Kolumne So kann’s gehen Ich und mein spanischer Bauer

Obstkauf beim Bauern hat viele Vorteile. Aber im Internetzeitalter müssen solche Genüsse nicht in Lisdorf gedeihen. Beim Crowdfarming haben es die gesunden Naschereien mitunter etwas weiter.

Susanne Brenner schwärmt vom Obst-Direktverkauf mit Hilfe des Internets
Foto: SZ/Robby Lorenz

Es war mein erstes Mal. Und ich muss sagen, es war gut. Es war sogar außerordentlich gut. Genau genommen ist es das Beste, was ich in diesem Bereich je hatte.

Ihnen ist natürlich klar, dass es sich hier um ein ganz und gar jugendfreies erstes Mal handelt – bei meinem Alter. Aber dieses erste Mal war mit einem spanischen Bauern. Na? Neugierig? Also dann: Ich habe mich vom Internet verführen lassen, genau genommen von Facebook. Da tauchen seit Monaten schon Werbe-Einblendungen auf für sogenanntes Crowdfarming. Ich hatte keine Ahnung, was das sein sollte. Und ich bin ohnehin grundsätzlich misstrauisch bei jeder Art von Werbung. Also weggeklickt. Aber eines Tages ploppte da ein Foto auf von Aprikosen, die so was von orange und prall aussahen, dass ich am liebsten in den PC gebissen hätte. Deshalb habe ich dann doch mal ein bisschen recherchiert. Und da kommt mein Bauer ins Spiel. Crowdfarming ist nämlich nichts anderes, als dass man seine Lebensmittel direkt vom Hof kauft. Der Bauer ist nicht von Zwischenhändlern abhängig, bekommt anständige Preise, und man kann ihn sogar besuchen, wenn man will.

Nur ist in dem Fall der Bauer nicht in Lisdorf oder im St. Wendeler Land. Mein Bauer ist ein Spanier. Und er baut irgendwo in Valencia Bio-Aprikosen an und schickt sie per Post. Nun muss man wissen, dass Aprikosen zu meinen absoluten Lieblingsfrüchten gehören. So hab’ ich mich einfach mal getraut und auf „Kaufen“ geklickt.

Und ich muss sagen: Dieses erste Mal hat sich aber so was von gelohnt. Vor ein paar Tagen kam ein großes Paket zuhause an. Fünf Kilo Aprikosen – man kann beim Crowdfarming natürlich nicht hundertgrammweise bestellen. Hach, was waren das für Früchtchen. Saftig, süß, fast noch sonnenwarm. „Da machen wir Marmelade draus“, erklärte ich dem beim Anblick des einschüchternden Aprikosen-Bergs doch etwas erschütterten Hausherrn. Wer könnte schließlich so viele Aprikosen essen? Dachten wir. Was soll ich sagen: Man kann. Und sogar ohne Bauchweh. Ich fürchte, ich muss meinem Bauern schreiben. Ich brauche ein zweites Mal.

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