Saarbrücker Amateur-Radio-Club (DARC) Der Mond schickt ihre Worte auf die andere Seite der Erde

St. Johann · Mit dem Radio haben die Mitglieder des Deutschen Amateur-Radio-Clubs (DARC) Ortsverein Saarbrücken wenig zu tun. Oder doch? International gesehen schon. Denn zum Beispiel im überwiegend englischsprachigen Formel-1-Rennsport heißt der Funk zwischen Fahrer und seiner technischen Mannschaft ja auch „Team-Radio“. Der Funk ist also die Leidenschaft der Mitglieder des Saarbrücker Amateur-Radio-Ortsvereins unter dem Dach des DARC.

Mit Menschen aus aller Welt in Kontakt zu treten, ist das Steckenpferd der derzeit 170 Mitglieder um den Vorsitzenden Thomas Fricke und seinen Vorgänger Michael Schmidt, der die Vereinsführung nach 19 Jahren abgegeben hat.

Der Verein ist 1956 zu einer Zeit entstanden, als das Internet vielleicht schon in den Köpfen einiger findiger Denker existierte, aber an Kommunikationsdienste wie Skype noch überhaupt nicht zu denken war.

Meist funken sie auf Ultrakurzwelle, besser als UKW bekannt – und damit passt wieder der Vergleich mit dem Radio, das in unserem Sprachraum aber fast ausschließlich als reiner Funkempfänger bekannt ist. „Die funktioniert nur auf Sichtweite“, wissen erfahrene Funker, wie Eugen Dupre und Norbert Marx. Wer weiter hinaus will, muss sich zu helfen wissen. „Je höher die Antenne, um so besser“, sagt der Voristzende Fricke. Funker lieben also Höhen, während sie Funklöcher genau so wie Handy-Nutzer hassen.

Einer der außergewöhnlichsten Tricks, mal in weit entfernte Gegenden zu funken: „Den Mond anpeilen und ihn als Reflektor nutzen – damit kommt man sogar auf die andere Seite der Erde.“ Die einfachere Möglichkeit: Eine andere Welle nutzen, wie die Mittel- oder Kurzwelle. Diese reflektiert die Erd-Atmosphäre und schickt die Funkwellen immer wieder zur Erde, bis der gewünschte Empfänger sie aufnimmt. Allerdings bringen die Atmosphären-Reflektionen Nebengeräusche mit sich. Die Funker aber können von sich sagen: „Wir funken weltweit.“

Und sie haben sogar Kontakt zum All – nämlich mit der Internationalen Raumstation (ISS), die täglich mehrfach die Region überfliegt und in den Stunden nach der Abenddämmerung und vor der Morgendämmerung sogar mit bloßem Auge zu erkennen ist. In der Nacht zum Freitag taucht sie zum Beispiel übrigens pünktlich um 1.20 Uhr im Westen auf. Der Sende-Empfänger der von der Bundesnetzagentur lizenzierten Hobbyfunker wird dann aber wieder zum Radio. Marx: „Denn ein Gespräch müsste man anmelden, zuhören ist aber immer erlaubt.“

Die amüsantesten Funkergeschichten seien aber sowieso nicht planbar, berichtet er. Ohne Funknamen ginge schon gleich überhaupt nix, sagt er. Seiner lautet DL8GZ – eine Kombination aus der Länderkennung und einer Zahlen-Buchstabenkombination, die den Funker ähnlich eindeutig identifiziert, wie die IP im Internet. An der Kennung der Gegenstelle habe er einmal erkannt, dass sein Gesprächspartner ZP9AS in Paraquay sitzen muss: „Doch es war eindeutig Saarlouiser Platt zu hören.“ Und so passt das zusammen: „Ich sprach mit einem Missionspater, der aus Hülzweiler stammt.“ Das Gespräch war offenbar tiefgehend und erfolgreich: „Er war als Seelsorger tätig, und wir haben dann Brillen, Medikamente und alles gesammelt, was die da brauchten.“ Eine Schwester im Kloster St. Augustin – sie funkt übrigens auch – habe alles nach genauer Prüfung in Pakete gepackt und abgeschickt. Damit noch nicht genug, später wurde über Funk auch noch Geld für eine Operation gesammelt und sogar eine Adoption in die Wege geleitet.

Dienstags tauschen die Hobbyfunker solche Geschichten in der Gaststätte Waldhaus am Meerwiesertalweg aus, wo der technische Ausbilder Henner Probst Neueinsteiger in die Geheimnisse des Funkens einweist und sie auf die notwendige Prüfung für die Lizenz vorbereitet.

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