Lebensretter reagieren mit "Unverständnis und Schrecken"

Dudweiler. Nicht nur das Dudweiler Freibad, sondern auch das Lehrschwimmbecken der Grundschule Albert Schweitzer im Süden des Stadtbezirks soll nach den Vorstellungen der Chefetage im Saarbrücker Rathaus geschlossen werden (SZ vom 9. und 10. Februar). Sparen lautet die Devise, und so schreckt die Verwaltungsspitze auch vor höchst unpopulären Einschnitten nicht zurück

 Kinder beim Aquajogging im Lehrschwimmbecken der Albert-Schweitzer-Schule in Dudweiler. Foto: Iris Maurer

Kinder beim Aquajogging im Lehrschwimmbecken der Albert-Schweitzer-Schule in Dudweiler. Foto: Iris Maurer

Dudweiler. Nicht nur das Dudweiler Freibad, sondern auch das Lehrschwimmbecken der Grundschule Albert Schweitzer im Süden des Stadtbezirks soll nach den Vorstellungen der Chefetage im Saarbrücker Rathaus geschlossen werden (SZ vom 9. und 10. Februar). Sparen lautet die Devise, und so schreckt die Verwaltungsspitze auch vor höchst unpopulären Einschnitten nicht zurück. Ab dem Jahr 2011 verspricht sich die Stadt jährliche Einsparungen von rund 100 000 Euro, wie aus der entsprechenden Sparliste hervorgeht. "Mit Unverständnis und Schrecken" hat die beiden Ankündigungen die Ortsgruppe Dudweiler der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) vernommen: "Gerade die Tatsache, dass einem Lehrschwimmbecken anscheinend keinerlei Bedeutung beigemessen wird", ist für Thomas Joachim, den Technischen Leiter der Ortsgruppe, nicht nachvollziehbar: "Allein die DLRG Dudweiler bringt jährlich über 100 Kindern in diesem Becken das Schwimmen bei. Aufgrund der enormen Nachfrage bilden wir bereits jede Woche in fünf Kursen Schwimmer aus und müssen dennoch Eltern immer wieder vertrösten, da unsere Kurse vollkommen ausgelastet sind." In einem anderen Becken wie zum Beispiel dem Nichtschwimmerbereich eines öffentlichen Hallenbades, so Thomas Joachim weiter, wäre eine solche Ausbildungsdichte weder zeitlich noch sicherheitstechnisch realisierbar: "Das würde unsere Kapazitäten mindestens halbieren."Überdies, so die DLRG-Ortsgruppe, wären bei Schließung des Lehrschwimmbeckens innovative Projekte wie beispielsweise die Aquajogginggruppe des Kindergartens Dietrich-Bonhoeffer-Haus trotz großer Begeisterung der teilnehmenden Kinder zum Scheitern verurteilt.Thomas Joachim: "Wassersicherheit wird nicht durch die Abschaffung von Wasserflächen gewährleistet, sondern nur durch fundierte Ausbildung."Einem, dem nachgerade das Herz blutet, wenn er die neuesten Schlagzeilen liest, ist Jürgen Crauser (Foto: Cordier). Der heute 74-Jährige war von 1965 bis 1998, also 33 Jahre lang, Lehrer an der Albert-Schweitzer-Schule, zuletzt war er der Leiter der Einrichtung. Der heutige Pensionär, der unter anderem das Fach Sport unterrichtete, erinnert sich, dass in Zeiten starker Jahrgänge jährlich 100 Kinder im ersten Schuljahr das Schwimmen in dem kleinen Hallenbad erlernten: "Kein Kind", sagt Crauser, "hat die Schule verlassen, ohne schwimmen zu können." Und noch eine sehr bemerkenswerte Geschichte: "60 Prozent dieser Kinder, die in der Albert-Schweitzer-Schule Schwimmen lernten, wurden zu Rettungsschwimmern ausgebildet." Crauser durfte DLRG-Prüfungen abnehmen, weil er hierzu die Befähigung hatte. Im April 1961 wurde die Grundschule eingeweiht, und so lange existiert das Lehrschwimmbecken. In den 1980er-Jahren, sagt Jürgen Crauser, sei die Technik für viel Geld erneuert worden. Im Keller wurde das überlaufende Wasser aufbereitet, wo es in früheren Jahren einfach nur ablief: "Somit verfügt das Becken über die gleiche Technik, wie sie das Dudweiler Freibad vorzuweisen hat." Crauser gibt auch zu bedenken, dass die Albert-Schweitzer-Schule "das Eldorado der DLRG" sei. Kinder ab dem dritten Lebensjahr würden hier unterrichtet. Crauser betont auch, dass ihm Bezirksbürgermeister Walter Rodermann in der SZ aus dem Herzen gesprochen habe, indem er sagte, dass es in Dudweiler keine Kinder gebe, "die in der Karibik schwimmen lernen".

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