Deutsche Häuser auf französischem Boden Wo die Grenzschließung seltsame Blüten treibt

Gersweiler · Am Grenzübergang Schoeneck macht die Grenze zwischen Deutschland und Frankreich einen Knick. Das führt dazu, dass Straße und Gehweg zu Frankreich gehören. Kurios: Auf einer Seite der französischen Straße stehen deutsche Häuser – darunter das Restaurant Valuta.

 Thomas Schütz steht am Grenzübergang zwischen Gersweiler und Schoeneck: die Straße ist auf französischem, die Häuser sind auf deutschem Boden.

Thomas Schütz steht am Grenzübergang zwischen Gersweiler und Schoeneck: die Straße ist auf französischem, die Häuser sind auf deutschem Boden.

Foto: BeckerBredel

Die Vorgärten sind deutsch, ab dem Gartentor zum Gehweg ist man in Frankreich.

Laut Stadtplan dürfte es die Vorgärten nicht geben, sagt Thomas Schütz, der seit mehr als 40 Jahren am Sprinkshaus wohnt. Vor den Haustüren verlaufe offiziell die deutsche Straße. Von der Breite her eher eine Gasse. Aber ausreichend, um jedes Haus anzufahren. „Wir durften vor Jahrzehnten, als die Häuser gebaut wurden, keine Balkone errichten, weil man damals davon ausging, dass die Feuerwehr über die deutsche Straße zu jedem der Häuser fahren kann, ohne über die Grenze zu müssen. Allerdings ist die viel breitere französische Straße viel geeigneter. Und so ging die deutsche Gasse verloren“, erzählt Schütz. Er zeigt auf ein Haus, wo ein Vorgarten mit Treppe angelegt wurde. Der Nachbar hat Bäume gepflanzt, die inzwischen groß sind. Ein anderer hat Parkplätze angelegt. Alles in allem ist die Gasse nicht mehr da. Alle nutzten die französische Straße und das Trottoir, das man nicht mal kehren müsse, da es im Ausland liege, sagt Schütz.

Jetzt hat das Gewohnheitsrecht einen Dämpfer bekommen. Auf einmal ist die Grenze zu. Die vier deutschen Anwohner dürfen offiziell nicht durch die Absperrungen. „Das machte am Anfang richtig Stress. Polizisten, die von Frankfurt oder Rüdesheim nach Gersweiler geschickt wurden, kannten die Situation der Häuser nicht und verlangten Umwege über die Metzer Straße“, sagt Anwohner Raphael Schütz. Inzwischen habe man die Grenze so gesperrt, dass der Kundenparkplatz des Restaurants noch angefahren werden kann und alle Nachbarn aus den Grenzhäusern dort parken können. Andere Grenzgänger würden regelmäßig die Absperrungen verschieben, vor allem Nachts. „Da werden wir regelmäßig wach, denn das geht nicht ohne Lärm“, sagt der Veranstaltungstechniker. Auch er wohnt in einem der Grenzhäuser, sieht dem Treiben täglich zu. Und wundert sich über den regen Verkehr.

Kurios ist auch das Ortsschild von Schoeneck. Es steht in der deutschen Gasse und versperrt diese ebenfalls. „Die Franzosen hatten gefragt, ob sie das Schild in Deutschland aufstellen dürfen, damit der Gehweg frei bleibt. Da hatte keiner was dagegen. Heute stünde es im Weg, wenn man die Gasse benutzen wollte, was man aber ohnehin nicht kann“, sagt Thomas Schütz.

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