Homburger Malerin Inge Faralisch-Schäfer im Portrait Kunst schaffen im gedankenfreien Raum

Homburg · Die Homburger Malerin Inge Faralisch-Schäfer hat Yoga und Meditation fest in ihre Arbeit integriert. Die Lehrerin lebte jahrelang in Chile. Ein Portrait.

 Malerin Inge Faralisch-Schäfer mag es in vielen ihrer Bilder gerne farbenfroh.

Malerin Inge Faralisch-Schäfer mag es in vielen ihrer Bilder gerne farbenfroh.

Foto: Sebastian Dingler

Malerin Inge Faralisch-Schäfer ist in Homburg geboren und aufgewachsen. Sie hat drei erwachsene Töchter und fünf Enkelinnen. In ihrer Jugend hätte sie lieber Kunst oder Architektur studiert, doch es kam anders. Sie wird Lehrerin. Dieser Beruf ermöglicht ihr zumindest den Traum, ins Ausland zu gehen.

Von 1978 bis 1983 unterrichtet Faralisch-Schäfer Kunst in der Deutschen Schule in Genf. Auch ihr Mann Bernd Schäfer, manchem noch als Spieler des FC Homburg bekannt, ist dort als Lehrer tätig. Sie nimmt Unterricht am Centre de Gravure und bei dem Schweizer Maler Jean-Claude Prêtre. „Davon habe ich viel profitiert“, sagt sie. Sie erstellt erst Zeichnungen mit Feder, Bleistift und Fineliner, dann auch in Farbe: Gouache auf Aquarellpapier. In Genf wird auch die dritte Tochter geboren. Wieder zurück im Saarland, arbeitet sie erst in Ensheim und dann an der Hohenburgschule. „Das war eine sehr anstrengende Zeit für mich, da kam ich kaum zum Malen.“ Einen Ausgleich findet sie in Yoga und Meditation, sie liest Hesse und viel östliche Literatur.

Ende der Achtzigerjahre findet sie wieder mehr zur Malerei. Da wagt sie es auch, ihre Bilder zum ersten Mal auszustellen, zunächst in einem Berliner Café, dann in Altstadt in der Galerie am Turm. „Ich musste erst mal den Mut haben, meine Bilder zu zeigen und zu verkaufen. Vor allem mich von ihnen zu trennen!“ Schon in der Genfer Zeit liest sie die Bücher von Carlos Castaneda über dessen spirituelle Begegnungen mit dem Schamanen Don Juan. Dadurch keimt in ihr der Wunsch auf, nach Südamerika zu gehen, der Heimat des Schamanismus.

1994 ist es soweit, Faralisch-Schäfer wandert zusammen mit den beiden jüngeren Töchtern (die älteste studiert da schon in Köln) nach Santiago de Chile aus, ihr Mann wird dort Leiter des Gymnasiums, seine Frau arbeitet in der dortigen Grundschule. Faralisch-Schäfer genießt das Fremdsein und unternimmt in den Ferien ausgiebige Reisen durch Lateinamerika. „In Santiago hatten wir, wie auch in Genf, ein sehr großes Haus, da war viel Platz für Bilder.“

Sie beginnt mit Öl- und Acrylmalerei auf größeren Leinwänden und stellt ihre Arbeiten 2001 im Atelier du Parc aus. Gerne wäre sie noch länger geblieben, wenn auch nicht für immer. Nach acht Jahren muss jedoch Schluss sein, so sind die Bestimmungen. Als die Malerin kurz vor der Coronakrise noch einmal mit ihrem Mann Chile besucht, ist sie enttäuscht. „Das war sehr heftig, wir haben eine sehr veränderte Welt angetroffen. Es gab große Unruhen, die Menschen waren sehr unzufrieden mit ihren Lebensumständen. Geschäfte waren mit Eisenplatten verriegelt, alte Kolonialbauten und kleine Parks mussten Hochhäusern weichen.“

Nach der Rückkehr nach Deutschland 2002 arbeitet Faralisch-Schäfer in Einöd an der Grundschule. Sie malt weiter, zeigt ihre Arbeiten aber erst 2007 im Forum Homburg, dann 2009 im Museum Ludwig in Saarlouis und in Berlin in der Remise. In den letzten Jahren stellt sie häufiger aus: in der Galerie Beck in Schwarzenacker, in Philippsburg, Salzburg, Luxemburg, Freiburg, Berlin und Paris. Die letzte Ausstellung findet im August im Arthouse Neunkirchen zusammen mit Jürgen Trösch und drei anderen Künstlern statt.

Knallig-bunt können ihre Bilder sein wie etwa das großformatige „Ge- und Beflügelte“, das bei ihr zu Hause hängt und das Verliebtsein einer jungen Frau in Gelb-, Orange- und Blautönen einfängt. Sie malt die Serien „Mystica“, „Blütenschimmer“, „Swantasy“ und „Entre Paris et Berlin“. Es interessiert sie aber auch das Kleine, Versteckte, Schemenhafte: Bilder, „bei denen man in die Kindheit eintaucht“, wie sie sagt. Sie erstellt Collagen, oft mit Fotografien, die sie mit Stiften bearbeitet, wieder fotografiert und ausdruckt und so weiter. „Manchmal sind es viele Vorgänge, bis ich damit zufrieden bin.“

 Es gibt aber auch melancholischere Bilder wie dieses „Heimkehr?“ betitelte Werk.

Es gibt aber auch melancholischere Bilder wie dieses „Heimkehr?“ betitelte Werk.

Foto: Sebastian Dingler
 Manche ihrer Bilder zeigen das Versteckte, das Schemenhafte und das Mystische.

Manche ihrer Bilder zeigen das Versteckte, das Schemenhafte und das Mystische.

Foto: Sebastian Dingler

Wichtig ist ihr beim kreativen Schaffen der Zustand des „no mind“, gemeint ist der gedankenfreie Raum. Yoga, Meditation und Tai Chi sind in ihren Alltag integriert. Seit einem Jahr fertigt sie kleinere Arbeiten an für ihre „Kunst aus dem Koffer“. Diese entstehen zum großen Teil abends: „Mein Mann und ich sitzen dann am Ofen und hören Hörbücher, dabei verfolge ich ‚absichtsloses Malen’.“ Die Koffer, aber auch Bilder sind derzeit an verschiedenen Stellen in Homburg, Saarbrücken, Blieskastel zu sehen und zu erwerben. Von dem Erlös gehen 30 Prozent an soziale oder medizinische Einrichtungen. „Ich möchte, dass meine Bilder gesehen werden und neue Besitzer finden.“

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