Land stellt Pläne für „dritte Etappe“ vor Frankreich-Strategie setzt auf Digitalisierung

Saarbrücken · In der dritten Phase will Europaminister Strobel die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen dem Saarland und der Region Grand Est ausbauen. Doch auch die Bürger sollen im Alltag etwas davon haben.

  Die Beflaggung am Blieskasteler Rathaus zeigt die Europafahne, die französische und deutsche Flagge. An der Ausgestaltung der Freundschaft in der Grenzregion arbeiten die Politiker gerade.

Die Beflaggung am Blieskasteler Rathaus zeigt die Europafahne, die französische und deutsche Flagge. An der Ausgestaltung der Freundschaft in der Grenzregion arbeiten die Politiker gerade.

Foto: Uwe Brengel

Im vergangenen Herbst hatte die saarländische Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) ihre Zweifel an dem Ziel der Frankreich-Strategie geäußert, bis 2043 aus dem Saarland eine zwei- beziehungsweise mehrsprachige Region zu machen. Europaminister Peter Strobel (CDU) sieht seinerseits die Umsetzung des langfristig angelegten Projektes auf einem guten Weg. Gestern stellte er die Eckpunkte der dritten Etappe vor, die bis 2022 erreicht werden sollen.

Ein großes Ziel in dieser nächsten Periode ist die Schaffung eines deutsch-französischen Instituts für Künstliche Intelligenz (KI) und Cybersicherheit im Sinne des Aachener Vertrags. Erste Kontakte dafür seien schon geknüpft. Laut Strobel gebe es bereits einen Austausch zwischen dem Saarland, der Region Ile-de-France (Paris) und der in Paris angesiedelten sogenannten „Station F“ – einem der europaweiten größten Gründerzentren für Start-ups. Das französische Innenministerium habe auch seine Unterstützung für das Technologiepark-Projekt zugesagt, so Strobel. Ob das binationale KI-Zentrum tatsächlich ins Saarland kommt, steht aber noch nicht fest, denn es gibt auch andere Bewerber, die als Standort in Frage kommen, zum Beispiel in Baden-Württemberg. Gerade im Wettbewerb der Bundesländer sei es wichtig, an die Strategie festzuhalten, sagte der Europaminister. „Die Umsetzung der Frankreichstrategie ist mittlerweile zu einem zentralen Wettbewerbsvorteil für das Saarland geworden“, so Strobel.

In den kommenden zwei Jahren soll die wirtschaftliche Dimension der Strategie verstärkt werden. Saaris soll seine Aktivitäten Richtung Frankreich ausbauen. Klein- und Mittlere Unternehmen, insbesondere in zukunftträchtigeren Branchen wie die Logistik und die E-Medizin, die ins Nachbarland investieren wollen, sollen intensiver betreut werden.

Auch wenn der Schwerpunkt dieser neuen Phase der Frankreich-Strategie auf dem Ausbau der wirtschaftlichen Beziehungen liegt, soll diese nicht nur Unternehmen, sondern auch jedem Einzelnen im Saarland nutzen, so Strobel. Ein gutes Beispiel dafür sei das Projekt Mosar, das Menschen in einem Notfall den Zugang zum nächsten und am besten geeigneten Krankenhaus ermöglicht – und zwar unabhängig davon ob in Lothringen oder im Saarland. Das Abkommen betrifft den Regionalverband Saarbrücken, das Mandelbachtal, die Gemeinde Gersheim sowie den Großraum Forbach und Saargemünd. Es soll schrittweise ausgebaut werden. Weiterer Schwerpunkt ist die Mobilität. Durch den gemeinsamen Ankauf von 30 Zügen durch das Saarland, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und die Region Grand Est werden Wege innerhalb der Grenzregion schnell zurückgelegt, zum Beispiel dank mehr Direktverbindungen zwischen Saarbrücken und Metz.

Entscheidend für eine erfolgreiche Umsetzung der Frankreich-Strategie bleibt nach wie vor die Sprachförderung im Schulsystem. Rund die Hälfte der Kitas hierzulande bieten bereits ein zweisprachiges Konzept an, damit liegt das Saarland weit vor anderen „Grenz“-ländern wie Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg. An allen saarländischen Grundschulen wird Französisch ab der dritten Klasse unterrichtet, in 44 von 161 Grundschulen ab der ersten Klasse. Bis 2022 soll „der Spracherwerb in der Grundschule ausgebaut werden“, heißt es in der Leitlinie „Feuille de route 3“. „Wenn Französisch möglichst früh erlernt wird, dann können anschließend Englisch und weitere Sprachen dazukommen und damit echte Mehrsprachigkeit erreicht werden“, meinte Strobel. Wie entsprechende Konzepte oder neue Lehrerstellen finanziert werden sollen, präzisierte Strobel gestern nicht. „Es gibt keine Strategie zum Nulltarif“, sagte er. Auf genaue Zahlen wollte er sich aber nicht festlegen. Konzepte, um die Mehrsprachigkeit zu fördern würden geprüft, beziffert und in den Haushaltsberatungen der Landesregierung beraten werden.

Die Förderung der Mehrsprachigkeit im Saarland ist auch das Thema einer öffentlichen Fachtagung, die heute im VHS-Zentrum in Saarbrücken stattfindet. Diese wird vom Lehrstuhl für Romanistik an der Saar-Uni, vom Landesinstitut für Pädagogik und Medien (LPM) sowie vom Sprachenrat Saar organisiert. Dieser forderte vom Bildungsministerium konkrete Entwicklungsperspektiven zu nennen, anstatt nur auf die bereits erreichten Ziele hinzuweisen.

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