Handel Saarbrücken Kleingeld Geld wechseln im Supermarkt?

Saarbrücken · Real testet derzeit bundesweit Wechselautomaten für Kleingeld. Der Saarbrücker Verein für Handel und Gewerbe ist jedoch skeptisch, ob die Idee Händlern entgegenkommt. Globus zum Beispiel verzichtet nach ersten Tests darauf.

 Symbolfoto

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Foto: dpa/Jens Wolf

Man kennt das ja: Die Schlange an der Supermarktkasse wird immer länger, weil einer der Kunden vor einem mühsam in seinem Geldbeutel nach Centmünzen kramt, um möglichst genau zu bezahlen. Einerseits lobenswert, andererseits nervig. Es dauert einfach. Die Realmarkt-Kette testet unter anderem darum ein neues Bezahlsystem. In 50 Filialen sind seit Anfang Juli Wechselautomaten für Kleingeld aufgestellt. Die Kunden werfen ihr Kleingeld hinein, der Automat zählt es und gibt dafür einen Bon aus. Mit dem kann man dann an der Kasse bezahlen oder auch sich das Geld in bar auszahlen lassen. Allerdings gegen eine Gebühr von zehn Prozent des gewechselten Betrags.

In den Realmärkten Dudweiler und Saarbrücken sind solche Automaten nicht aufgestellt, wie eine Unternehmenssprecherin auf Nachfrage unserer Zeitung mitteilte. Auch an den anderen Standorten im Saarland nicht. Ob das System dauerhaft zum Einsatz komme, sei derzeit noch völlig offen, so die Sprecherin weiter. Man wolle erst die Testphase auswerten.

Auch Globus hat schon Erfahrungen mit solchen Wechselautomaten. Malte Wolters, Bereichsleiter Kassen- und Peripherieprozesse bei Globus, sagt dazu auf Anfrage: „In einigen unserer Globus-Märkte haben wir bereits Kleingeld-Wechselautomaten im Einsatz. Bislang obliegt es den einzelnen Märkten selbst, ob sie solch einen Automaten aufstellen möchten. Ein Rollout (Markteinführung, Anm. d. Red.) ist dagegen aktuell nicht geplant. Wir stellen fest, dass die Automaten oftmals nicht, wie angedacht, von Globus-Kunden verwendet werden, sondern kleine und mittelständische Betriebe die Wechselautomaten nutzen, um die Annahmegebühren der Banken einzusparen. Zudem sind die Automaten sehr störanfällig, da durch die offene Geldschütte auch viele Fremdkörper in das Gerät gelangen können. Dem Servicegedanken für unsere Kunden können wir dadurch nicht mehr einwandfrei gerecht werden.“

Auch der Saarbrücker Verein für Handel und Gewerbe ist skeptisch. Fabian Schulz fragt sich, „wie reagiert der Kunde, wenn ihm zehn Prozent abgezogen werden?“  Und: „Was passiert nachher mit den Münzen?“ Für den Kunden sei das erstmal eine gute Idee, doch der Handel müsse letzten Endes für den Umtausch bei der Bank Geld bezahlen. Schulz befürchtet zudem, „dass die Unternehmen die Münzen bekommen, die sie nicht gebrauchen können“. Dass Real die Wechselautomaten gerade vor allem in Nordrhein-Westfalen testet, hat wohl einen besonderen Grund. Im benachbarten Holland gibt es nämlich gar keine Ein-Cent- und Zwei-Cent-Münzen mehr. Auch andere Länder wie Italien wollen  ab 1. Januar 2018 darauf verzichten. Preisschilder mit 1,99 Euro wird man dann vergebens suchen. Ein- und Zwei-Cent-Stücke sind die mit Abstand am weitesten verbreiteten Münzen. Nach Angaben der Europäischen Zentralbank waren 2016 rund 31 Milliarden Ein-Cent-Münzen im Umlauf und mehr als 24 Milliarden Zwei-Cent-Münzen. Das ist fast die Hälfte aller Geldstücke, die derzeit im Euro-Raum im Umlauf sind.

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