Rotes Kreuz in der Pfalz will saarländisches Erfolgsmodell kopieren

Dudweiler. Pflegende Angehörige kennen es: Irgendwann wächst einem die Pflege eines demenzkranken Menschen über den Kopf, Depression und Schlaflosigkeit können die Folge sein. Ein wenig Erleichterung im Pflegestress bietet das Café Vergissmeinnicht. Es ist eine Einrichtung des Deutschen Roten Kreuzes im Saarland

Dudweiler. Pflegende Angehörige kennen es: Irgendwann wächst einem die Pflege eines demenzkranken Menschen über den Kopf, Depression und Schlaflosigkeit können die Folge sein. Ein wenig Erleichterung im Pflegestress bietet das Café Vergissmeinnicht. Es ist eine Einrichtung des Deutschen Roten Kreuzes im Saarland. Hier werden demenzkranke Menschen ein- oder zweimal in der Woche für zwei bis drei Stunden von ehrenamtlichen Helfern unter Anleitung einer Pflegefachkraft betreut. Die Helfer singen, spielen, tanzen mit den demenzkranken Menschen oder reden mit ihnen bei einer Tasse Kaffee über die "gute alte Zeit". Das bringt den Angehörigen Zeit, in Ruhe einen Einkaufsbummel zu machen, Bekannte zu besuchen, in einem Café zu sitzen oder einfach mal nur auszuspannen. Im Saarland gibt es mittlerweile 15 Café Vergissmeinnicht. Betreiber ist der DRK-Landesverband in Zusammenarbeit mit seinen Kreisverbänden. Eines der 15 Cafés ist im DRK-Sozialzentrum in der Theodor-Storm-Straße in Dudweiler. Es öffnete im Oktober 2008. Am Dienstag schauten sich Vertreter von drei DRK-Kreisverbänden aus Rheinland-Pfalz (Landstuhl, Neustadt und Ludwigshafen-Stadt) die Einrichtung ein. Die saarländische DRK-Vizepräsidentin Margarethe Schäfer-Wolf empfing die Gäste in Saarbrücken und stellte ihnen die Konzeption vor. In Dudweiler zeigte Martin Erbelding (Foto: Becker & Bredel), Leiter der Stabsstelle Projektentwicklung und Pressesprecher des Landesverbandes, den Pfälzern das Café. Der Name Vergissmeinnicht sei Programm. Die Blume stehe symbolisch für Erinnerung und Beständigkeit, so Erbelding. Mit dem Namen solle deutlich gemacht werden, dass die Nöte pflegender Angehöriger, auf denen die Hauptlast der Betreuung liege, nicht vergessen werden. Aber der Name habe noch eine weitere Bedeutung. "Demenzkranke Menschen vergessen im Laufe der Erkrankung oft Teile der eigenen Lebensgeschichte. Entsprechende Angebote können dazu beitragen, die Persönlichkeit des erkrankten Menschen zu stabilisieren und damit auch länger zu erhalten." Im Saarland seien die Cafés zu einer Erfolgsgeschichte geworden, stellte Erbelding erfreut fest. Der Bundesverband habe über die Einrichtungen im Saarland sogar einen Werbefilm gedreht. Thema: Ein positives Beispiel für praxisorientierte Hilfe für demenzkranke Menschen. Wie Erbelding erklärte, wollen die Kollegen aus Rheinland-Pfalz in ihren Kreisverbänden solche Cafés nach dem saarländischen Vorbild einrichten. ll

HintergrundIm Regionalverband unterhält der DRK-Landesverband zwei Café Vergissmeinnicht: in Dudweiler sowie im Wichern-Haus in Saarbrücken-St. Johann. Nach Angaben von Martin Erbelding, dem Leiter der Stabsstelle Projektentwicklung, kommen in die Cafés einmal in der Woche zwischen acht und 20 demenzkranke Menschen. Die Gruppen werden von ehrenamtlichen Helfern unter Anleitung einer Fachkraft für etwa zwei Stunden betreut. Alle Cafés sind von den Landkreisen und dem Regionalverband als Angebot nach den Förderrichtlinien der Altenhilfe anerkannt. Das bedeutet: Die Teilnahmegebühr von vier Euro pro Stunde kann mit den Pflegekassen abgerechnet werden. ll

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