Laien helfen in der katholischen Seelsorge Eine Begleiterin in den letzten Stunden

Niedergailbach · Johanna Rauch aus Niedergailbach ist erste Leiterin der Feier des Sterbesegens in der Pfarrei Heilig Kreuz Gersheim.

 Johanna Rauch, erste Leiterin der Feier des Sterbesegens in der Pfarrei Heilig Kreuz Gersheim, bereitet sich in ihrer Wohnung in Niedergailbach auf ihre Aufgabe vor.

Johanna Rauch, erste Leiterin der Feier des Sterbesegens in der Pfarrei Heilig Kreuz Gersheim, bereitet sich in ihrer Wohnung in Niedergailbach auf ihre Aufgabe vor.

Foto: Wolfgang Degott

Seit vielen Jahren ist die 72-jährige Niedergailbacherin Johanna Rauch in ihrer Pfarrei aktiv. Sie ist Wortgottesleiterin und führt die örtliche katholische Frauengemeinschaft. Seit zwei Jahren leitet sie abwechselnd mit dem Pastoralreferenten Klaus Scheunig auch Wortgottesdienste in der DRK-Seniorenresidenz Gersheim. Dieses Engagement hat sie auch auf Anregung Scheunigs dazu gebracht, einen einjährigen Kurs zur Ausbildung einer ehrenamtlichen Leiterin der Feier des Sterbesegens im Homburger Kardinal-Wendel-Haus zu absolvieren.

Nach dem erfolgreichen Abschluss überreichte ihr Pfarrer Krystian Scheliga während eines Festgottesdiensts in der St. Alban-Kirche von Gersheim die entsprechende Beauftragungs-Urkunde des Speyerer Bischofs. Rauch ist damit die erste innerhalb der Bliestalpfarrei und eine der ersten im Bistum. Scheunig dankte ihr, dass sie bereit war den Dienst anzunehmen, vom Tod gezeichnete Menschen zu begleiten. Dies sei keine einfache, aber eine sehr wertvolle Aufgabe, die von alters her zum Kern der Seelsorge gehört.

Johanna Rauch, die selbst schon ihre Eltern, ihren Ehemann, aber auch ihre Schwester in deren letzten Stunden begleitet hatte, berichtete von einem ihr Leben prägenden und für ihre neue Aufgabe motivierendes Erlebnis: Das Sterben ihrer Großmutter. Als Elfjährige wurde sie zuhause erstmals mit dem Sterben konfrontiert. Noch lebhaft erinnere sie sich daran, wie sie am Bett der Oma saß, sie streichelte und auf ganz natürliche Weise von ihr Abschied nahm. Jetzt möchte sie anderen helfen den Tod anzunehmen. Mit dem Segen erteile sie den Sterbenden die Zusage Jesu und gebe ihnen mit auf den Weg: „Ich gehe zum Vater, um euch eine Wohnung zu bereiten“.

Da Menschen unterschiedlich sind, gestalte sich auch der Sterbeprozess ganz individuell. Berücksichtigt wird dabei vor allem der Umstand, dass durch die veränderten familiären Strukturen Sterben nur noch selten erlebt wird. Unterschiedliche spirituelle und religiöse Auffassungen werden im vorbereitenden Gespräch aber auch während dem Ablauf der Segensfeier angesprochen und berücksichtigt. Der Sterbesegen selbst ist eine Form, wie der Übergang in Familien, im Kreis der Angehörigen und Freunden würdig und bewusst gestaltet werden könne. Er ist somit auch ein wertvoller Schritt auf dem Weg des Loslassens und der Trauer. Da Sterben und Tod oftmals aus dem persönlichen oder gesellschaftlichen Leben eher verdrängt werde, sei es umso wichtiger, das Rätsel des Lebensendes wahrzunehmen und es geistlich zu gestalten, so Rauch.

Ihr Engagement basiere auch darauf, dass weder die Sterbenden noch die Angehörigen in dieser menschlich herausfordernden Grenzsituation zwischen Leben und Tod alleine gelassen werden dürften. So seien gemeinsames Beten, eine Zeit der Stille wie auch das Lesen in der Heiligen Schrift oder das Liedersingen Komponenten innerhalb einer ganz individuell gestaltbaren Abschiedsfeier. Der Sterbende steht im Zentrum. Mit ihm könnten auch noch Erinnerungen wach gerufen, auf das Leben mit all seinen Höhen und Tiefen zurück geblickt werden. Durch den Sterbesegen wird in der Seelsorge ein weiteres Ritual zur liturgischen Begleitung des Lebensendes neben der Krankensalbung angeboten, eine andere Dimension des Lebens berührt. Segnen heißt, dass alles, was ist, in den Raum zwischen den Menschen und Gott gestellt wird.

In ihrem neuen Amt ist Johanna Rauch bewusst, dass es wichtig sei, authentisch zu sein. So sei zielführend nur das zu vermitteln, von dem man selbst überzeugt sei, an das man selbst glaubt. Sie bietet ihren Dienst an, kommt gerne zum Gespräch in die Familien, aber auch im Alten- oder Pflegeheim, Hospiz sowie Krankenhaus. Jedes Miteinander sei wichtig. Auch wenn es am Ende nicht zu einem Segen komme. „Es kann nie verkehrt sein. Es ist immer richtig, egal was dabei herauskommt, “ so Rauch, die telefonisch unter der Nummer (06843) 14 31 zu erreichen ist. Kontaktmöglichkeit besteht auch über das Pfarramt in Reinheim, Telefon (06843) 754, Mailadresse: pfarramt.gersheim@bistum-speyer.de

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