Diesen Mann hat es nach Berlin verschlagen Vom Bliesgau in die deutsche Hauptstadt

Rubenheim/Berlin · Der Rubenheimer Michael Schlick ist Pressesprecher der Linksfraktion im Deutschen Bundestag.

 Der Pressesprecher der Linksfraktion im Deutschen Bundestag, Michael Schlick, bei einem früheren Besuch in seiner Heimat Rubenheim mit Abstecher zum Rohrental-Weiher.

Der Pressesprecher der Linksfraktion im Deutschen Bundestag, Michael Schlick, bei einem früheren Besuch in seiner Heimat Rubenheim mit Abstecher zum Rohrental-Weiher.

Foto: Wolfgang Degott

69 Abgeordnete mit ihren Vorsitzenden Dietmar Bartsch und Amira Mohamed Ali an der Spitze umfasst die Linksfraktion im Deutschen Bundestag. Dass sie nicht im Schatten sondern im Licht der Medien steht, dafür ist ihr Sprecher Michael Schlick mit seinem Team verantwortlich. Der 57-jährige gebürtige Rubenheimer arbeitet seit 13 Jahren im Fokus der deutschen Politik. Es ist seine bisher letzte Station eines bewegenden Lebens, das sich hauptsächliche in und um den Journalismus gedreht hat.

Nach der Grundschule im heimischen Bliesgau und dem Besuch des Von-der-Leyen Gymnasiums in Blieskastel bis zum mittleren Bildungsabschluss wurde er auf der Grube Warndt zum Bergmechaniker ausgebildet. Parallel dazu holte er im Abendgymnasium sein Abitur nach. Schon damals schlug er die Brücke zur Saarbrücker Zeitung, lieferte als freier Mitarbeiter Berichte und Meldungen an die Blieskasteler Redaktion. Die Erfahrungen bewogen ihn auch dazu sich in dem Metier stärker zu positionieren. Er studierte in Münster Publizistik mit den Nebenfächern osteuropäische Politik und Politikwissenschaften. Nach dem Magisterabschluss trat er eine Volontärsstelle bei der Lausitzer Rundschau in Cottbus an. Danach ging‘s zur Sächsischen Zeitung in Weißwasser, wo er von 1999 bis 2002 die Lokalredaktion leitete.

Mit einer neuen Herausforderung, Sprecher und persönlicher Referent der damals frisch gebackenen parteilosen Cottbuser Oberbürgermeisterin Karin Rätzel, wechselte er für viereinhalb Jahren die Seite, fütterte fortan die journalistische Zunft mit Informationen. Mehr oder weniger zufällig, über die Cottbuser Stadtratsfraktion, kam der Kontakt zur damaligen PDS zustande. Nach seinem Vorstellungsgespräch bei den damaligen Fraktionsvorsitzenden Oskar Lafontaine und Gregor Gysi, folgte er 2007 dem Ruf in den Deutschen Bundestag. Dort wurde Michael Schick am 15. März 2007 als stellvertretender Pressesprecher der Linksfraktion hinter Hendrik Thalheim vorgestellt.

Damals veröffentlichte die Fraktion folgende Meldung: „Die neue Tätigkeit sieht Michael Schlick, der einst in einer saarländischen Kohlengrube als Bergarbeiter begann, als die größte Herausforderung seines bisherigen Berufslebens an. Im komplexen Tunnelsystem des Bundestages wird ihm sein bergmännischer Orientierungssinn sicherlich ebenso von Nutzen sein wie in den politischen Verästelungen über Tage.“ In seine jetzige Position wechselte er vor fünf Jahren, als Dietmar Bartsch und Sahra Wagenknecht die Abgeordneten führten.

Schlick, der vor seinem Engagement bei der Linken nie einer Partei angehörte, füllt seine anspruchsvolle Leitungsfunktion voll aus. Es macht ihm immer noch riesigen Spaß. Zu seinen Aufgaben gehören insbesondere die interne und externe Kommunikation der Fraktion. Ob früh morgens schon der Check der Pressemeldungen in den Zeitungen oder dann auch später der Kontakt beispielsweise mit dem ARD-Hauptstadtstudio, aber auch den großen Zeitungsredaktionen. Mit seinen Mitarbeitern fördert er den Dialog mit den Medienvertretern, ist aber auch Ansprechpartner für die strategische Beratung der Fraktionsspitze und der Abgeordneten in Fragen der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Auch werden Pressegespräche und -konferenzen organisiert und durchgeführt, wozu auch innerhalb des weit reichenden Politikspektrums Medienmitteilungen verfasst und herausgegeben werden.

Eines der herausragenden Ereignisse in diesem Lebensabschnitt sei 2011 das Zusammentreffen mit dem letzten Generalsekretär der KPdSU und des ersten und einzigen Präsidenten der Sowjetunion Michail Gorbatschow am Rande einer Diskussionsveranstaltung mit Sahra Wagenknecht gewesen. Neben seinem wöchentlichen 50-Stunden-Job sucht er immer wieder den Kontakt in die Heimat. „Ich weiß wo ich herkomme. Auch wohnen meine Eltern noch in Rubenheim“, sagt Schlick, der so oft wie es sein Terminkalender erlaubt nach „Kleintirol“ kommt.

 Besonders stolz ist Schlick darauf, dass er 2014 gemeinsam mit dem Abgeordneten Wolfgang Gehrcke und Andrej Hunko in einer Spendenaktion binnen vier Wochen rund 160 000 Euro für ein Kinderkrankenhaus im ostukrainischen Donezk zusammen getragen hat. Mit dem Geld wurden Medikamente gekauft, die er zusammen mit seinen Mitstreitern persönlich im Krankenhaus abgegeben hat – gegen den Willen der Kiewer Regierung und des deutschen Außenministeriums. „Kindern zu helfen ist zehnmal wichtiger als jede Politik“, meint er.

In der momentanen Corona-Krisenzeit arbeite er unter extrem schwierigen Bedingungen, zumeist im Home-Office. „Der Bundestag ist gespenstisch leer“, so Schlick, der es als wichtige Aufgabe der Opposition ansieht „jetzt zu kontrollieren, dass die Grundrechte nicht eingeschränkt werden“. Sein Fazit: „So etwas habe ich noch nicht erlebt.“

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