50 Jahre Rennclub Saarbrücken und Jubiläumssaison fällt flach Dieses Jahr keine Pferderennen in Güdingen

Saarbrücken · Nach dem Saisonauftakt an Ostern hat der Rennclub Saarbrücken nun auch den Renntag am Pfingstsonntag absagen müssen. Wegen der Coronakrise droht die komplette Pferderennsport-Saison in Güdingen auszufallen.

 Maxim Pecheur gewann auf dem Rücken von Haarib am 15. August 2019 in Güdingen das Hauptrennen beim 9. Tag der Saarwirtschaft.

Maxim Pecheur gewann auf dem Rücken von Haarib am 15. August 2019 in Güdingen das Hauptrennen beim 9. Tag der Saarwirtschaft.

Foto: Andreas Schlichter

Es war am 12. September 1948, als auf den Saarauen in Güdingen das erste Pferderennen ausgetragen wurde. Veranstalter war der Renn- und Turnierverein Saarbrücken. Der löste sich nach weiteren 15 Renntagen 1954 auf. Der Renn- und Reitsportverein Saarbrücken übernahm die Regie und veranstaltete von 1955 bis 1963 elf Renntage auf dem Hippodrom direkt an der deutsch-französischen Grenze. Dritter Rennveranstalter in Güdingen war der Saarländische Rennverein Saarbrücken. Unter diesem Patronat gab es nur einen einzigen Renntag am 1. August 1965. Der am 21. Januar 1970 gegründete Rennclub Saarbrücken geht als Rennveranstalter Nummer vier in die Geschichte des Pferderennsports in Güdingen ein, mit bisher 190 Renntagen.

Sein 50-jähriges Bestehen wollte der Verein zum Auftakt der Turfsaison 2020 am Ostermontag auf der Güdinger Rennbahn feiern. Aber dann durchkreuzte die Verbreitung des Coronavirus alle Pläne. Der für den 13. April geplante Renntag musste abgesagt werden. Am Mittwoch gab der Rennclub bekannt, dass auch der Sparkassen-Renntag am Pfingstsonntag, 31. Mai, ausfällt. „Das ist unheimlich bitter, aber selbstverständlich stehen der Schutz der Gesundheit und die Eindämmung der Pandemie an allererster Stelle“, sagt Werner Schmeer, Vorsitzender Pferderennsport im Rennclub Saarbrücken. Und auch für den Tag der Saarwirtschaft am 15. August, den dritten geplanten Renntag, sieht es schlecht aus, wenngleich Schmeer dafür noch eine winzige Chance sieht. Freunde des Galopp- und Trabrennsports müssen davon ausgehen, dass die Jubiläumssaison in Güdingen ganz flachfällt. Welche finanziellen Folgen das für den Rennclub haben würde, lasse sich noch nicht absehen, ergänzt Schmeer. Klar sei: „Wir haben Verpflichtungen, müssen die Bahn in Schuss halten, brauchen Personal dazu. Und das kostet.“

Sehen und gesehen werden, seit jeher ein Motto auf der Güdinger Pferderennbahn. 218 Renntage gab es bisher auf der schmucken Anlage. Unbestritten einer der Höhepunkte datiert aus dem Jahr 1955. Damals, am 24. September, ritt ein gewisser Peter Townsend zwei Rennen in Güdingen. Der war weniger als englischer Herrenreiter bekannt, vielmehr als Geliebter der britischen Prinzessin Margaret, der 2002 gestorbenen Schwester der Queen. Jedenfalls erwies sich Townsend als Publikumsmagnet. In der 2013 erschienenen Chronologie „65 Jahre Rennbahn Güdingen“ ist nachzulesen, dass er 25 000 Besucher anlockte. Er gewann die Sympathie der Zuschauer, nicht aber die beiden Rennen, an denen er teilnahm. Mit den Pferden Petite Chose und Ultrason belegte Townsend jeweils Platz zwei.

Peter Remmert ist ein weiterer bekannter Jockey, der in Güdingen seine Runden drehte. Der Champion ritt am 11. August 1985 mittags noch auf der Bahn in Gelsenkirchen, anschließend wurde er eigens für ein Rennen in Güdingen eingeflogen. Und Remmert gewann auf dem Rücken von Tarinus aus dem Saarbrücker Stall Schmeer. „Ab den 1980er Jahren sind alle deutschen Jockey-Größen hier auf unserer Bahn geritten“, sagt Anja Schmeer vom Rennclub Saarbrücken.

Ihr Vater Werner fügt hinzu: „Wir haben auch einen Champion auf der Güdinger Bahn entwickelt.“ Schmeer (77), früher selbst erfolgreicher Jockey mit 237 Siegen bei 793 Starts und damit auf der „Liste der Unsterblichen“, meint Maxim Pecheur. Der gebürtige Saarbrücker, seit 2018 sportliches Ehrenmitglied des Rennclubs, gewann 2019 allein 116 Rennen. Und nicht nur das: 2017 triumphierte Pecheur mit dem Hengst Windstoß im Deutschen Derby, für einen Jockey genauso wertvoll wie ein Wimbledon-Sieg für einen Tennisspieler.

Ulli Heinz, Präsident des Rennclubs Saarbrücken, erinnert sich an jenen Tag, als ein Kamel auf der Bahn in Güdingen nicht mehr weiterlaufen wollte und sich kurz vor der Ziellinie einfach hinlegte. Besagtes Kamelrennen war die Attraktion beim Renntag am 15. Oktober 2006. Sechs Höckertiere einer niedersächsischen Farm rannten damals über eine Distanz von 650 Meter um die Wette. In der Chronik steht dazu: „Für die Namen standen ein Teil des Vorstandes und die Presse Pate. So wurden die Kamele als Helmut, Petra, Harald, Paul, Wolfgang-Peter und Sabine zum Rennen vorgestellt.“

 Werner Schmeer ist eine der tragenden Säulen des Rennclubs Saarbrücken.  Foto: Becker   &   Bredel

Werner Schmeer ist eine der tragenden Säulen des Rennclubs Saarbrücken. Foto: Becker   &   Bredel

Foto: BECKER&BREDEL/bub
 Ein Kamelrennen war die Attraktion beim Renntag am 15. Oktober 2006 auf der Güdinger Pferderennbahn.

Ein Kamelrennen war die Attraktion beim Renntag am 15. Oktober 2006 auf der Güdinger Pferderennbahn.

Foto: Thomas Wieck
 Auch Trabfahren, wie hier beim Sparkassen-Renntag 2019, gehören regelmäßig zum Programm auf der Bahn in Güdingen.

Auch Trabfahren, wie hier beim Sparkassen-Renntag 2019, gehören regelmäßig zum Programm auf der Bahn in Güdingen.

Foto: Iris Maria Maurer

Publikumsrenner waren einst auch die Prominenten-Trabfahren auf den Güdinger Saarwiesen. Die frühere Ministerpräsidentin und heutige CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer gewann im Sulky sitzend solch ein Promi-Rennen. Ein anderes Mal musste sich Weltklasse-Leichtathletin Heide Rosendahl, Doppel-Olympiasiegerin bei den Spielen 1972 in München, SR-Moderator Wolfgang Gretscher knapp geschlagen geben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort