Hilfe für Krebskranke Kleinblittersdorfer hilft Krebskranken

Burbach/Kleinblittersdorf · Ludwig Kiefer weiß aus eigener Not, wie schlecht es einem geht, wenn man mit einer Schockdiagnose konfrontiert wird.

 Ludwig Kiefer erfuhr am eigenen Leib, wie schwer es ein Krebskranker in der Gesellschaft hat, und hilft nun mit einem Verein anderen Kranken.

Ludwig Kiefer erfuhr am eigenen Leib, wie schwer es ein Krebskranker in der Gesellschaft hat, und hilft nun mit einem Verein anderen Kranken.

Foto: Heiko Lehmann

Es ist Sonntagnachmittag, Ludwig Kiefer aus Kleinblittersdorf ist auf dem Weg nach Burbach. Dort trifft er sich mit einer Frau aus Überherrn bei einer Autowerkstatt. „Wir lassen das Auto der Frau reparieren, da sie es sich nicht leisten“, sagt der 49-Jährige und erzählt weiter. „Die Frau ist an Krebs erkrankt, hat zwei Kinder und muss von Hartz IV leben. Zudem wurde sie aus ihrer Wohnung geklagt. Wir haben ihr eine neue Wohnung besorgt und ihr gezeigt, wie sie an das Geld kommt, das ihr zusteht.“

Mit „Wir“ meint Ludwig Kiefer den Hilfeverein zur Unterstützung Krebskranker (HVUK), den er selber vor sechs Jahren gegründet hat. Die Geschichte dahinter ist bewegend. Vor 15 Jahren erkrankte der gelernte Orthopädie-Mechaniker und leidenschaftliche Fußballer an Schilddrüsenkrebs. „Das war natürlich ein harter Schicksalsschlag. Ich konnte meinen Beruf nicht mehr ausüben und auch sehr lange nicht mehr Fußball spielen“, blickt der Kleinblittersdorfer zurück. Das Schlimmste stand ihm aber noch bevor. Er wusste nicht, welches Geld ihm zusteht und an wen er sich überhaupt wenden soll. „Du fühlst dich in solchen Situationen komplett allein gelassen auf der Welt. Keiner hilft dir. Ich bin nach einer Chemotherapie-Behandlung zum Arbeitsamt und habe dort zwei Stunden gesessen, bevor mir gesagt wurde, dass man mir ohne die nötigen Unterlagen gar nicht weiter helfen könne. Ich war am Ende und kurz davor, mich einfach vor einen Zug zu werfen“, erzählt Ludwig Kiefer.

Doch der Hobby-Fußballer, der schon bei vielen Vereinen an der Oberen Saar kickte, zeigte Kämpferherz. Er arbeitete sich über Jahre voll in das Thema hinein, lernte alle Tricks und Tücken des Systems kennen und knüpfte Kontakte zu einflussreichen Menschen. „Mir sind damals in zehn Jahren etwa 30 000 Euro verloren gegangen, da ich einfach nicht wusste, was mir zusteht. Das ist fehlendes Geld, dass dir in Notsituationen doppelt und dreifach wehtut“, sagt der 49-Jährige und gibt ein Beispiel. „Zwei Frauen sind krank, arbeitslos, haben je zwei Kinder und sind alleinerziehend – also zwei Frauen mit absolut der gleichen Ausgangssituation. Am Monatsanfang bekommt die eine Frau aber 200 Euro mehr als die andere. Und das nur, weil sie vielleicht den besseren Sozialberater hat oder mehr weiß. Das ist ein Unding, dass es so etwas in Deutschland gibt“, sagt der HVUK-Vorsitzende.

Mit seinem Verein hilft er seit sechs Jahren genau den Menschen, die, wie er damals, nach einer Krebserkrankung orientierungslos sind und sich in der deutscher Bürokratie nicht mehr zurechtfinden. „Es geht schon damit los, dass du je nach Krebserkrankung Anrecht auf einen Behindertenausweis hast und du damit schon 70 Euro im Monat mehr bekommst“, sagt der 49-Jährige. Da er Gott und die Welt kennt, bekommt er auch große Unterstützung. Die A-Jugend und B-Jugend des Fußballvereins SV Elversberg halfen dem Verein schon bei Wohnungsumzügen von vielen kranken Menschen.

Der HVUK organisiert auch einmal im Jahr ein großes Fußballturnier und wollte in diesem Jahr sogar groß vor dem Saarbrücker Staatstheater feiern. Durch die Corona-Krise fällt aber alles, flach und dem Verein fehlen daher nun die Einnahmen. „Uns haben schon viele Unternehmen Geld gespendet, da sie wissen, dass wir in diesem Jahr keine Veranstaltungen durchführen können. Dafür sind wir sehr dankbar. Von der Politik bekamen wir noch nichts, aber vielleicht ändert sich das ja noch“, sagt Ludwig Kiefer, bevor er die kranke Frau zurück nach Überherrn fährt und sich dann um das nächste Hilfsprojekt seines Vereins kümmert.

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