugfachgeschäft. "Dort sind schon Wunschbaum-Geschenke abgegeben worden", erklärt sie, "die hole ich jetzt ab." Hartmann engagiert sich bei der "Initiative Nauwieser Viertel" und hat die Organisation des Weihnachtswunschbaums übernommen. 50 Zettel hingen anfangs am Baum. "Mittlerweile sind etwa 20 Wünsche erfüllt", strahlt sie. Bis zum 15. Dezember ist der Weihnachtswunschbaum noch unterwegs. "Danach hoffe ich, dass alle Wünsche vom Baum gepickt sind." Hartmann sammelt die Geschenke in den Geschäften ein. "Am 21. Dezember feiert das SOS-Kinderdorf ein Weihnachtsfest. Dann werden die Kinder beschenkt. Etwas verfrüht", schmunzelt sie, "aber der Weihnachtsmann hat so viel um die Ohren."
Der Weihnachtswunschbaum steht am 10. und 11. Dezember bei Janny und Tina, Obst und Gemüse, Nauwieserstraße 52, am 12. und 13. im Flamingo Market, Försterstraße 21, am 14. und 15.12. bei Unikat, Cecilienstraße 6.
