Sprachwissenschaftler appelliert an Saar-Politik „Frankreich-Strategie braucht Engagement und Optimismus“

Frankfurt/Oder · Als nicht zielführend und entmutigend hat der saarländische Sprachwissenschaftler Philipp Krämer, der an der Universität in Frankfurt (Oder) lehrt, die Kritik von Saar-Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) sowie der parlamentarischen Geschäftsführerin der SPD-Landtagsfraktion, Petra Berg, bezeichnet.

Sprachwissenschaftler Philipp Krämer    Foto: Krämer

Sprachwissenschaftler Philipp Krämer Foto: Krämer

Foto: Philipp Krämer

Diese hatten sich skeptisch gezeigt, ob das Ziel der Frankreich-Strategie, innerhalb einer Generation das Land mehrsprachig zu machen, realistisch sei. „Die Frage ob „Mehrsprachigkeit realistisch erreichbar ist“, ist irreführend“, findet Krämer. Die Skepsis beruhe auf einem Irrtum: „Es gibt keinen festgelegten Punkt, an dem Mehrsprachigkeit als ‚erreicht‘ gelten kann. Menschen können auf verschiedenste Weise mehrsprachig sein und es gibt dafür kein absolutes Maß. Demnach lässt sich auch nicht überprüfen, ob das Ziel realistisch oder vollendet ist“, sagt Krämer. Dabei gerate die Frage aus dem Blick, wie die konkreten Ziele der Frankreich-Strategie erreicht werden sollen. „Einzelne Komponenten der Strategie können sehr wohl bemessen und beurteilt werden; es können Vor- und Nachteile und etwaige Bedenken sachlich abgewogen werden“, so Krämer. Hier müsse die Landesregierung ansetzen, um ein zielgerichtetes Bild der Frankreich-Strategie zu zeichnen. Dazu brauche es neue Vorschläge mit klaren Zielmarken für die Bildung und weitere Bereiche der Sprachpolitik.

2017 hätten sich die Saarländer mehr Beteiligung an der Gestaltung der Frankreich-Strategie gewünscht, woraufhin die Landesregierung angekündigt hatte, stärker den Dialog zu suchen. Doch eine breite gesellschaftliche Debatte über einzelne, konkrete Vorhaben im Rahmen der Frankreich-Strategie bleibe weiterhin aus. Die jetzt aufgeflammte Frage der generellen Realisierbarkeit bleibe erneut hinter dem Diskussionsbedarf zur Sachpolitik im Rahmen der Frankreich-Strategie zurück. „Stattdessen wiederholen sich verkürzte Argumente etwa zur Rolle des Englischen oder zum Deutschen in Lothringen“, sagt Krämer.

Die Forderung der SPD und der Opposition, dass die Frankreich-Strategie nur mit der nötigen Finanzierung umsetzbar sei, teilt der Sprachwissenschaftler. Finanzminister Peter Strobel und Ministerpräsident Tobias Hans (beide CDU) seien hier bislang zu passiv. „Auch von Seiten der CDU ist ein verstärktes Engagement notwendig, damit die Frankreich-Strategie als parteienübergreifendes Projekt und als langfristiges Ziel der gesamten saarländischen Gesellschaft erfolgreich sein kann“, resümiert Krämer. Er ruft alle Beteiligten auf, „weiter mit Schwung und Optimismus an der Strategie zu arbeiten“.

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